zichl auf Zinsenzahlungen gefallen lassen. Der Eisenobmann Gottlieb Schröffl trug einen Hauptteil der Schuld an Diesen Zuständen.77) Er hatte als tieiter der Verlagsstelle Steyr und elnflußreichsrer 9-Kcmn beim Eisenwesen den Stahlverschleiß nach dem Reich in die Hände seiner Verwandten gespielt und der Gewerkscyaft dadurch die gewinnbringende Einnahme entzogen. Große Unternehmungen, die aber nicht zu diesen Bevorzugten -gehörten, wie das Handelshaus Egger, gingen zu Grunde. stieben dieser einseitig ausgerichteten Geschäftsführung taten Absatzstockungen das ihre hinzu, die Gewerkschaft mußte gegen hohe Zugeständnisse immer mehr Darlehen aufnehmen, so daß im Jahre 1668 bereits eine Schuldenlast von 891.798 Gulden entstanden mar.75) Rückständige Arbeitslöhne und Kohlenlieferungen vergrößerten diesen Betrag, so daß die Gesamtschulden bald auf eine Million Gulden angestiegen waren. Die zwangsweise entstandene Gesellschaft stand am Rande des Abgrundes. Hinzu kam eine länger anhaltende Absatzstockung, man erzeugte aber uneingeschränkt weiter und am Ende des Jahres 1668 war in Steyr bei der Hauptgewerkschaft 134.657 q 54 Vorrat vorhanden.7") Die jährliche Produktion betrug im Durchschnitt von 1620—1669 zirka 50.000 q, wovon ein Drittel auf Scharsachstahl kam.77) Für diese Erzeugungsmenge wäre ein Verlag von 320.000 fl pro Jahr erforderlich gewesen, der angesichts der Schulden der Handelsleute, die sich auf 135.235 fl 5 S 16 Pfg. beliefen, nicht bezahlt werden sonnte.78) Eine kaiserliche Kommission sollte im Jahre 1669 Abhilfe schaffen; doch auch sie war bei ihren Hilfsmaßnahmen auf das Kapital der wenigen vermögenden Händler wie Luckner und Mittermayr angewiesen. Die Gewerkschaft wurde in allen Belangen unter die Leitung des Kammergrafenamtes gestellt, um so den Einfluß der Händler zu verringern.78) Jede Auszahlung von Erträgnissen wurde bis zum Jahre 1678 eingestellt und einer neuerlichen Kommission m diesem Jahre ist es zu danken, daß die Gewerkschaft jene Krisenzeiten überdauerte; begünstigt wurde dies durch das Aufblühen des Exportes zu Beginn des 18. Jahrhunderts, der wesenlich zur finanziellen Besserung der Gewerkschaft beitrug, aber auch der Absatz im Inland hatte sich nach den siegreich beendeten Türk-enkriegen und dank der regen Bautätigkeit der späten Barockzeit sehr belebt. Weiterhin führte die Hauptgewerkschaft in ihrem Namen von der Verlagsstells Steyr aus die Handelsgeschäfte. Eine einschneidende Veränderung trat während der Regierungszeit Josefs I. ein; es folgte im Jahre 1781 die Freigabe der Roheisenerzeugung, d. h. es konnte nun jedermann Hochöfen oder Hammerwerke errichten. Im nächsten Jahr wurde die Roheisenwidmung aufgehoben; alle Lieferungsbeschrünkung-en schienen im Zeitalter des beginnenden Wirtschaftsliberalismus jeden Fortschritt zu hemmen. 1783 kam es zur Aufhebung des staatlichen Aufsichtsorgans, des Oberkammergrafenamtes: der Hauptgewerkschaft wurde die selbständige Geschäftsführung ermöglicht. An dessen Stelle traten die Beragerichte, wovon das im Land ob der Enns seinen Sitz in Steyr hatte. Die Stadt Steyr verlor im Jahre 1798 jedes Vorrecht im Eisenhandel; sie verkaufte um 685.000 fl ihr Einlagekapital an die Kanal- und Bergbaugesellschaft in Wien.8") Mit der Aufgabe dieser alten Privilegien und Vorrechte im Eisenhandel hatte die Stadt jede direkte Beteiligung am Innerberger Eisenwesen verloren und hatte keine Forderungen an die Gewerkschaft zu stellen. Der Handel erfolgte aber weiterhin über die Oberfaktorei Steyr. Von wesentlicher Bedeutung für den Eisenhandel der Stadt Steyr war der Transport des geschlagenen Zeugs von den Werkgaden bis zum privilegierten Stapelplatz. Laut Steyrs Stapelrecht mußte doch alles in Jnnerberg erzeugte Rauheisen von den Hammermeistern auf dem Landweg nach Groß21
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