in herrschende und einflußreiche Stellen im Rat. Sie erklärten, mit dem Eisenhandel und seiner verschuldeten Kompagnie nichts mehr zu tun haben zu wollen und kündigten im September 1625 den Verlag auf; die Eisenhandelsgesellschaft hatte also zu bestehen aufgehört. Auf Grund der ablehnenden Haltung der Stadtverwaltung gegenüber dem Eisenhandel erscheinen die uralten Privilegien und Rechte Steyrs im Eisenwesen für die Zukunft zweifelhaft. Der katastrophale Zusammenbruch des ganzen Eisensystems verlangte dessen gründliche Reorganisierung. Unter Führung Johanns von Wendenstein, einem Sproß eines österreichischen Eewerkengeschlechtes, tagte vier Monate eine große Kommission und es kam unter landesfürstlichem Einfluß zur Gründung jener Organisationsform, in deren Händen noch durch Jahrhunderte Erzeugung und Verhandlung des Eisens gelegen war, der „Innerberger Hauptgewerkschaft" Ihre Statuten wurden als „Hauptkapitulation über das neue Haupt- eisengewerkschafts- und Compagniewösen" am 20. Oktober 1625 publiziert.'') Die Radmeister mit ihren Werken in Eisenerz bildeten das erst» Glied, die Hammermeister mit ihren Betrieben, Landstücken, Waldungen, Holz, Kohle und Eisen das zweite und die Stadt Steyr mit ihrer Einlage, wozu aber schon das Geld gerechnet wurde, das sie auf Rad- und Hammerwerken liegen hatte, das dritte Glied; es waren also zum Unterschied von der früheren Eisenhandlungskompagnie alle drei in einem Körper vereinigt, in der Gewerkschaft, die den gesamten Besitz zu ihrem Eigentum zählte. Das kunstvoll ausgebildete Vertragssystem, das die 3 untereinander durch Jahrhunderte verbunden hatte, iedem einzelnen aber die Selbständigkeit gelassen hatte, mußte der Gewerkschaft Platz machen. Die Hauptgewerkschaft war in einzelnen Fällen an die Entscheidung des Kammergrafenamtes gebunden; jene landesfürstliche Behörde wurde im Jahre 1626 mit dem Amtssitz in Eisenerz eingesetzt und hatte die Gebarung der Hauptgewerkschaft zu überwachen.^) Wenn auch durch den Zusammenschluß der drei verwandten Glieder die Möglichkeit zur Rationalisierung der Betriebe vorhanden war, machte sich doch bald das Fehlen eines entsprecbenden Betriebskapitales ungünstig bemerkbar; ja die Beteiligung Stevrs gab Anlaß zu dauernden Unstimmigkeiten und inneren Kämpfen. Die Stadt selbst litt zur Zeit der Gründung der Gewerkschaft unter einer drückenden Schuldenlast und ging einem raschen Verfall entgegen. Kriege, innere Wirren, Auswanderungen der vermögenden protestantischen Bürger. Einauartierunas- und Kriegslasten trugen zum wirtschaftlichen Ruin der einst reichen Eisenstadt bei. Diese konnte keine höhere Einlaaesumme aufbringen, man mußte daher wieder Schulden machen, entlehnte Geld bei den Eilenhändlern, die mm in der Gewerkschaft überragenden Einfluß erlangten. Tirotzdem man hei Gründung der alten Eisenbandelsgesellschast wie be! der Innerberger Hauptgewerkschaft die Vorherrschaft der reichen Steyrer Eisenhändler m brechen beabsichtigte, aelona es beide Male nicht. Die herrschenden Handelshäuser hehauvteten kraft ihrer überragenden Stellung im Gemeinwesen maßgeblichen Einfluß und sie brachten den gewinnbringenden Verschleiß nach dem Ausland in ihre Hände Diele Großhändler bewaen im Namen der Gewerkschaft fast die gesamte Produktion, übten praktisch den alleinigen Handel aus und erwarben in wenigen Jahren ein beachtliches Vermögen. Die Gläubiger mußten sich eine Herabsetzung ihrer Darlehensforderungen und den Ver20
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