Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Oktober 1952

Land, aber doch noch von einem norischen König regiert worden. Claudius gab dem Land eine Provinzialverwaltung. Maßgebend für diese Aenderung war der Einzug der südlichen Stadtkultur gewesen. In Kärnten, Osttirol und im Salzburgischen wurden die allmählich entstandenen stadtähnlichen Siedlungen als freie Städte orgaimsiert. Virunum (Zollfeld bei Klagenfurt), leunua (Sankt Peter im Holz), Aguntum (Dölsach bei Lienz), Juvavum (Salzburg) und im Westen Brigantium (Bregenz) wurden Munzipien.st Das Donaugebiet folgte unter Hadrian (117 bis 138) nach, wo Ovilava (Wels) und Aelium Cetiurn (St. Pölten) zu freien Städten gemacht wurden. Im Osten in Pannonien, waren Carnuntum und Vindobona ebenfalls Städte geworden, während in der Steiermark bereits unter den Flaviern Solva zur Stadt erhoben wurde. Diese städtische Organisation des Landes war für das gesamte Römerreich bezeichnend, ja jenes bestand im Grunde genommen aus einer Unzahl freier Städte. Sie regierte ein aus 100 Personen bestehender Gemeinderat (ordo), an dessen Spitze 2 Stadtrichter (II viri jure dicundo) standen. Zwei weitere Beamte (Aedilen) sorgten für die Verwaltung. Alle 5 Jahre wurde der Steuertatafter neu aufgestellt (census) und alljährlich wurden die Beamten frei gewählt. Niedere Gerichtsbarkeit und Freizügigkeit im Verkehr und in der Wirtschaft schufen gemeinsam mit dem großen zugewiesenen Landbezirk die Grundlage für den Reichtum der Städte. An die Stelle der Legionsüetache-ments waren an der Donau längst Älen'') und Cohorten getreten, d. h. Militär, das nicht aus Reichsbürgern bestand, sondern in den Provinzen selbst rekrutiert wurde. Rach Abschluß der Dienstzeiten erhielten seine Soldaten das Bürgerrecht. Das Land war fast durchgehend romanisiert, wenn auch die Zusammensetzung der Bevölkerung sich nicht staök durch Zuwanderung verändert hatte. Willig waren die Bewohner zur neuen Stadtkultur erzogen worden. Nicht nur Militär schützte die Nordgrenze, sondern vorgelagert wurde ihr ein Kranz von Klientelstaaten, modern würde man Satellitenstaaten sagen. Für den oberösterreichischen Raum von Bedeutung ist hier der Staat der Naristen im Mühlviertel und der der Markomannen im anschließenden Waldlind Weinviertel. Die Markomannen hatten das Gebiet der Kamper ihrem böhmischen Gebiet angeschlossen. Jenseits der March folgte dann das Reich der fuebifchen Quaben. Diese Staaten, monarchisch organisiert, waren vom römischen Statthalter abhängig. Mehr als einmal hat Rom hier diplomatisch eingegriffen und die Regierung nach seinem Willen organisiert. Auch der große Gegenspieler im Norden, Marbod, hat das fühlen müssen. Tiberius, der Nachfolger des Augustus, hatte ihn beim eigenen Volke unbeliebt gemacht, hatte die Nachbarn gegen ihn mobilisiert und so mußte Marbod schließlich beim verhaßten Feind südlich der Donau Zuflucht suchen. Der kaiserliche Prinz Drusus kam an die Donau und wie ein militärisches Schauspiel, wie eine Demonstration der römischen Macht, erfolgte 19 n. Chr. der Uebertritt des Germanenfürsten (etwa bei Linz) auf römischen Boden. Arcana imperii, Geheimnisse der Regierung, nannte man das in Rom. Dabei war man aber im Süden ängstlich darauf bedacht, die „Unabhängigkeit" der Staaten zu wahren, das heißt eine Koalition all dieser Kleinstaaten zu verhindern. Dieses System bewährte sich solange, als der Protektor, in diesem Falle also Rom, stark war. Beim tleinsten Anzeichen von Schwäche konnte es aber zum Zusammenschluß dieser Gebiete kommen und die Dämme an der Grenze brachen. 166 n. Chr. kam es zum erstenmal dazu. Der Einfall konnte leicht erfolgen. Große Abteilungen des Donauheeres waren nach dem Osten abgezogen worden, um gegen die Parther, den Erbfeind, zu streiten. st Kreisstädte, Landstädte -) Kleine Neitercibteilungen (Anmerkung der Gchriftleitung) 6

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