Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Oktober 1952

als Beamter tätig war. Sein« 3id)iiumgen, unter denen auch einige Dramen sind, gab 1879 der Tiroler Dichter Adolf Pichler heraus. Zeitweise lebte auch Otto Prechtler (geb. Grieskirchen 1813, f Innsbruck 1881) in Steyr, nachdem er 1866 als Archivdirektor des Finanzministeriums und Nachfolger Franz Grillparzers in den Ruhestand getreten. Grillparzer suchte ihn auch als Dichter zu fördern. Von seinen Dramen hat Heinrich Laube mehrere ani Burgtheater aufgeführt. Ueber 40 Operntexte hat er geschrieben, konnte sich aber nicht durch- setzen. Denn er zeichnete die Menschen so, wie sie sein sollen, nicht wie sie sind, und hatte somit seine Zeit überlebt. Mehrere Gedichtsammlungen verfechten seine Auffassung, daß der Dichter das Leben verklären müsse, eine Meinung, die zur Zeit des Realismus der Vergangenheit angehörte. Mit Grillparzer und Feuchtersleben stand auch Adalbert Stifter in Beziehung, der für Steyr in mancher Hinsicht wichtig wurde. Schon in der Jugend in Kremsmünster hatte er Söhne des Eisenhändlers Josef v. Koller unterrichtet und in dessen Haus auf dem Steyrer Stadtplatz Aufnahme gefunden, vielleicht sogar gleichzeitig mit Franz Schubert. Aus dieser Zeit stammt ein Aquarell Stifters, das St. Ulrich darstellt. Von Linz aus mußte er dann als Schulrat wiederholt Inspektionsreisen unternehmen. Seine nicht immer erfreulichen Beobachtungen im damaligen Schulwesen hat er in einem Aufsatz zusammengefaßt, in dem er auch der Schulverhältnisse in Steyr gedenkt. Von Steyr aus schreibt er 1863 seiner Gattin Amalia mehrere Briefe, die in ihrer bezeichnenden Mischung von Alltäglichem und Offenbarung tiefster Liebe zu den schönsten aus seiner Feder zählen. Dieben offiziellen Persönlichkeiten besuchte er in Steyr wiederholt den Fürsten Gustav Joachim Lamberg, den er von den Wiener Jugendtagen her kannte. In Steyr hat er 1856 die letzte Feile an den Schluß des 2. Bandes sein« „Nachsommers" gelegt. Und da er auch als Konservator tätig war, überwachte er die Arbeiten zur Wiederherstellung der Steyrer Stadtpfarrkirche, veröffentlichte darüber in der „Linzer Zeitung" einen Aufsatz (1857) und berichtete eingehend über den Fortgang der Dinge an die Zentraikommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- iinb historischen Denkmale. Stifter hatte von der Rettung des gotischen Altars in Kefermarkt her eine gewisse Erfahrung. Wenn er nun im Sinne eines Stil- purismus aus der Stadtpfarrkirche die Barockaltäre und die barocken Figuren von den Pfeilernischen entfernen ließ, weil ihm Barock und Rokoko als Verfallszeiten erscheinen, wenn er neugotische Altäre befürwortete, so wird man das dem Zeitgeschmack des Historismus zugute halten müssen. Aber die Restaurierung der Jahve 1854—1857 hat doch manche Schönheiten gerettet, so das wundervolle Sakramentshäuschen beim Hochaltar, und die Freilegung der vermauerten Fenster im Chor gebracht. Auch hat Stifter auf die Bedeutung der Margaretenkapelle und des alten Taufsteines aufmerksam! gemacht. Wenn es nach ihm gegangen wäre, so wären noch weitere Anbauten und Kapellen entfernt worden und wäre die Mauer um die Kirche durch ein Gitter ersetzt worden. Sein Interesse für den ehrwürdigen Bau aber hat die schönen Seiten im 3. Bande des „Nachsommer" im Kapitel „Das Vertrauen" gezeitigt, in dem von einer Fahrt zu einer kleinen, abseits auf.einem Hügel aetegenen alten Kirche erzählt wird, der dieselbe Erneuerung wie der Steyrer Stadtpfarrkirche zuteil wird. Er nennt die Kirche eine der schönsten und edelsten und läßt daran tiefe Gespräche über Kunstdinge, Wandlungen des Schönheitsbegriffes sowie über Liebhaberei und Liebe sich anknüpfen. So hat Stifter neben Wien, Kremsmünster, Kefermarkt, Hallstatt auch Steyr in seinem „Nachsommer" ein Denkmal gesetzt. Die geschichtlichen Umstände von der Erbauung der Stadtpfarrkirche in Steyr aber entnahm er vielfach der „Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyer und ihrer nächsten Umgebungen", die der Chorherr von Sankt Florian Franz T. Pritz, Sohn einer Steyrer Kaufmannsfamilie, 1837 veröffentlicht hatte. Pritz hatte seine geschichtlichen Studien in Wien gemacht, war am Linzer Lyzeum Lehrer des alten Bundes und der orientalischen Sprachen, 17

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