später im Plan zu einer großen deutschen Geschichte erweitert. Auch für den „Triumphbogen ' und die Ehrenpforte Maximilians"; eine die Taten und Eigenschaften des Kaisers verherrlichende Unternehmung, die der Kaiser bei verschiedenen Künstlern in Auftrag gegeben hatte und von der freilich nur ein Entwurf im Holzschnitt angefertigt wurde, stellte er das geschichtliche Ma- terial. Zugrunde lagen der Idee die „trionfi" der Renaissance. Hauptmomente aus dem Leben des Kaisers mit gereimten Ueberschriften, die Stabius dichtete und der spätere Abt des Wiener Schottenklosters Benedictus Chelidonius ins Lateinische übertrug, machen das Werk zu einer Art Seitenstück zu den großen Gedichten des „Theuerdank" und des „Weißkunig". Auch für die Holzschnitt- folge von Maximilians „Triumphwagen" wurde Stabius vielfach herangezogen; im Geist der Zeit arbeitete er an einem Stammbaum der Habsburger, die er an Cham und Noah anzuknüpfen suchte. In feinem Aufträge und nach Angaben des Astronomen Heinfegel zeichnete Albrecht Dürer die nördliche und die südliche Himmelskugel, und die Weltkarte von 1515, die ebenfalls auf Stabius zurückführt, ist die erste perspektivische Darstellung der Erdkugel. Nach Maximilians Tod zog er sich vom Hofleben ganz zurück und genoß seine reiche Pfründe als Domdechant von St. Stephan zu Wien, bis ihn auf einer Reise nach Graz am 1. Januar 1522 plötzlich der Tod ereilte. Auf einem heute verschollenen Gemälde Albrecht Dürers „Der Tod Mariä" soll er Hinter den Personen, die das Sterbebett umstehen, abgebildet gewesen sein, ebenso soll sein Antlitz als Modell für Dürers Bild Kaiser Karls des Großen gedient haben. Wie Stabius stand auch Dr. Josef G r ü n b e ck dem Kaiser Max nahe, wenn er auch kein gebürtiger Steyrer war, wie man früher vermutete — seine Wiege stand in Burghausen — so hat er doch von Maximilian die Spitalmühle an der Steyr zu seinem Ruhesitz erhalten und ist um 1530 auch hier gestorben. 1495 ist er mit dom Kaiser zu Felde, wird dann Lehrer des lateinischen Stils zu Ingolstadt, hat in Augsburg unterrichtet, dichtet Komödien, die er mit seinen Schülern aufführt, stellt am 26. November 1497 in Gegenwart des Kaisers den „Streit zwischen Virtus und Fallacicaptrix (Verstellung, Hinterlist) vor dem Richterstuhl Maximilians" dar und wird dafür zu seinem Schreiber gemacht. Bei der Ausführung von Celtis' Huldigungsspiel „Ludus Dianae" am 1. März 1501 in Linz spricht er den Prolog. Doch war es mit seinen wissenschaftlichen Leistungen nicht weit her. Denn mit seinem „Speculum naturalis, coelestis et propheticae visionis“ (1507), das immerhin weit verbreitet gewesen sein muh, begibt er sich ins Gebiet der Wahrsagerei, wie es der aufgeregten Zeit taugte. Er ist der Verfasser des Horoskops der Stadt Steyr, das sich natürlich in ziemlich allgemeinen Wendungen bewegt. Auch geschichtliche Arbeiten stammen aus seiner Feder, so eine „Historia Friderici III. et Maximilian] I.“, die den Erzherzog Karl (V.) mit den Tugenden seiner Ahnen bekannt machen sollte. Inzwischen war Steyrs wirtschaftliche Bedeutung gestiegen. Die Eisen- verarbeitung hatte den Ruf der Stadt weit in die Lande getragen, was sich nicht nur im politischen Ansehen der Stadt auswirkte, sondern auch in ihrem kulturellen Leben offenbarte. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts mehren sich die Nachrichten über die Kunstübung der M e i st e r s i n g e r in Steyr, als deren Begründer auch hier der sagenhafte Heinrich von Ofterdingen auftaucht. Steyr hatte sich seit 1525 der Bewegung der Reformation immer mehr angeschlossen, der Verkehr mit anderen protestantischen Städten war rege, der Austausch von Gesellen in der Blütezeit des Handwerks sehr beliebt. 1562 besteht in Steyr bereits eine vollkommen ausgebildete Meistersingerschule, die vielleicht schon zu Beginn der Vierzigerjahre begründet wurde. Zehn von den Gründern gehören Eisenbearbeitern an, besonders stark sind die Messerer, Schleifer und Schmiede vertreten. Die Tabulatur, also das meistersingerliche Gesetzwerk, für Steyrs Singschule kam durch den Essener Lorenz Wessel, einen
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