Steyr und die Glaubenskämpfe

kamen und endlich, da der Kampf kein Ende nahm, auch die Kaiserlichen anrückten, mußten sie Niederlage auf Niederlage einstecken. Am 25. Juli wurde Enns befreit, am 26. Juli Markt und Schloß Ebelsberg, während die Bauern Linz erfolglos bestürm¬ ten. Die Bauern zogen sich am 29. Juli unter Achaz Wiellinger nach Stepr zurück, wo seit dem 27. Juli Aufregung und Tumult herrschte. Die Klöster Garsten und Gleink waren geplündert worden die Bürgerschaft mit den gefundenen Rüstungen, Doppelhaken und Musketen beteilt worden. Im Schloß waren der Rentmeister und der Pfleger vertrieben, die Rüstkammer erbrochen worden. Dem Bauernführer erklärten die Steprer daß sie ihn unterstützen wollten, doch dürfe der Kampf nicht gegen den Kaiser sein.!) Den Zusatz ignorierend, befahl Wiellinger für Nachmittag den 29. Juli, den Abmarsch. Wer sich nicht freiwillig an den Versammlungsplatz begeben wollte, wurde mit Schlägen hingetrieben. Es zogen aber doch nur wenige mit den Bauern nach St. Florian, die übrigen blieben im Lager beim Friedhof. Nach Plünderung der Märkte St. Florian und Neuhofen?) kehrten die Bauern nach Stepr zurück und plün¬ derten das Dominikaner= und das Kapuzinerkloster und auch Garsten. Madlseder wurde wegen der Befreiung des dänischen Abgesandten zum Tode durch den Strang ver¬ urteilt und zur Exekution in das Tager bei Tinz gesandt, wo er aber dank seiner großenBeliebtheit bald wieder zu Ehren kam.3) Da sich die Bauern an den in Melk vereinbarten“) Waffenstillstand nicht halten wollten, sondern weiter plünderten und mordeten, setzten die kaiserlichen Truppen den Kampf ebenfalls fort. Den katholischen Bürgern vom Stepr sandte Oberst von Auers¬ berg aus Enns sogenannte „salva guardia“, kleine Täfelchen mit dem kaiserlichen Adler und den genannten Worten, die bei Einzug der kaiserlichen Truppen vor die Tür gehängt werden sollten um vor Anfechtungen sichen zu sein. Während in Melk weiter verhandelt wurde, schlug der kaiserliche Oberst Prenner die Bauern im Mühl¬ viertel, nahm am 16. August Freistadt, erlitt Wiellinger durch Oberst Löbl eine Schlap¬ pe und mußte sich verwundet mit dem Rest seines Haufens nach Steyr zurückziehen; Hauptmann Wurm geriet vor Enns in Gefangenschaft. In Stepr wurden die Katho¬ liken von den wütenden Bauern beschimpft und bedroht. Sie entrannen nur durch die Vermittlung ihrer protestantischen Mitbürger, die sie vorher denunziert hatten und denenes nun leid tar, dem grausamsten Tode.5) Am 22. August rückte plötzlich Oberst Löbl von Enns her gegen Steyr vor und ließ anfragen, ob sich die Stadt ergeben wolle. Die Bürger entschlossen sich, die Schlüs¬ sel zu übergeben, worauf die Bauern aus der Stadt entflohen. Ihre Hauptleute aber wurden gefangen genommen. Abermals wurden die Häuser geflohener Bürger geplün¬ dert diesmal die der Gegenpartei, und dem Anführer der kaiserlichen Truppen mußten 500Reichstaler bezahlt werden. Nun kehrten auch die Geistlichen und die Dominikaner wieder in die Stadt zurück und das Leben lief wieder in den alten Bahnen. Am 26. August schwor der Rat dem Kaiser aufs neue unverbrüchliche Treue in Anwesenheit eines kaiserlichen Kommissars, worauf ein Großteil der Besatzungstruppen nach Wels weiterzog.6) Die weiteren Ereignisse des Bauernkrieges berührten Stepr nicht mehr. Linz wurde am 51. August von der Belagerung befreit. Am 7. September trat ein in Uelk geschlossener Waffenstillstand in Kraft. Den Bauern wurde bei Abbitte und Nieder¬ legung der Waffen allgemeine Verzeihung angekündigt. Obwohl der Vertrag auch den baprischen Hofe verkündet worden war erschienen erneut baprische Truppen im Lande, die die Bauern zu quälen begannen. Noch einmal flammte der Krieg auf das baprische Heer wurde geschlagen, der Aufstand ergriff den Hausruck= und Mühlkreis bis Graf Dappenheim in vier blutigen Schlachten bei Eferding, Emunden Döcklabruck und Wolfsegg die Bauern schlug, ihre Anführer gefangen nahm, womit der Krieg anfangs Dezember sein Ende fand 1) Pritz,Steyr S. 264. 3Dgl. Stülz: Geschichte des Stiftes St. Florian, S. 155. 3) Kurz, Beiträge l. Bd., S. 528—551. Madlseder war sogar einer der Abge¬ sandten an die kaiserliche Kommission in Melk. Ebenda: Am 4. August kamen aus allen Kreisen Ausschüsse zusammen. 3 Zetl, den selbst zu Ohren= und Nasenabschneiden verurteilt worden war erzählt genauestens die Vorgänge und die glückliche Rettung. Zetl S. 66 ff. 6)Wofür der Kriegskommissar Dropst von Ardacker 500 Reichstaler von der Stadt zum Geschenk erhielt. Pritz, Stepr S. 268. Die gleiche Summe mußte später Oberst Löbl bekommen, der nach der Befreiung von Wels über Stepr nach Enns zurück¬ kehrte. 94

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