Steyr und die Glaubenskämpfe

I. Einleitung. Kirchliche und politische Lage im Lande o d. Enns vor der Glaubensspaltung.!) Im 16. Jahrhundert unterstand das Land o. d. E. in kirchlichen Dingen dem Bistum Passau, das als Suffraganbistum dem Erzbischof von Salzburg unterstellt war. Seit 1515 bestanden zwei Offizialate eines für das Land o. d. E. mit dem Sitz in Passau das andere für das heutige Niederösterreich soweit es damals passauisch war, mit seinem Sitz zu Maria am Gestade in Wien. Eine Verlegung des obderennsischen Offizialates dessen Inhaber meist ein Dassauer Domherr war, wurde 1584 von Bischof Urban v. Trenbach angestrebt, um durch einen Vertreter im Landtag mitbestimmend den Gang der katholischen Reformation beeinflussen zu können, sie scheiterte am Widerstand der lutherischen Stände und an der ablehnenden Haltung der österreichischen Regierung.? Diese erwartete sich von einer auf ihre Verordnungen hin durchgeführten erfolgreichen Gegenreformation eine Stärkung ihrer landesfürstlichen Gewalt und eine innigere Zu¬ nur ammenarbeit mit der Kirche konnte die Früchte der geleisteten Reformtätigkeit schmälern. fein¬ E. zwar das Am Beginn der Glaubenssgaltung war über das Land o. d. maschige Retz einer kirchlichen Organisation gebreitet, ihr Leiter aber, der katholische Bischof, hatte seinen Sitz außerhalb der Landesgrenzen in Passau. Die Entwicklung des Landes beruht auf zwei Faktoren: dem Beharrungsvermögen kirchlicher Ordnungen und der raschen Wandlungsfähigkeit staatlicher Verhältnisse.s So werden die Landesinteressen in zwei immer mehr auseinanderstrebende Teile ge¬ spalten, zwischen welche der die Trennung verstärkende Keil der lutherischen Reform¬ bewegung fährt. Die Dosition des Diöcesans ist von vorneherein schwach. Hinter ihm eine steht kein starkes und hilfsbereites Erzbistum denn Passau und Salzburg trennt traditionelle Scheidewand die aus der Zeit des Wettstreites um die kirchliche Ober¬ hoheit in der karolingischen Ostmark stammt, aus dem Salzburg nach erfolgreicher pan¬ nonischer Mission als Sieger hervorgegangen war. Ein weiterer Grund waren die Grenzverhältnisse zwischen Salzburg und dem E.; beide Länder wurden nur durch das Mondseerland verbunden das Lande o d. geogrephisch und kulturell auf beide anziehend wirkte. Dassau hat sich die Zuneigung Salzburgs nicht gewonnen als es mit größter Zähigkeit in Oesterreich an Machtfülle wuchs und sein Nebenbuhler sich auf den Südosten Oesterreichs u. d. E. beschränken mußte. Eine Schwächung der Dosition Passaus im Glaubenskampf bedeutet seine Tage außerhalb des Landes und die Besetzung des Bischofstuhles durch einen weltlichen Für¬ sten, der als Herzog von Bapern und Wittelsbacher zu den Erbfeinden des Kaisers und der habsburgischen Drnastie gehörte. Die eifersüchtige Wahrung der Landeshoheit Das grundlegende Werk über die kirchlichen Verhältnisse des Landes o. d. E. 9 in der Reformationszeit und ihre Entwicklung in engster Verbindung mit der poli¬ tischen Geschichte wurde von Drof. DDr. Karl Eder herausgegeben: Studien zur Re¬ Bd. Linz 1955: Das Land o. d. E. vor der formationsgeschichte Oberösterreichs,1. Glaubensspaltung (1490—1525). 2. Bd. Linz 1956: Glaubensspaltung und Landstände in Oest. o. d. E. 1525—1602. 2) Versuch des Bischofs, seinen Schwager Deit Tättenpeck als seinen Vertreter zum Linzer Landtag zu senden war gescheitert. 10. III. 1577 Schreiben des Bischofs an die Stände. LLA., Neuerwerbungen Bd. XVI. Nr. 2. — 15. VI. 1584 Mahnschreiben mit Protest der Stände. Punkt 8. L.=Annalen Bd. XVI. Bl. 457. 3) Eder I. a. a. O. S. 2. 7

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