fort die Schule aufgelöst. Im übrigen würden sie frei wenn der Rat fünf andere Geiseln senden würde. Da ihrer zu Hause dringende Geschäfte harrten bäten sie den Rat, für die Bereinigung des Doenfalles zu sorgen. So schnell zahlte aber Stepr nicht. Der Rat unterfertigte aber auch den Revers nicht und wegen des Doenfalles verlangte er ein richterliches ErkenntnisNach einiger Zeit erkrankte Aidn im Arrest, wurde schließlich freigelassen, storb aber vier Tage später. Gegen Zahlung einer Kaution der Wiederherstellung wurden auch die anderen freigelassen. Stepr aber zahlte nicht, die Kaution schien ihm hoch genug gewesen zu sein. Das folgende Jahr brachte für Garsten neuerlich einen Abtwechsel. Alexander di Lacu ging als Abt nach Krenssmünster und Johann Wilhelm Heller von Gleinkt) wurde Abt zu Garsten (1601—1615). Sei es, daß die Steprer Protestanten Morgenluft witterten und glaubten sich mehr erlauben zu können, sei es daß die aufrührerischen Elemente unter der Bevölkerung spontan ihren Gefühlen Luft machten, als sie die Neuerung so offensichtlich über ihr angestammtes Bekenntnis triumphieren sahen, der Markustag und seine feierliche Drozession von Garsten nach Steyr löste ein „großes Spektakel“ aus.?) Der Tag blieb ein berüchtigtes Datum in der Reformationsgeschichte Steprs. Beim St.=Gilgen=Tor (bei der Pfarrkirche in Stepr) versammelte sich eine große Zuschauermenge. Das „ledige Gesindel“ Handwerker und Arbeiter, begrüßte die seierliche Drozession mit Schwertern umgürtet und Steine in der Hand. Ein Schnei¬ derssohn soll das Signal gegeben und mit seinem Steinwurf den Tumult begonnen haben. Steine flogen Pfarrer Widersperger wurde schwer am Kopfe verwundet, ein Garstner Novize in die Enns gehetzt (er wurde aber gerettet), die Fahnen wurden zer¬ rissen, die Bücher verstreut, die Mönche flohen — die Täter ebenso. Zur Verant¬ wortung konnte niemand gezogen werden, denn die Täter wurden nie ausgeforscht. Lindner schreibt: Jacobus Flieher pluribus annis Styrae palam ambulare ausus non est.3) Es scheint, daß der Rat nicht sehr bemüht war ihn zu holen und auch von niemand dazu gezwungen wurde. Der Landeshauptmann hielt es für wirkungsvoller, sich an den verantwortlichen Magistrat zu halten. Die Ratswahlen für 1602 wurden nicht bewilligt, der Rat und 56 Bürger nach Linz zitiert, wo sie Treue und Gehorsam schwören mußten.4) Am 25. November 1601 zeigte ein Brief des Abtes von Garsten den Sterrern an, daß er auf kaiserlichen Befehl die Religions=Reformation durchzu¬ führen habe. Die Steprer verhinderten zwar die Ueberprüfung der Kirchenrechnungen und verweigerten die Herausgäbe der Schlüssel zu den übrigen Kirchen doch kam es zu keinen Tumulten mehr. Fortan verhinderte der Rat selbst solche Zwischenfälle, die der protestantischen Sache und der Stadt nur schaden konnten und außerdem die Dis¬ ziplin im Volke untergruben, an der den Stadtvätern gelegen sein mußte. In Zukunft wurden auch Katholiken als Bürger aufgenommen; nach Lindner soll damals in Steyr außer dem Färber — gemeint ist wohl Jakob Zettl — kein katho¬ lischer Bürger in Sterr gewesen sein. Das dürfte allerdings nicht stimmen; der Stadt¬ chreiber Draunfalk war auch katholisch und bei der Fronleichnamsprozession im Schloß im Jahre 1590 gingen fünf bis sechs Personen hinter dem Allerheiligsten.5) Auch in den Rat mußten einige Katholiken gewählt werden und Abt Wilhelm bestellte einen katholischen Schulmeister. Als Entschädigung für die Verluste am Markustag verlangte der Abt von Garsten 10.000 Dukaten und 600 fl für die zerrissenen Fahnen.*) gab sich aber schließlich mit 200 fl zufrieden. Die Anstellung des neuen katholischen Schulmeisters konnte die Stadt nicht verhindern.?) Aus Steprs Umgebung fand sich niemand bereit, die Stelle anzunehmen. Schließlich kam 1602 ein Elsässer M. Theo¬ bald Teuber, nach Stepr. Er verlangte 500 Gulden Gehalt von der Stadt schließlich etnigte man sich auf 200 fl; dafür zahlte ihm der Rat 50 fl für die Uebersiedlung. Er ist nicht alt geworden in dem Ketzernest Sterr. Die drei Gehilfen, die ihm zuge¬ 1) Heller war Schwabe, hatte als Profeß des Klosters Garsten in Graz studiert, war dann Pfarrvikar in Steyr und seit 1600 Administrator des Klosters Gleink. 2)Pritz S. 251; Prev. S. 550; Lindner S. 75—75. 3) Lindner S. 75. — 4) Am 22. Juni mußte die gesamte Bürgerschaft vor dem Rathaus erscheinen. Anscheinend fand ein Verhör statt, denn es wurden hierauf neun Verdächtige nach Linzeingeliefert. 5)Eder II, S 252. 6) Prev. S 550. 7)Lindner S. 80 ff. 72
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