änderung viele die Stadt verlassen würden, was einen großen Schaden für diese und besonders das Eisenwesen bedeuten würde. Nach zehn Monaten— inzwischen war der Fall Stepr beim Kaiser bearbeitet worden — traf Ende November 1598 der kaiserliche Bescheid in Stepr ein, ein Schlag für die bereits sich in Sicherheit wiegende Bürgerschaft.!) Der Doenfall sei gegeben, die Strafe von 8000 Dukaten bei Verlust der Stadtprivilegien und Bestrafung an Leib und Gut zu bezahlen. Angeordnet wurde die Abschaffung der Drädikanten, des exercitium religionis, Auslieferung der Schlüs¬ sel zur Pfarr=, Kloster= Spital= und Bruderhauskirche samt Urbar und Stiftsbriefen nach Linz, Rechnungslegung über die geistlichen und gestifteten Güter. Die Bürger¬ schaft habe sich zur Reformation zu bequemen und dem neuen katholischen Pfarrer kein Hindernis in den Weg zu legen.?) Pfarrer Lampt werde mit Rücksicht auf sein Alter gnädiglich nur des Landes verwiesen. Es gab nur noch eine Hoffnung für die Steprer, die Intervention der prote¬ stantischen Landstände in Prag. Solang verschoben sie die Ausführung des Befehles. Mit der Ueberreichung eines Memorialss) am 2.Jänner 1599 an Löbl erzielten sie keinen Erfolg. Dr. Garzweiler legte den Gesandtender Stadt nahe dem Befehle zu gehorchen.“) Zur selben Zeit wurden in Steprer Ratssitzungen Verhaltungsmaßregeln besprochen. Die Prediger sollten in Sicherheit gebracht werden; alle guten Christen sollen „überschlag und raittung“ machen, ob sie sich kommenden Zwistigkeiten gewach¬ sen fühlen Leib und Leben in die Schanze schlagen wollen, Haus und Hof verlassen um des Wortes Gottes willen. Drangsale würden nicht nur in das Privatleben ein¬ fallen, sondern auch in den Rat, dessen Aemter sicher sofort umbesetzt würden. Ein für allemal wurde erklärt, daß die christlichen Sachen christlich bleiben, auch wenn ie nur politisch geschrieben und beredet würden. Im übrigen aber könnten die Dre¬ diger nur mit Zustimmung der ganzen Gemeinde abgeschafft und die Kirchen gesperrt werden. Die Kommissare würde man bitten, die Durchführung ihrer Befehle selbst zu übernehmen. Als letztes Abwehrmittel solle eine von der gesamten Bürgerschaft ver¬ faßte Schrift den Kommissären von einem Ausschuß mit einem Fußfall überreicht werden. Diese sollten sehen daß die Religionssache eine Angelegenheit des ganzen Volkes sei. Eine große Versammlung wurde einberufen. Damit es aber aussehe, als hätte das Volk selbst diesen Plan ersonnen informierte Jakob Discher (Ratsmitglied) den Viertelmeister von Steprdorf, daß er ihn bei der Versammlung verkünde. So ge¬ schah es, und der Schwäher des Viertelmeisters erklärte sich bereit, die Schrift zu übergeben. — In der Sitzung vom 4. Jänner 1599 hatte der Rat schon die Nachricht aus Linz erhalten, daß es besser wäre, nachzugeben. Es wurde aber auf Bitten des Volkes beschlossen, mit der Durchführung bis zur Rückkehr der Gesandtschaft zu warten. Auch am 5. Jänner fand eine Sitzung statt; diesmal im Beisein des Mini¬ steriums. Es wurde beschlossen, nachzugeben, damit sich der Feind beruhige; Wider¬ stand ziehe nur verstärkte Strafen nach sich. Es finde daher am Dreikönigstag eine letzte Dredigt in der Stadtpfarrkirche statt. Im Kloster und im Spital werde weiter gepredigt. Die Drediger sollen in ihren Wohnungen bleiben und dort weitere Wei¬ sungen erwarten. Der folgende Tag brachte die Rückkehr der Gesandten und am 7 Jänner versammelte sich wieder der Rat und das Ministerium. Es wurde be¬ schlossen, die Pfarrkirche zu sperren, doch tröstete man sich damit, daß ein schnar¬ chender und pochender Feind weniger gefährlich sei, denn ein arglistig umherschlei¬ chender, weil man wisse, wo er angreife. Ein Abordnung des Volkes und die Viertel¬ meister wurden vorgelassen. Sehr demütig und bescheiden beteuerten sie ihre Einfalt, doch bäten sie: 1) St.A., K. XI, L. 24, Nr. 1718: R.Pr. 1599, S. 1—56 58 79, 81, 84 f. 100, 252 ff, 257, 256, 258, 285, 289. Prevenhuber S. 525ff; Khevenhiller 87, 92, S. 2079; Lindner S 49f; Raupach Bd. IV, S. 128ff; Loesche: Zur Ge¬ Bd. V schichte des Protestantismus in Oberösterreich. Ihrb. d Prot. Bd XLV und XLVI S. 201 ff; Czernp A.: Katholische Feiertage in Stepr. Blätter aus der Zeit (1925), der Gegenreformation in Oberösterreich, S. 85 ff. 2) Prev. S. 520 ff. 3) Bei Raupach Bd. IV, Beilagen S. 59 ff. 4) Er hatte von der Gesandtschaft eine kleine „Handsalbe“ von 50 Dukaten, seine Frau ein Geschenk von 25 Dukaten überreicht bekommen. 66
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