Steyr und die Glaubenskämpfe

B. Katholische Reformation. I. Anfänge der Gegenreformation a) Auf dem geistlichen Sektor. Die Diözesanspnode in Passau vom 1. April 1576 hatte die Abschaffung der Priesterehe und des Laienkelches sowie die Mitwirkung des bei Er¬ Landes o. d E. richtung eines Priesterseminars beschlossen. Diese Beschlüsse waren von den Drälaten abgelehnt worden.!) Der Reformversuch Bischof Urbans war gescheitert und beim alles alten geblieben. Auch die Veröffentlichung eines Auszuges Beschlüsse, der Trienter des Summmeriums und einer Disitation der Pfarren durchBischof Urban Jahre im 1580 blieb erfolglos.*) Der Prälatenstand verweigerte die für da er Durchführung, einen Einfluß in den inkorporierten Pfarren fürchtete. Hierauf berief Bi schof Urban die Prälaten nach Passau, wo zwischen ihm und den Prälaten von Lambach,Wilhering, Garsten und Waldhausen vom 15. bis 21. Oktober 1580 eineKonferenz tattfand.s) Die von den Klöstern auf dem Wege des Gewohnheitsrechteserlangten Freiheiten bezüglich der ihnen inkorporierten Pfarren, die dadurch der Jurisdiktion desBischofs entrückt worden waren, siegten bei dieser Konferenz über die erstarkendeBischofs¬ gewalt eines Urban von Trenbach, der seine Macht bis in die Dorfpfarrenvortreiben wollte. Nur so wäre es ihm möglich geworden die Kraft des katholischenGlaubens und seines kirchlichen Lebens gegen den Eifer der lutherischen Dredigt zu setzen und dabei das Feld zu behaupten. Die tiefgreifende Spaltung des katholischen Klerus in Kloster= und Weltgeistlichkeit verhinderte die Durchführung eines wirkungsvollen Reformkampfes und überließ so notwendigerweise den Kampf gegen den Drotestantis¬ mus der weltlichen Gewalt. Die Erneuerung des katholischen Glaubens innerhalb der Klöster aber leitete der Bischof ein, indem er reformfreudige Männer als Aebte zu ihrer Leitung berief, wie z. B. 1574 Abt Johann I. Spindler für Garsten und nach ihm 1591 Abt Martin Alopitius,4) der mit strenger Hand über die Reinheit des katholischen Glaubens in einem Kloster wachte.s) Ebenso war im Kloster Gleink mit Abt Georg Andreas (1575—1585) der Geist der katholischen Erneuerung eingezogen. der mit dem Re¬ gierungsantritt Rudolfs II. auch die Reichspolitik bestimmte, bis zum zweiten Bauern¬ krieg ohne Anwendung äußerer Gewalt. Als Richtlinie für die Geistlichkeit galt die von Bischof Urban im Jahre 1590 herausgegebene Pastoralinstruktion für den Klerns des Landes o. d. Enns. Da die geistige Aufbauarbeit der katholischen Geistlichkeit auf dieser Instruktion basierte, muß einiges darüber gesagt werden. Erst die Durchführung einer Reform in äußeren kirchlichen Belangen konntedie Reformation der katholischen Kirche durch den weltlichen Arm zum Erfolg führen. Die Mißstände, die die Ursache der Glaubens¬ spaltung gebildet hatten, mußten von vornherein ausgeschaltet werden. Deshalb ver¬ faßte Bischof Urban im Jahre 1582 eine Pastoralinstruktion für Oesterreich unter der Enns, die er an Klesl sandte, der sie verbesserte,s) und im Jahre 1587 eine Pas¬ sauer Agende (Actus sacerdotali seu brevis eorum informatio), ebenfalls für das Land unter der Enns.?) Im Jahre 1590 erhielt das Land o. d. Enns die „Articuli reformationis“ eine eigene Dastoralinstruktion, dazu eine Durchführungsanleitung für die Archipresbpter 1)Teilweise gedruckt bei Hopfen: Kaiser Maximilian II., S. g1off. 2) Wiedemann I. S. 287 ff. 3) Eder II, S. 190 erwähnt einen diesbezüglichen lateinischen Bericht ohne Jahreszahl in den Waldhausener Akten, Bd. I. Durch die Angabe zweier Wochen¬ daten lassen sich die Jahre 68, 74 80 und 85 bestimmen. Da die Konferenz wohl sicher nach Rudolfs II. Regierungsantritt anzusetzen ist, scheiden die ersten zwei Daten aus. Deshalb entscheidet sich Eder mit Rücksicht auf das Summerium für 1580. Koch S. 155; Klein Bd. IV, S. 205—206. In Schwaben geboren, studierte er bei den Jesuiten in Graz. Er begann mit der Reform der Landpfarren. 5) Mit Unterstützung Bischof Urbans. Klein, Bd. IV, S. 550. Wiedemann, 2. Band, S. 562. 6)Gedruckt bei Wiedemann Bd. II, S. 471ff. 7) Gedruckt bei Wiedemann Bd. II, S. 492, Anm. 1. 59

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