Lateinische Inschriften auf Grabsteinen, auf dem im Jahre 1569 neu angelegten Friedhof und dem 1575 errichteten Neutor zeigen den Einfluß der Lateinschule auf die bürgerlichen Kreise der Stadt.!) Die katholische Reformation bereitete nicht nur dem protestantischen Kirchenwesen sondern auch der Lateinschule ein Ende. Nach dem Abschied der protestantischen Drediger im Jänner 1599 mußten auch die protestan¬ tischen Lehrer Abschied nehmen.?) Mauritius hinterließ dem Rat eine „ansehnliche Dalediction“ in lateinischer Sprache, der einige deutsche Reime angefügt waren.s) Im nächsten Jahre verließen auch die Lehrer der protestantischen deutschen Schulen Stepr (Basilius Thierfelder und Christoph Ulmann), deren Stellen mit Ka¬ tholiken besetzt wurden. Die Wiedereinführung des protestantischen Gottesdienstes am 51. August 1608; in der Schulkirche brachte auch die Wiedereröffnung der Lateinschule, die bis zum endgültigen Verbot eine Blütezeit unter dem Rektor Aegpdius Weixelberger aus Regensburg und dem Konrektor M. Jakob Tpdeus von der protestantischen Stadt¬ chule in Horn erlebte. Mit Befriedigung stellt Dreuenhuber wiederum fest daß die blühende Lateinschule mit dem landständischen Gpmnasium in Linz wetteifern konnte. Am 10. November 1624 wurde die Schule samt Kirche den Dominikanern von der inStepr weilenden Reformationskommission an deren Spitze der Baprische Statt¬ halter Graf Herberstorff stand übergeben. (Oberösterreich war damals an Herzog Maximilian von Bapern verpfändet.) Es war dies eine prompte Durchführung der am 30. August und g. Oktober 1624 bekanntgegebenen Erlasse, daß protestantische Prediger und Lehrer das Land sofort zu verlassen haben. VI. Die Zeit von der öffentlichen Religionsänderung bis zum Einsetzen der Gegenreformation a) Festigung und Ordnung der neuen Lehre. Im Jahre 1559 starb der mit Stepr in guter Nachbarschaft lebende Abt Wolf¬ gang von Garsten. Damit war für Garsten die wenigstens noch formal katholische Zeit vorbei. Der nachfolgende Abt Anton Prundorfer (1559—1568), ehemaliger Pfarrer von Gaflenz, lebte im Ehestand und verkündete anläßlich seines Amtsantrittes daß er nicht gewillt sei, seine Frau zu verlassen.4) Das von da ab halb katholische und halb lutherische Kloster mit einem doppelten Konvent hatte damit aufgehört, für die lutherische Gemeinde in Steyr eine Bedrohung zu sein. Die eventuell von der Re¬ gierung her drohende Gefahr wurde durch den Abschied in Religionssachen von Frank¬ furt am Main vom 8 März 15585) wesentlich verringert. Er stellte ein Kompromüß dar und gab der Religionsänderung einen legalen Hintergrund, allerdings nicht in den landesfürstlichen Städten, da der Grundsatz „cuius regio, eius et religio“ ma߬ gebend war. Zur Zeit der großen Seuche im Jahre 1562 starb in der Nacht vor dem Fron¬ leichnamsfeste Pfarrer Twenger. Sein Nachfolger wurde wieder ein Konventuale des Klosters Garsten, Wolfgang Drenner, ein Protestant gleich seinen zwei Kooperatoren. Wolfgeng Dündter und Hans Müllwaldter, die ebenfalls Konventualen des Alosters Garsten waren. Schon jetzt, fünf Jahre nach Einführung der lutherischen Religion, um die die Bürgerschaft jahrzehntelang sich benüht hatte, klang die Klage auf über die schlechte 1) Dieehemaligen Bürgermeister Wolf Händl und H. Adam Pfefferl die mit¬ einander verschwägert waren, schenkten einander silberne Dokale mit lateinischen In¬ chriften die an die Vergänglichkeit des irdischen Genusses mahnten. Sie nennen sich gegenseitig Gallus und Pipero. Prev. S. 515. 2) Diese waren: Rektor Mauritius, der Kantor Wilhelm Klausner und drei Kollegen:Martin Fischer Ditus Warmund und Christoph Hartl. Pritz a. a. O. S. 252. 3) Prev. S. 526/527. 4) Prev. S. 275: Pritz: Garsten und Gleink, S. 45f; ogl. Koch S. 159; Digl 151. 5)StA. a. a. O. Nr. 1686: 1.) Schutz der AC, Kampf gegen ketzerische Sekten; die wahreGotteslehre soll rein erhalten und so den Nachkommen weitergegeben wer¬ den. 2.) Gute Werke sind nötig zur Seligkeit. 5.) Dom Sakrament des Leibes und des Blutes des Herrn Jesus Christus. Dom wahrhaften Sakrament in unserer Kirche. g.) Von den Zeremonien. 45
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