Steyr und die Glaubenskämpfe

günstige Wirkung beim Volke einsah. Der alte Kirchenornat sollte beim Gottesdienst wieder verwendet werden, „daß die Jugend und der gemeine Mann durch solche Zere¬ größerer Reverenz und monien in der Zucht erhalten und zu fleißiger Besuchung, 1) Es scheint, daß der schlichte öfterem Gebrauch des hl. Abendmahls erwecket werde. protestantische Gottesdienst keine allzu große Zugkraft auf die Bürgerschaft mehr aus¬ übte und die konfessionellen Streitigkeiten?) den Respekt vor den Prädikanten etwas vermindert hatten. Eine neue Ordnung für die „Kinder=Lehr“ die in der Schulkirche abgehalten werden sollte, wurde ebenfalls aufgestellt, damit nicht nur die Erwachsenen, sondern auch die Kinder ihre Ordnung hätten Ein völlige Umgestaltung der deutschen Schule sollte vorgenommen werden und der Eifer der „subministri“ Lampl und Schreper dieser war der Sohn eines Steprer Tischlers und hatte auf Kosten des Magistrates in Wittenberg studiert, stieß auf den Widerstand des „seit 40 Jahren der teutschen Schule vorstehenden Wolfgang Perger“ der sich an die neue Ordnung nicht mehr ge¬ wöhnen konnte. Dieser bat den Rat, weiter in der „bisherigen Doctrin und Unter¬ weisung“ fortfahren zu dürfen (Lesen und Schr iben, daneben das hl. Gebet Vater unser die zwölf Artikel unseres christlichen Glaubens die zehn Gebote und den In¬ halt des Katechismus, der zweimal in der Woche gelernt werden müsse, sowie die Evangelien an allen Freitagen). Der Rat sicherte dem Schulhalter die Gewährung seiner Bitte zu. Doch die Drediger Schreper und Lampl waren nicht gewillt, dies eben¬ falls zu gewähren, wie aus den zwei Klagebriefen Dergers und seines Schwagers Kol¬ man Leschenprand hervorgeht: „Gleichsam herrschender und gebietunder weiss“ hätten die beiden Drediger verlangt, „die auf ein Zedl“ verzeichneten Sprüche die Kinder auswendig lernen zu lassen, worüber sie zu Ostern in der Spitalkirche geprüft werden sollten. Der Rat war aber nicht gewillt, sich die neuen geistlichen Herren über den Kopf wachsen zu lassen, was noch in manchen Fällen bewiesen wirden wird; doch regelte die Zeit die Sache von selbst. Im März 1567 kam auf Betreiben des Dre¬ digers Kammerhofer der Rechenmeister Kaspar Thierfelder aus Freiberg in Sachsen nach Sterr, weil sich seine Schule wegen der großen „Sterbensläufte“ nicht hatte halten können. Er bat um zwei Stuben wo er mit seiner Frau die Unaben und Mädchen gesondert in Lesen Schreiben Arithmetik und Geometrie unterrichten wollte. Der Rat hatte wohl Thierfelder als Ersatz für die zu alt gewordenen teutschen Schulhalter an¬ genommen und um weiteren Konflikten zwischen diesen und dem Ministerium enthoben zu sein. Im Jahre 1578 beschwerte sich der teutsche Schulhalter Christoph Ulman in einer Gedenkschrift über die zunehmende Anzahl von Winkelschulen, die der öffent¬ lichen Schule Einfluß auf die Jugend schmälere und dem Stand der Lehner große Beschwerden auferlege. Am 1I. Dezember 1589 bat Kaspar Thierfelders Sohn Basilius den Rat um die Genehmigung, eine dritte teutsche Schule im Steprdorf eröffnen zu dürfen, da bei der Menge der Jugend drei deutsche Schulen nicht zu viel seien. Er selbst sei bei seinem Vater schon seit etlichen Jahren als „Collaborator“ tätig gewesen. Als Daniel Moller auf sein provisorisches Rektorat der Lateinschule verzichtete um in Wittenberg seine theologische Ausbildung zu vollenden und von dort einige Briefe wegen seiner rückständigen Bezahlung an den Rat von Stepr sandte, bat dieser die Universität Wittenberg um einen neuen Rektor für die Lateinschule. Die Universität in sandte den Mag. Georg Mauritius aus Nürnberg, außerordentlichen Drofessor brachte ein Wittenberg, nach Stepr.s) Am 8. Juli 1572 kurz nach Mauritius' Ankunft stürzte auch Hochwasser ungeheuren Schaden für die Stadt. Mit vielen anderen Häusern das Gebäude der Lateinschule ein. Eine „gehaltene oratio“ des Rektors schildert die Katastrophe.“) Am 21. November 1575 war der Neubau der Schule vollendet und wurde Rektor in¬ in einer Feier bei der der Vertreter der Stadt und der Geistlichkeit, der übergeben. mitten seiner Kollegen und Schüler anwesend waren, seiner Bestimmung Bei diesem Anlaß hielt Mauritius seine „oratio“. Dieser Tag wurde nun jährlich als Fest= und Gedenktag gefeiert. 1) Drev. S. 281. 2) Drev. S. 282. 1567 der „ungelegene und vast ärgerliche handel“ zwischen dem Schloßprediger M. Gotter aus Erfunt und dem Stadtprediger Basilius Kammerhofer, die von der Kanzel herab gegeneinander loszogen und in vielen wichtigen Glaubens¬ lehren verschiedener Meinung waren. 3) Pritz: Stepr, S. 219 f. 4) Pritz, Stepr, S. 219. 44

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