Irrig Schwirmer (womit er Haller meint) allhie sein gifft ausgegossen, nicht allein der lieben christlichenJugend Sunder auch der gantzen Ahirche in gemein großer und Innerlicher schaden und abbruch ist zugefüget worden und ist nicht die geringste ur¬ sach, darumb auch das liebe Almusen so zur unterhaltung der Armen auff der Schuel möchte nach jeder gustwilligkeit gereicht werden, in große Abnehmung khumen ist.“ Der Rat hat Brunners Abdankungsbitte nicht angenommen und es ging auch mit der Schule wieder aufwärts, nachdem der Rektor die Leute durch die Prädikanten hatte ermahnen lassen ihne Kinder fleißig zur Schule zu schicken.!) Aus einem Brief vom 9. März 1569, den Brunner an den Magistrat gerichtet hatte erfahren wir, daß „sich die Jugent bald widrumb gemehret und von vilen Orten Khnaben hierher geschickt worden“. Prevenhuber spricht von einer großen „Frequenz allhier studierender Jugend“ im Jahre 1575. Die Besoldung blieb während der ganzen Zeit des Bestehens der Lateinschule ein wunder Dunkt im Leben der Schulhalter. Der Ausspruch Daniel Mollers Brunners provisorischen Nachfolgers, daß oft ein kleines Dorf seinen Schweinehirten stattlicher abfertige als die Steprer ihren Schulhalter, kennzeichnet die Lage. Mit 100 fl Jahres¬ gehalt wurde Brunner als Rektor bestallt und davon mußte er noch seine Kollegen besolden. Auf viele Beschwerden hin wurden ihm nach Jahren noch 100 fl bewilligt. Nebeneinkünfte die Küttner noch besessen hatte, fielen zur Zeit Brunners weg. Rütt¬ ner war neben dem Lehramt noch Organist leitete die Kirchenmusik und versah die „Turnerep“ (Amt eines Türmers). Seit Pfarrer Twengers Tod (1562) mußte auch der Kantor vom Schulmeister versorgt werden Mit einm wehmütig=zornigen Blick ge¬ denkt Brunner der Zeit des „laidig Babstumbs“ dessen Jahrtage dem Schulmeister so mancherlei „teglich in die Khuchen getragen“ haben. Mit den Erträgnissen der dem Schulmeister zugeteilten Weinberge scheint Küttner einen schwungvollen Handel be¬ trieben zu haben. Rektor Brunner fehlt diese Geschäftstüchtigkeit völlig. Was er besaß, steckte er in die Schule, verwendete er für seine armen Schülen und mußte immer von neuem die geringe „Milde“ der Steprer Bürger beklagen.?) So war Brun¬ ner in Schulden geraten und bat den Magistret kurz vor seinem Tode am 29. Oktober 1571 um ein Darlehen. Der Verkauf seinen Bibliotheks) hat die Schulden des Rektors getilgt und der verbliebene Büchernachlaß die Errichtung einer Bücherei ermöglicht. So wirkte der Geist des in seinem Erzieherberuf aufgehenden Rektors dessen Regsanckeit seine Korrespondenz mit Studienfreunden, Maaistern und Schülern in Wittenberg sowie die von ihm verfaßten Theaterstücke für kirchliche und weltliche Festtage beweisen, bis über den Tod hinaus auf die Bildung der Bevölkerung der Stadt. Nachstehende latei¬ nischeInschrift wurde auf seinen Grabstein gesetzt: Hic Thomas sepultus est Pegaeus, optimus virtuteque insignis vir et in omnibus sapiens. Qui in artibus honestis tenerorum mentes formavit puerorum Et divunum feliciter ipsos docuit sermonem. Instrumentum velut utile egregia dona Dei Elaborans plantavit scholam. Scientiaeque bonae magno ipsos plantes fonte Irrigans crescere fecit feliciter. Sicque ex paucis ut servus lucratus est fidelis Cum foenore reddens multa talenta Deo. Apud quem modo ingressus est in gaudium et laetatur ipse In schola coelesti cum filio Deo aeterno. 2.) Die „teutsche“ Schule. Jahre 1567 gab das protestantische Kirchenministerium mit Genehmigung Im des Magistrates eine neue Kirchen= und Schulordnung heraus. Nun, da das Luthertum fest schon im Sattel saß, griff es auf manche katholische Feremonie zurück, da es ihre 1)Denkschrift vom 8. Oktober 1567. 2) Bürgermeister Furtmoser habe selbst zu Martini nit mehr als zehn pfennig, natalis Christi aber einen Groschen mitgetailt Beide Rekordationen trugen kaum 20 Il ein, während der Rat die zu erwartende Summe auf 48 fl veranschlagt hätte. 3) Ratsprotokoll vom 15. Oktober 1574. 4)Original in lateinischer und griechischer Fassung im Steprer Stadtarchiv. Prev. S. 285. 43
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2