die in den Jahren 1555 und 1554 die Stadt heimsuchten, und die drohend. Türken¬ gefahr!) wurden als Strafe für die zögernde Bekenntnisbereitschaft vom Dolk gedeutt und sein Bedürfnis, Gottes Verzeihung und Gnade zu erlangen, zwang es in die Kirche und auf die Knie. Dort stand seit Pfarrer Waldners Abgang der Kaplan und Kon¬ ventuale Garstens, Lorenz Twenger, auf der Kanzel im Geiste seines Vorgängers das Wort Gottes verkündend. Seit 1554 wurden die Kinder deutsch getauft, wurde das Abendmahl in beiden Gestalten gespendet, an den Werktagen keine Messe zelebriert und seit 1556 am Erchtag (Dienstag) und Freitag eine deutsche Litanei gebetet. Damit war die Aenderung vollzogen. Der Bruch mit der katholischen Kirche wurde vollkommen, als zu Ostern 1556 die Elevation während der Messe unterlassen und die Bürgerschaft ermahn; wurde, zum Tisch des Herrn am Dreifaltigkeitssonntag zu gehen. Nach dem¬ Frühgebet „widerlegte" Pfarrer Twenger das festum corporis Christi und erklärte seine Abhaltung für eingestellt. Der Burggraf konnte durch seinen scharfen Drotest erreichen daß die Fronleich¬ namsprozession acht Tage später gehalten wurde,doch konnte er nicht verhindern daß von Zechen und Bruderschaften fast niemand erschien und nur ein geringer Teil der Bürgerschaft daran teilnahm.?) Die Aufgeschlossenheit der Bürgerschaft derZeit und ihren Erscheinungen gegen¬ über äußerte sich nicht nur aufkirchlichem Gebiet sondern in engstem Zusammenhang damit auch auf dem Gebiet des Schulwesens. Die fortschreitend Aufnahme lutherischen Gedankengutes erweckte neben dem Streben nach Angliederung an die neue Lehre auch Interesse für die Bildung der Jugend in Luthers Sinn. Die Stadt sorgte durch Errich¬ tung einer Lateinschule für dieGrundausbildung; zur Spezialausbildung, hauptsächlich in der Theologie, wurden begabte Schüler mit Unterstützung der Stadt nach Wittenberg gesandt. Ein kurzer Ueberblick über die Entwicklung des Schulwesens in Stepr soll auch diese Seite der Zeit der Glaubenskämpfe beleuchten: b) Sterrs Schulwesen in der Reformationszeit. 1.) Die Lateinschule. 7 Dem großen Stadtbrand vom Jahre 1522 war auch das Dominikanerkloster zum Opfer gefallen. In einer Zeit, da das Interesse am Weiterbestand des Ordens in Sterr schon sehr gering geworden war konnten die von jeher nicht sehr begüterten Ordensbrüder ihre Dosition nicht mehr lange halten. Die Spenden waren sehr gering, sie mußten verkaufen und zogen schließlich 1545 von Sterr weg. Die Bürgerschaft rich¬ tete hierauf an König Ferdinand die Bitte ihr das noch in Trümmern liegende Kloster zu übergeben. Am 22. Februar 1559 erhielt sie die Erlaubnis,s) eine Schule oder ein Wohnhaus für alte kranke Leute dort zu errichten und einen Priester für die Verrich¬ tung des Gottesdienstes in der Kirche zu unterhalten jedoch mit den Bedingung, daß die Dominikaner gegen Ersatz der Baukosten und der von den Bürgern bezahlten Schulden das Recht hätten ihr Kloster im Bedarfsfalle wieder einzulösen. In dem von der Stadt wiedererrichteten Gebäude wurde eine Lateinschule ein¬ gerichtet und in der Kirchg der Gottesdienst nach der AC. eingeführt.4) Seit wann eine Lateinschule bestand und wo sie vorher untergebracht war, ist nicht bekannt. (In Frei¬ stadt bestand eine solche seit dem Jahre 1545/44.)5) Neben dieser Schule hatte auch eine teutsche Schule bestanden, doch ist auch von ihr nicht bekannt wo und seit wann.6) Im Jahre 1558 starb der erste lateinische Rektor der Schule Andreas Küttner, der protestantisch gesinnt gewesen war. Sein Nachfolger wurde Thomas Brunner (Pe¬ gaeus), ein Schüler Melanchthons und, wie Preuenhuber sagt, ein „in seiner Kunst und 1) Prev. S. 272: 1556: Joden Morgen wurde in der Pfarrkirche das Türken¬ verrichtet. gebet 2)Prev. S. 272. 2— 3) Prev. S. 275f 4)Zur selben Zeit wurde auch in der Spitalkirche der protestantische Gottes¬ dienst eingeführt. 5)Hackel: Zur Geschichte der lutherischen Stadtschulen in Sterr. Programm der StORealschule Stepr 1002/05, S. 4. 6)Stadtarchiv Schulakten: 1570 Bittgesuch des teutschen Schulhalters Wolfgang Perger. Er spricht darin von seiner mehr als vierzigjährigen Dienstzeit. 1589: Das Bitt¬ gesuch des Schulgehilfen Basilius Thierfelder erwähnt zwei teutsche Schulen. 41
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