Steyr und die Glaubenskämpfe

berger, weil er „die Handlung schriftlich gestellt“ ein Trinkgeschirr von 50 fl mit dem Landeswappen und seiner Hausfrau ein Silberkännchen um 50 fl. Am20. September wurde die Session beendet. Obwohl der Ausschußlandtag zwei Eingaben, eine an die Reichsstände und die zweite an den Kaiser zu verfassen hatte, beide zunächst wegen der Reichshilfe gegen die Türken, stand der Religionsvergleich über allen anderen Verhandlungspunkten und die Sprache gegenüber dem König war weniger die eines Bittenden, als die einer „kleinen Dermahnung“ wie es auch tatsächlich in Weichselbergers Instruktion zu lesen ist, und das kurz nachdem vier Rädelsführer der Verschwörung gegen Ferdinand am 20. August, am Eröffnungstag des Prager Landtages hingerichtet worden waren. Die milde Antwort Ferdinands aber bestärkte nur die Ständevertreter in ihrer Kühnheit, und als sie ihre Schriften wieder in Händen hatten, korrigierten sie ihrerseits die könig¬ liche Korrektur, ließen zwei Stellen weg, die von der Errichtung verschiedener Irrlehren und Irrungen handelten und von Absonderung von der christlichen Einheit. Der Er¬ mahnung zu katholischer Reform und Vergleich fügten sie bei: „innerhalb des Wortes Gottes“. Diese letzte Fassung sandten sie ohne den „Anhang“ Ferdinands und entgegen seinem Willen mit dem Religionsartikel an den Kaiser. Unverändert blieb die Schrift an die Reichsstände. Warum dieser Ausschußlandtag gerade in Stepr anberaumt wurde, ist ungewiß. Die Tatsache aber stellt der Bedeutung Steprs ein gutes Zeugnis aus. Für die religiöse Haltung der Stadt ist sie nicht ohne Folgen geblieben. Das Beispiel der Herren der Tagung wirkte ansteckend auf die Bürgerschaft. Wenn diese es wagten, mit dem König zu rechten, dann konnte wohl auch die Stadt es wagen, im Schutze ihrer Obrigkeit der neuen Lehre anzuhängen und mit der alten Schluß zu machen. Die neuerliche Warnung des Burggrafen vor seinem Aufbruch nach Augsburg im Oktober 1547, daß Stepr bei Hofé berüchtigt sei wie keine andere Stadt kaiserliche Mandate wenig zu beachten und sie des Kaisers Zorn fühlen würde, wenn sie seins Befehle auch weiterhin nicht befolgen würde.!) fruchtete ebensowenig wie der Befehl des Landeshauptmannas Balthasar von Drösing, alle Geld= und Warenschulden der Steprer an dem Schmalkaldischen Bundes¬ verwandten seien zu arrestieren und alle die mit den Schmalkaldnern konkpirierten, ga¬ fangen zu nehmen und ihre Güter einzuziehen. Der Pfarrer Waldner selbst machte den Anfang zur Aenderung, als er anfangs Tänner 1548 seine Wirtschafterin heiratete. Bischof Wolfgang l. von Salm,?) der Fer¬ dinand in seinen Reformbestrebungen eifrig unterstützte zitierte Waldner sofort nach Passau.s) Als eineFürsprache Adam Hoffmanns des Sohnes und Stellvertreters Hans Hoffmanns im Burggrafenamte, und auch die Eingabe des Stadtrates“) nichts nützte. loh Waldner mit seiner Frau nach Augsburg. Von dort sandte er dem Rat ein Schrei¬ ben vom 15. Februar in dem er seine Loslösung von der katholischen Kirche und dem Hapst aussprach und die Befriedigung seines Gewissens über seine Verehelichung. Ge¬ flohen sei er, weil seine Feinde besonders der Pfarrer von Sierning, sein Verderben geplant hätten under des Schicksals Leonhard Kasers eingedenk sei.5) Ein MandatFerdinandsé) vom 20 März verkündete erneut den Reformwillen des Landesfürsten. Disitationen und Berichte ergaben, daß Pfarren und Benefizien in den österreichischen Ländern oft leer stünden und unvergabt seien. Solcherorts habe man sich sofort binnen zwei Monaten um katholische Priester zu bewerben und Bericht zu geben. Auch Klagen über ungebührliches Benehmen der Geistlichen sollen angezeigt werden. Die Verklagten sollen vor Sindici des Fürsten vorgeladen und ein Verfahren eingeleitet werden. Zeugen sollen ebenfalls vorgeladen werden und haben zu erscheinen. Ueber Verwaltung und Rutzung lediger Pfarren und geistlicher Stiftungen sei vor den Kommisssarien Rechenschaft abzuliefern. Es war zu spät, niemand interessierte sich mehr für die Einsetzung katholischer Priester, für eine Reform der katholischen Kirche. Luther gehörte ihr nicht mehr an und hinter ihm wollten sie stehen, der ihnen den Weg gezeigt hatte. Dest und Feuersnot, 1) Prev. S. 265 f. 2)Seit 1540 Bischof von Dassau; Gesandter Ferdinands beim Konzil von Trient. 3) StA., K. XI, L. 24, Nr. 1684. Der Abt von Garsten übermittelte den Befehl Jänner seinem ehemaligen Konventualen am 18. Jänner. vom 14. 4)StA., K. XI, L. 24 Nr. 1684 vom 19. Jänner. 5) Prev. S. 267: Waldner wurde 1558 Prediger, 1567 Pfarrer in Regensburg, wo er1585 starb. Ueber seine Schriften: Raupach, Presbpteriologia Austriaca, I., S. 200. 6) StA. a. a. O., Nr. 1685. 40

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