Steyr und die Glaubenskämpfe

auch aus Spmpathie, dem Vordringen der neuen Lehre ihren Lauf, hinderte nicht, daß sie vom Kloster, Pfarre und Stadt Besitz ergriff. 2.) Das protestantische Stepr. (Don 1545 bis zum Einsetzen der katholischen Reformation.) a) Religionsänderung. Fürsten treu ergebene Burggraf Ebenso wie der streng katholische und seinem Hans Hoffmann nicht hatte verhindern können, daß sich sein Sohn der neuen Religion zuwandte und sich der Zeitströmung hingab haben Landesfürst und Bischof nicht ver¬ hindern können daß sich ihre Untertanen trotz aller Mandate und Strafandrohungen immer inniger der lutherischen Lehre verbanden. Noch im Februar 1541 hatte der Rat von Stepr bei schwerer Strafe der Bürgerschaft geboten, von allen Irrungen abzustehen und nach der christlichen Ordnung zu leben. Der protestantische Chronist Prevenhuber berichtet dazu (S. 26), daß das Ratsedikt nicht sehr genau gehalten wurde und die Bürger trotzdem Dredigten besuchten an verbotenen Tagen Fleisch aßen und die Kin¬ der nicht zur Taufe brachten. Dieses Ratsedikt war ja nicht aus der persönlichen Einsatzbereitschaft des Rates für die katholische Sache erflossen, sondern besaß nur formalen Charakter, denn ebensowie der Adel im Lande zuerst für die Einführung des Luthertums verantwortlich zu machen ist sind es in der Stadt die angesehenen Bürger, die sich zuerst der neuen Lehre annahmen und sie schützten Aus diesen Patriziern war der Rat zusammengesetzt: Händl Urkauff. Pfefferl. Hirsch — dieselben leiteten die Namen, die auch in der Emigrantenliste von 1628 zu finden sind — Geschicke der Stadt, als Bürgermeister Stadtrichter Stadtschreiber und Ratsmitglieder. Die Namen dieser angesehenen Familien kehren immer in der Geschichte der Stadt im 16 und 17. Jahrhundert wieder. Im Geistigen war der Wandel schon vollzogen; die offizielle Religionsänderung mußte kommen wenn die Zersetzung der Geistlichkeit, für Sterr insbesonders im Klosten Garsten, die Ordensdisziplin sprengen würde und auch in anderen Orten die Einführung der neuen Lehre vollzogen würde. Im Jahre 1545 wurde der Garstner Konventuale Wolfgang Waldner Pfarrer von Stepr.!) In seinen Dredigten geißelte er die Mißstände in der katholischen Kirche, Mißbräuche in ihrer Lehre und die Zeremonien Wieder ertönte, wie zu Calixtus Zeiten von der Kanzel herab die Aufforderung, sich an das lautere Wort Gottes, an die Hl. Schrift zu halten. An den Zeremonien hielt man noch fest doch kaum mehr aus Ueberzeugung, sondern weil man es noch nicht wagte, endgültig mit der Ver¬ gangenheit zu brechen. Abt Wolfgang I. Graufuß (1557—1559), der in „guter Nach¬ barschaft und Vertreulichkeit“ mit den Sterrern lebte, hinderte Waldners Dredigten nicht. Im Jahre 1547 stand es schlecht um die Sache des Protestantismus. Im Land¬ tag vom 24. Juli 1547 wurde der Bericht über die Niederlage der Schmalkaldner') bei Mühlberg und über einen fünfjährigen Waffenstillstand mit dem Sultans) verlesen. Dev kommende Reichstag, den Karl V. am 1. September in Augsburg eröffnen sollte sollte über die Religionsfrage entscheiden. Da entschlossen sich die Landstände, einen Ausschußlandtag aller u. ö. Länder einzuberufen. Am I. Septemben kamen die 17 Ver¬ — treter der u. ö. Länder in Stepr zusammen,) um über ihre Stellungnahme zur Türken¬ und Religionsfrage auf dem Reichstag zu beraten. Eine Relation des Grafen Johann zu Schaunberg schildert den Verlauf der Tagung. Die erste Zusammenkunft fand am 5. September statt. Nach einer kleinen Meinungsverschiedenheit über die Wahl eines 1) Prev., S. 264; St. A. K. XI, L. 24, Nr. 1684. 2) Annalen, Bd. VIII, Bl. 479—502. 3)Buchholtz, Bd. VII, S. 255. 4)Annalen, Bd. VIII, Bl. 510 ff; Drev. S. 265 ff; Raupach II. S 101; Pritz: Geschichte des Landes o. d. E. II, S 256 ff. Die Namen der Gesandten sind: Oester¬ reich u. d. E.: der Schottenabt von Wien, Ulrich Freiherr von Eitzing, Georg Teufel, Wolfgang Topler Bürger von Wien; Oesterreich o. d. E.: Graf v Schaunberg, Eras¬ — Starhemberg, Georg v. Derkheim, Erasmus Häckelberger: Steier¬ mus Herr v. mark: Landeshauptmann Hans Ungnad, Franz von Saurau, Moritz von Näcknitz und Kaspar Böheim, Bürger von Graz. 38

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