In Stepr berichtete Pfarrer Albrecht ein Konventuale von Garsten, den Kom¬ missären über die kirchliche Lage der Stadt, die Dersorgung der Geistlichen und die Einstellung der Bevölkerung dem christlichenGlauben gegenüber. Es war eine letzte Abrechnung dieser Dunkte und sie ergab einBild des Verfalls: Mangel an Priestern, da ihr Unterhalt nicht aufgebracht werdenkönne wegen des „Abfalls der Zustände“ 5000 Kommunikanten (gegenüber einerBevölkerung von etwa 6800 Seelen) viele Leute gingen nicht mehr zum Sakrament Zwistigkeiten mit der Stadt in den letzten Jahren, da sich viele Irrungen und widerwärtige Sekten in Stepr hielten, so daß das Einkommen kleiner werde und die Zustände in der Kirche fast nicht mehr zu ertragen seien. Einige Benefizien würden nicht mehr gehalten und so das Einkommen des Pfarrers gemindert. Zur Pfarre Sterr die selbst den Kloster Garsten unterstünde und von dort besetzt und bevogtet werde, gehörten keine Filialen. Es folgten dann die Stiftungen,!) die noch bestanden und eine genaue Auf¬ stellungder Stiftungsbestimmungen und der Einkommen. Das Einkommen des Pfarrers und der Benefiziaten wurde in Geld undSachwerten angegeben und auch die zu zah¬ lenden Steuern genauestens vermerkt. Auf die kirchliche Disitation beimPfarrer folgte die finanzielle beim Kirchen¬ meister. Eine genaue Aufstellung aller imUrbar befindlichen Gülten und des eingehen¬ den „Extraordinari Empfanges“ aus Ständern (Opferstöcken) Gebetstühlen, (Klingel¬ beutel), Ausläutegelder für Derstorbene — auch wenn sie noch anständig waren aus Testamenten und dem Seelsorgeamt wurden von der Kommission verlangt, ebenso die Sachleistungen und die Ausgaben, die die Pfarre verrechnete. Die Verrechnung der aus den Stiftungen einlaufenden Einnahmen hatte entweder der Pfarrer der Kirchen¬ meister oder eine vom Stifter als Verwalter bestimmte Person über bei den Zechen der Zechpropst, niemals der Benefiziat selbst, der von dem jeweiligen Verwalter des Be¬ nefiziums bezahlt wurde. Pfarrer Albrecht der mit einer gewissen Resignation diese Disitation über sich, hatte ergehen lassen, und, wenn auch unausgesprochen, erkennen ließ, daß er alle Mühe für umsonst halte und das Ende des katholischen Glaubens in dieser Stadt gewiß sei. war der letzte katholische Pfarrer von Stepr. Mit seinem Ableben, das noch in dasJahr 1544 oder an den Beginn des Jahres 1545 zu setzen ist, brach für Stepr die Zeit des öffentlichen Bekennens der neuen Lehre an, die auch von dem Kloster Garsten nicht mehr aufgehalten werden konnte, da die Zersetzung des Glaubens und der Ordensdisziplin schon innerhalb der Klostermauern begonnen hatte und sich immer stärker zeigte. Kein Konventuale der von Garsten als Pfarrer in Stepr eingesetzt wurde, wirkte in der Folgezeit im katholischen Sinne, und so begann im Jahre 1545 die protestantische Zeit für die Stadt Abt Wolfgang I. (Graufuß 1557—1559)2) den die Steprer wegen seiner Milde und Verträglichkeit lobten, ließ aus Schwäche, vielleicht 1)Dem Bericht nach bestanden noch drei von den vier Stiftungen, die von der Pfarre aus versehen wurden: die Rumplstiftung, die Spitalmesse und die Frühmesse; das Pramarerstift wird nicht mehr genannt. Von den elf Benefizien, die früher von eigenen Priestern verwaltet wurden, bestanden noch die Draunauerstiftung, die Prand¬ stetterstiftung, die Stiftung der Amalie Heimberger, deren Benefiziat auch die Ver¬ pflichtung der nur so noch aufrecht erhaltenen Stiftung der Schneiderzeche am Dreifal¬ tigkeitsaltor übernommen hatte. Dasselbe galt auch für die Grüntalerstiftung und die Verpflichtungen der Messererzeche, die allerdings keine der großen alten Stiftungen gewesen war. Die Traintenkapelle, das Elendzechbenefizium die Dorsterstiftung und das Kriechbaumbenefizium (hl. Kreuzaltar) bestanden noch. Die Stiftung des Elendzech¬ kaplans und das Nikolausbenefizium den Flözerzeche fehlten. Don insgesamt 15 Bene¬ fizien waren drei gänzlich verfallen, was im allgemeinen keine so trübe Bilanz wäre, doch geht aus dem Bericht die trostlose Lage in finanzieller und religiös=bekenntnisfreudiger Hinsicht hervor, die den Zusammenbruch der so mühsam und notdürftig aufrecht erhal¬ tenen Ordnung einleitete. Von den übrigen kleineren Stiftungen der Messen und Jahr¬ tage war keine Rede mehr. Die stattliche Anzahl von 22 Zechen und Bruderschaften war auf sieben zusammengeschmolzen: die Bruderschaft der Messerergesellen, die Lederer¬ zeche die Schleiferzeche Gottleichnambs zu Stepr die Schneiderzeche der hl. Dreifal¬ igkeit zu Sterr, die Zeche der Hammer= und Hufschmiede zu Steyr (Meister und Ge¬ sellen) und die Zeche der Fleischhacker. Dieses Verschwinden von zwei Dritteln der gesamten Zechen und Bruderschaften zeigt am deutlichsten die Uninteressiertheit der einst so glaubenseifrigen Bürger am alten katholischen Glauben und seinem Bekenntnis. 2) Dgl. Koch, S. 155 ff. Digl, S. 118, Edlbacher, S. 195. 37
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