Geldforderungen Ferdinands.!) An die Prälaten erging die Aufforderung, die Hälfte des Kirchenschatzes zu inventarisieren und abzuliefern. Die weltlichen Stände prote¬ stierten gegen die Ablieferung nach Wien zur Vermünzung auf dem 2. Landtag 1526, auf den sie dem Fürsten auch von der Silberaufnahm, bei den Stiften, Pfarren, Bruderschaften und Zechen abrieten. Der Unwille des Volkes würde dadurch ohne Er¬ zielung eines sonderlichen Ertrages nur vergrößert.?) Die unumgängliche religiöse Gegen¬ forderung wurde von Ferdinand der gerade in Linz weilte, nicht beantwortet. Ebenso eiging es der diesbezüglichen Eingabe im Novmber=Landtag. Darauf= baten die Stände, nicht mir dem kleineren Land bei der Einhebung der Abgaben den Anfang zu machen und regten einen Ausschußlandtag aller Erbländer an. Nach dieser Erklärung löste sich der Landtag auf und der verbleibende Sechzehner=Ausschuß erklärte sich für entschei¬ dungsunfähig. Die Folge war daß die Kleinodien ohne Bewilligung der Landschaft inventarisiert und geteilt wurden. Das Bargeld wurde zur Gänze abverlangt.s) Das in¬ zwischen wieder zurückgestellte Kirchensilber wurde nach der endlich im April 1527 vom Landtag erteilten Bewilligung eingezogen.!) Der finanzielle Ruin der Kirchen und Klöster nahm damit seinen Anfang und die immer drohender ansteigende Türkennot in den Jahren 1529 bis 1551 gab ihnen den Todesstoß. Die Ablieferung der Kirchenschätze brachte nicht nur den Untergang der gotischen Kunstschätze, sondern bereitete durch eine totale Verarmung den Boden für das eindringende Luthertum in die Klöster des Landes. Der restliche Kirchenschatz und der Verkauf eines Viertels der geistlichen Güter wurde von Ferdinand mit Bewilligung des Hapstes Alemens VII. angeordnet.5) Hier¬ auf erfolgte ein Protest seitens des Administrators von Passau und des Prälaten¬ standes an din päpstlichen Nuntius Dincenzo, Erzbischof von Rossano.*) Der Adel, der für seinen Besitz fürchtete, wies anläßlich der Bestenerung des Alerus 1529 durch Passau und des darauf folgenden Konfliktes zwischen Prälaten und Adel darauf hin daß die Klöster zur Ehre Gottes gestiftet worden seien und diese durch die Türken bedroht wäre. Deshalb sollte auch auf sie gegriffen werden. Dabei sollten „ausländische“ Klöster (Gleink Garsten und Spital standen unter Bamberg) nicht vergessen werden.?) Wie weit die Ablieferung durchgeführt wurde, ist nicht ersichtlich.s) Die Landschaft be¬ willigte ihrerseits 5000 fl als Ablöse bei der dritten Anforderung des Kirchensilbers. Der Anteil der einzelnen Kirchen dürfte aus dem Kirchenschatz bezahlt worden sein. Die Quart, die Ferdinand den Klöstern 1529 auferlegt hatte (Veräußerung eines Diertels der Kirchengüter) wurde mit hilfe Passaus in eine Pauschalsumme von 24.000 fl umgewandelt. (Der Prälatenstand des Landes u. d. E. hatte 56.000 fl zu zahlen.) Der Verkauf geistlicher Güter vermehrte den Besitzstand des Adels und be¬ schleunigte den wirtschaftlichen Ruin der Klöster, sodaß sich die Kräfte zugunsten der weltlichen Macht und damit zugunsten der die Reformbewegung fördernden Partei verschoben; und diese Entwicklung wurde vom Landesfürsten herbeigeführt der angi¬ sichts des Feindees gezwungenermaßen mit seinen Forderungen das Gegenteil von dem herbeiführte, was er mit allen Kräften verhindern wollte. Während Fürst und Landstände ihre Kräfte maßen war die Lage im Lande schon weiter entwickelt Mit Michael Stiefel war 1525 der erste lutherische Drediger ins Land gekommen als Prediger des Jörg von Tollet. Stepr hatte seinen Calixtusprozeß gehabt und am 16. August statuierte der Administrator von Passau mit dem Todes¬ urteil gegen Leonhard Kaiser*) ein Exempel, das abschrecken und beweisen sollte, daß Dassaus Arm noch Kraft habe, die alte Lehre zu schützen, Vergehen gegen sie zu strafen. 9Czernp A.: Die Anfänge der Reformation in der Stadt Stepr, S. 22. 2) L. Annalen, Bd. I, Bl. 602 und 610. 3)Inventur und Beschreibung wurden in Sterr von Bartlme Panhalm in Stadelkirchen und Eberhard von Marschall, Pfleger in Sterr, durchgeführt. Drev. Seite 229 f. Die Schätze kamen später „unangegriffen“ von Linz zurück. 4)Am 10. Juli 1527 quittierte Ferdinand: 754 Mark ungemünztes Edelmetall, 2577 Pfund, 12 Pfennige, 1 Heller 1 Ortl bares Geld gegen Rückzahlung in Silber und Gold nach 5 Jahren. Außerdem hatten die Klöster noch ein Drittel ihrer Einkünfte abzuliefern. Pritz, Garsten und Gleink S. 40. 5)Befehl vom 29. Juli 1529. Eder II, S. 21. 6)Bei Buchholtz Bd. IX, S. 675 abgedruckt. 7) Annalen, Bd. II, Bl. 120. 8) Dgl. Eder II, S. 21. 9)Leeb F.: Leonhard Käser; Reformationsgeschichte. Studien und Texte, Heft 52 (1928). Roth F.: Leonhard Kaiser, ein evangel. Märtprer aus dem Innviertel 1900). 31
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