seine Anhänger aus dem Spiel zu lassen. Die Ermahnungen des Abtes waren umsonst gegeben worden. Weinberger trat sofort in den ersten Dredigten gegen den Marienkult auf. Das alte Salve Regina war in ein Loblied auf „Christum den Heiland und rechten Felsen der Kirche“ umgewandelt worden; dieses neue Salve rühmte und förderte er von der Kanzel herab. Gegen die Abberufung durch den Abt schützte ihn der Rat der Stadt, bis er 1528 von den landesfürstlichen Kommissoren abgeschafft wurde.! Auch der Hassauer Offizial verwahrte sich gegen den Eingriff in die bischöflichen Rechte und drohte mit Nichtbesetzung des Benefiziums.?) Auch diesem Einspruch konnte ein praktischer Erfolg nicht beschieden sein, denn Passaus tatsächliches Eingreifen war bei der politischen Lage unmöglich, da es, wenn auch kirchliche Obrigkeit des Landes ob der Enns eine fremde Macht war, die keine Gewalt anwenden durfte. Einschreiten konnte nur der Landesfürst und auch dessen Macht war wie man sieht nicht unum¬ schränkt da er auf die Landstände Rücksicht nehmen mußte, die seine finanziellen und militärischen Forderungen bewilligen sollten, und sein Vertreter. der Landeshauptmann. stand auf Seite der Lutheraner. Steyr verlangte lutherische Drediger und das Abend¬ mahl unter beiden Gestalten, die Trennung der mit der Sepultur ausgestatteten Pfarre Stepr von Garsten und proklamierte dies auch in den Filialpfarren Garstens. Abt Dankraz ließ eine Entgegnung verkünden.s) Inzwischen war Nachfolger Forsters im Pfarramte Wolfgang Deter Hellmesser geworden,) der noch ein Anhänaer der alten Kirche gewesen sein dürfte. zustande. Im April 1529 kam zwischen Sterr und dem Kloster ein Vergleich Die Steprer anerkannten darin den Abt von Garsten als ihren obersten rechten Pfarr¬ zustehe.5) herrn dem nach den Stiftsbriefen das Besetzungsrecht aller Seelsorgeposten gedämpft Die Steprer hatten sich demnach etwas zurückgezogen, ihre Neuerungslust wan worden sowohl durch die den Protestanten ungünstige Zeitlage, als auch durch die aufs neue sich hervorwagende Täuferbewegung, in deren Bekämpfung sich die beiden Dar¬ teien fanden. Es mag auch sein, daß der neue Pfarver sich bemühte, ein so guter Seel¬ orger zu sein, daß das Reformbedürfnis seiner Pfarrkinder keinen Anhaltspunkt finde und die Zeitumstände kamen ihm zu Hilfe. Auch war der Burghauptmann Hans Hoff¬ mann ein guter Katholik und bei Hofe angesehen. Er ermahnte stets die Bürger der Stadt, der alten Lehre treu zu bleiben und die neue Lehre bei Ungnade des Landes¬ fürsten nicht anzunehmen. III. Taufgesinnte in Steyr. Als die Abwehr gegen die alte Kirche die Bürger der Stadt in eine Front stellte, schienen alle in ihrem Streben nach dem reinen Evangelium eines Sinnes und eines Zieles zu sein. Für kurze Zeit waren die sozialen Unterschiede der Stadtbevölkerung dem Ziele: Kampf gegen die Mißstände in der katholischen Kirche — und schließlich, seit Luthers Ausschluß aus dieser, dem Ziel: Kampf für Luther gegen Rom unter¬ geordnet. Der Bauernkrieg 1525 hatte schon die Front gespalten und gezeigt daß es zwei im Grunde stark differierende Kampfgruppen waren, die hier ein gemeinsames Streben unter anderem zusammengekittet hatte. Arm und reich wollte Gottes Wort hören, rein und unverfälscht. Die Armen aber hatten aus den neuen Dredigten auch etwas herausgehört, das der Stimme ihres gequälten Menschentums zum Durchbruch verhalf, da sie neben der Tatsache, daß das hl. Evangelium für alle gelte, die Forderung erhob, daß neben diese geistige Freiheit auch eine wirtschaftliche und soziale gestellt fordere B.R.R. auf, das Wort und Lob Gottes nach christlicher Ordnung wie von altersher zu fördern und wenn nötig vermehren zu helfen Brief vom 12. XII. 1527. Garstner Akten Bd. LXIX. LA. Linz, 1) Prev. S. 241/242. 2)Ernst. Bischof v. Passau, an B.R.R. v. Sterr: Er habe erfahren, daß sie in der Nachfolge M. Forstèrs entgegen dem alten Herkommen gehandelt hätten. der Sache ihnen nicht zu. Sie hätten an der Verkündigung des Wortes Gottes keinen Das stehe Mangel gelitten, wenn ja, sei es ihre Pflicht, ihm dies anzuzeigen. Sie sollten davon abstehen, in der Kirche einige Ordnung und Neuerung zu machen widrigenfalls er Priester genanntes Benefizium inne zu haben gestatten würde. Brief vom keinem 1527. (Erchtag den Neuen Jahr Abent.) Garstner Akten Bd. LXIX. 21. XII. 3)Undatiertes Konzept mit Durchstrichen und Randbemerkungen in den Garstner AktenBd. LXIX. 4) 242 und 246. Prev. S. 5) Prev. S. 242. 24
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