Steyr und die Glaubenskämpfe

Erster Bauernkrieg. Mit dem 1. Vl. 1525 begann der 1. obderennsische Bauernaufstand, der die Auf¬ lehnung gegen die kirchliche Obrigkeit mit agrarischen Zielen verband und das Schlag¬ wort „für ein reines Evangelium“ zu seiner Devise machte.!) Da die von der Bauern¬ schaft aufgestellten Artikel nicht gegen die Städte, sondern nur gegen den Adel und den Alerus gerichtet waren, fühlte sich Stepr nicht verpflichtet, gegen die Bauern etwas zu unternehmen, obwohl es von der Landschaft dazu aufgefordert worden war, gleichzeitig mit den anderen sechs Städten des Landes.Drevenhuber berichtet dazu?): „Weilen die damfahl geleuffigen Zwistigkeiten nicht eineganze Landschaft betreffen sondern nur die Prälaten, den Adel und ihre Untertanen wolle sich mit nichten gebühren, in einige Hülfe einzulassen oder Dolck zu schicken, inguter Zuversicht daß auf Ihrer Fürstlichen Durchlaucht Räthe und geordneter Commisärien sowohl, als gemeine Landschaft aus¬ gegangene Generalien in der Bauernschaft Beschwehrung also würde gehandelt werden, daß es keines Feldzugs bedürffe. Wo esaber dazu sollte kommen, daß Ihro Durchl. Cammergut, Flecken oder einer gemeinenLandschafft unvermuthet Schaden und ein¬ griff geschehe, auf solchen Fall wären sie von Steprer und eins erbare Gemein sich als getreue Unterthanen mit ihrem Leib und Gut gehorsamlich zu halten willig und er¬ bietig.“ Das war die Antwort die die fürstlichen=Commissarien zu Linz, Herr Siegmund Jagenreutter, Anwalt der Landeshauptmannschaft Georg Sighardter Dicedom, und Erasmus Dankircher, Pfleger zu Enns, durch die Gesandten Sterrs erhielten. Erst als Wels in Gefahr war, von den Bauern überrannt zu werden und die Stände ihrerseits nun erklärten, abziehen zu wollen, sandten die Städte Entsatz, darunter auch Stepr „etlich und dreißig Mann geworbenen Dolcks“.s) Angefeuert durch das Revolutionieren der Bauern, kam es Montag vor Sankt Margarethen in Stepr zu einem Aufruhr unter der Bürgerschaft. Sie versammelte sich in der Pfarrkirche und forderte vom Rat der Stadt: 1.) Bei Anschlagung der Steuer sollen aus jedem Städtviertelt) 2 oder 5 Hausgesessene dem Rat beigestellt werden. 2.) Stadtfreiheiten, die dem Handel der Bürger dienlich wären sollen auf Begehren und nach Kaiser Max I. Bescheid verlesen und erläutert werden. Der Rat bewilligte beide Dunkte, unterließ jedoch später ihre Durchführung. Zur selben Zeit betrat der erste lutherische Prediger, aus Wittenberg kommend, den Boden des Landes und wurde als Schloßprediger der Familie Jörger von Tollet empfangen.5 Stepn In predigte Calixtus und seine begeisterte Anhängerschar füllte täglich die Kirche.*) Es ist uns keine Dredigt schriftlich erhalten, doch ist aus den Annalen und Akten zu entnehmen, daß er vor allem immer wieder die tätige Nächstenliebe pries Prev. S. 221: „Gründliche und rechte Hauptarticul aller= Bauernschafft und Hintersassen der geist= und weltlichen Obrigkeiten, von welchen sie sich beschwehrt ver¬ 7 meinen ...“ Inhalt: 1.) Die Bauernschaft begehrt das Recht für jede Gemeinde einen Pfarrer, der das hl. Evangelium lauter und klar und ohne menschlichen Zusatz ver¬ kündte, ein= und abschen zu dürfen. 2.) Für seinen Unterhalt sorgt die Gemeinde mit so viel vom Bauernzehent, als er braucht; was bleibt bekommen die Armen oder wird für die Landesnot zur Verhinderung von neuen Steuern aufgewindet. Den kleinen Zehent wollen sie nicht mehr geben denn Gott habe das Dieh frei geschaffen für den Menschen, der Zehent sei nur von Menschen erdacht. 5.) Aufhebung der Leibeigenschaft, weil Christus durch sein Leiden alle Menschen erlöste und befreite. 4.) Freie Verfügung über Wild und Fische. 5.) holz und Wald soll, soweit es nicht von der Obrigkeit gekauft worden ist, Gemeinbesitz sein. 6.) Dienst und Herrenforderung sei beim alten Ausmaß bleiben zu lassen. 7.) Bezahlung der Robott. 8) Billige Schätzung für den jährlichen Gültenertrag. 9.) Strafen nicht zu erhöhen. 10.) Gemeindegut nicht zu schmälern. II.)Den Todfall abzuschaffen; die Hinterlassenschaften den Witwen und Woisen zu lassen. 12.) Sollte ein Artikel gegen das Wort Gottes verstoßen, wollen sie denselben gerne fallen lassen. 2)Prev. S. 225. 3)Prev. S. 225. 4)Seit 1525 gab es 4 Diertel mit je einem Viertelmeister an der Spitze. 5) Empfehlungsschreiben Luthers an Christoph Jörger v. Tollet. Wittenberg, 3. VI. 1525, in De Wette: Martin Luthers Briefe 5 Bd. II, S. 676. 6)Supplication an die Stände, Aug. 1525: Die Kirche ist gefüllt, wenn Calixtus mit sonderlicher Gnade und Einsprechung des hl. Geistes das wahre, helle, klare und lautere Wort Gottes verkündet. 2 17

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2