Steyr und die Glaubenskämpfe

rdner für besonders dringend hielt. Der Durst nach dem „reinen Wort Gottes ohne menschlichen Zusatz“ war groß. Der Rat gebrauchte in seiner Schrift das Schlagwort vom „reinen Wort Gottes“ das den Sterrein aus den von Deutschland kommenden Schriften bekannt war, nur als Phrase noch nicht als Forderung oder etwa Kampf¬ devise. So weit war es noch nicht; die Sterrer wollten nur einen guten katholischen Drediger. Die Bitte wurde auch wie bisher bewilligt und Pater Patrizius nach Sterr entsandt. Drei Sonntage predigte er mit Erfolg. Da berief ihn ein Brief seines Oberen von Stepr ab. Die Gemeinde war in heller Aufregung ob dieses noch nie dagewesenen, Dorkommnisses. B. R. R. sandten flehende Briefe nach Urems. Der Raisherr Rumpl durch seine vielen Stiftungen als guter Katholik bekannt, sandte einen Boten mit einem Brief nach Dupping, wo eben des Provinzialkapitel tagte. Die Schreiben betonen die „Zerrüttlichkeit der Dredigt“ und die Unentbehrlichkeit des Dredigers zur Verkündung und Unterweisung von Gottes Wort. Die Abberufung des liebgewor¬ denen Dredigers werde Unmut gegen den Orden hervorrufen. Wohlweislich wurde darauf hingewiesen daß die Sammlungen und Spenden darunter leiden könnten und die Pfarre dadurch geschädigt würde.?) Warum aber sollte Patrizius abberufen werden? Die Streitigkeiten unter den Steprer Dredigern dürften auf ihre Spaltung in eine Gruppe von etwas ver¬ lotterten Geistlichen und eine mit gutem Willen zur Besserung der Mißstände zu¬ rückzuführen sein. Die Haltung des einzelnen Predigers drückte sich auch in seiner Predigt aus und gelegentliche Seitenhiebe auf den Kollegen von der Gegenseite waren auf der Kanzel üblich. Patrizius nun dürfte, die Begeisterung der für Reforn¬¬ gedanken aufgeschlossenen Bürgerschaft beweist es, bei aller Treue gegen die katho¬ lische Kirche, scharf gegen die Mißbräuche aufgetreten sein und den Kreis der Ver¬ besserungen noch weiter gezogin haben als die Dominikaner in Stepr oder die Benedik¬ tiner von Garsten,?) wobei die Dominikaner sicher weniger für solche eingetreten sein dürften, da die Organisation des Sterrer Klosters in wirtschaftlicher und geistlichen Hinsicht viel weniger straff war als die der Garstner Mönche. Sie lebten von Almosen und waren auf die Wohltätigkeit der Bürger angewiesen, die sie auch eifrig anzuregen und zu genießen suchten. Die Entscheidung des Ordensobersten in der Sache des Patrizius fiel zu dessen Gunsten aus, er durfte während der ganzen Fastenzeit Dredig¬ ten halten. Im Jahre 1521 wurde nach dem Bericht Prevenhubers (S. 217) die Acht¬ erklärung gegen Luther angeschlagen, die auf dem Reichstag vom 8. 5. 1521 vom Kaiser erlassen worden war.*) Ob und wie die Sterrer darauf reagierten, berichtet der Chronist nicht. Als aufrechter Protestant hätte er es jedoch sicher nicht unterlassen, wäre etwas Nennenswertes dabei vorgefallen. Daraus ist ersichtlich, daß Stepr zwar für Reformen an Haupt und Gliedern eingenommen wer, angespornt durch lutherische Schriften, aber durchaus katholisch dachte und nicht lutherisch. 1a45 hatten die Steprer mit dem Bau einer neuen Pfarrkirche begonnen und waren damit im Jahre 1522 so weit gekommen, daß nurmehr der Turm und das Dach fertiggestellt werden mußtn. Da brach eine ungeheure Feuersbrunst aus und vernichtete den neuen Kirchenbau, den Pfarrhof und das Dredigerkloster, 2 Stadttore 2 Basteien 5 Stadttürme, einen Teil der Stadtwehren und bei 55 Häuser in der Stadt (Prev. S. 221) Die Bürger mußten sich sofort an die Arbeit machen und mit dem Wiederaufbau beginnen.“) 1) Kaspar von Krems, bekannt durch „Wissen und Tugend“, war seit 1519 minister generalis der Ordensprovinz. Herzog: Cosmographia Austriaco=Franciscana I 99, II 57 59. 2)Sitte, daß sich B. R.R. der Stadt Stepr an din Guardian der Franziskaner in Dupping oder zu St. Theobald in Wien um einen Fastenprediger wandten. Der Abt von Garsten gab die Dredigterlaubnis in der Pfarrkirche. Czerny: Die Anfänge der Reformation in Stepr, S5. 3) St. A. Kast. XI. Lade 24, Nr. 1680. 4Dgl. Czernya. a. O. 50Evers: Martin Luther, Bd. IV, S. 120, 125, 126; Wiedemann: Geschichte der Reformation I, S. 15. 6)Drev S. 221: Bauen war eine wohlfeile Angelegenheit: Taglohn eines Bau¬ meisters 28 Pf., des Poliers 26 Pf. des Steinmetzen 18 Pf. eines Steinbrechers 25 Pf., des Zimmermeisters 28 Pf., eines Zimmerknechts 20—22 Pf. Tausend Ziegel kosteten 20 Schillinge 1000 Schindeln 1 fl., 1000 Scharnägel 50 Krz., der Muth Kalk 1 fl., 1 Glasscheibe 5 Pf. 15

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