Steyr und die Glaubenskämpfe

A. Reformation I. Steyr vor Beginn der Glaubensspaltung. Entwicklung des kirchlichen Lebens Bis 1082 gehörte Sterr zur Pfarre Sierning, von 1082 bis 1505 zum Kloster Garsten und war nach dieser Zeit eine eigene Pfarre unter dem Patronat Garstens dessen Benediktiner die Priesterstellen in Sterr besetzten.!) In einem Revers anerkann¬ ten die Bürger zu Sterr im Jahre 1505 Abt Ulrich von Garsten als obersten Pfarrer der aus seinem Konvent Prediger und Priester für die Stadtpfarre zu stellen hatte und die geistliche Administration der Stadt übernahm. Somit ist Garsten Pfarre und Be¬ gräbnisort der Stadt Sterr, deren Stadtpfarrkirche eine Filialkirche des Klosters. 1457, da Stepr gewachsen war und seine Bürgerschaft an Zahl zugenommen hatte, vollzog der Abt von Garsten die Erhebung der Stadtpfarrkirch zur Pfarrkirche und bewilligte dort eine Begräbnisstätte.?) Den Ausbau der geistlichen Einrichtungen übernahm die Bürgerschaft der Stadt die so für den offensichtlich auf ihrer Arbeit ruhenden Segen danken und gleichzeitig auch zeigen wollte, wos die Stadt leisten konnte. Die wohlhabende Bürgerschaft setzte ihren Stolz darein, ihrer Stadt das Ge¬ präge der kulturell und wirtschaftlich ersten des Landes zu geben. Sie hatte Verbindung mit der Welt und wollte hinter anderen Städten nicht zurückstehen. Rathaus und Kirche bestimmen das Ansehen der Stadt und werden demnach von der Bürgerschaft in An¬ griff genommen. Dom Rathausbau fehlen Nachrichten und er ist nicht zu fixieren; auch ist er in seiner alten Form nicht mehr erhalten. Die Stadtpfarrkirche jedoch, die an Stelle der alten, schon zu klein gewordenen Kirche erbaut wurde ist in jahrhunderte¬ langer Arbeit, während der Feuersbrünste dreimal das fast vollendete Werk schwer 3) beschädigten, entstanden und in ihrer alten Gestalt noch heute erhalten. In Glaubensdingen waren die Steprer Bürger stets rege; so wuchs das Kir¬ chenwesen der Stadt und der reiche Ausbau aller religiösen Einrichtungen geschah aus Liebe für den Glauben, der eine lebensbestimmende Macht darstellte, und aus dem Gefühl der Freude, sich leisten zu können, was bisher meist Adeligen vorbehalten war. 1472 kamen Dominikaner aus Krems nach Sterr und ließen sich zur geringen Freude des Klosters Garsten in der Stadt nieder zuerst mit Einwilligung des Rates der Stadt und des Kaisers, und schließlich da Garsten Schwierigkeiten machte, 1478 auch mit Einwilligung des Dapstes Sixtus IV.*) 1478 wurden auch bereits Kloster und Kirche fertiggestellt und eingeweiht. 1) Sterr, Garsten unterstehen 8 Pfarren: Gaflenz, Ternberg, Mrustift, Raming. Molln, Steinbach a. d. Stepr, Losenstein. 2)Sterr ist laut der Hassauer Matrikel die angelegt für Verwaltungszwecke auch ein Register der Kollatoren und Taxenverzeichnisse enthält, eine der 50 zum De¬ kanat Lorch gehörenden Pfarren. Eder I. S. 50. Vertrag Sterr=Garsten s. Anhang Nr. 1. 3)Pritz=Stepr, S. 147: 1445 war mit dem Bau begonnen worden nach Plänen aus der Dombauhütte des Wiener Stephansdomes A. a. O. S. 186: bei dem großen Stadtbrand 18. März 1522, wurde sie fast gänzlich zerstört; 1559 wieder aufgebaut 1650 vollendet. 4)Diese Klostergründung ist die erste der 5. Gründungsperiode die 4 neue Mendikantenklöster (1472—1497) entstehen ließ. Daß Stepr trotz des Klosters Gar¬ sten vor seinen Toren in der Stadt ein Kloster bauen ließ, läßt auf Unzufriedenheit wegen mangelhafter Dredigt und Seelsorge schließen. Der neue Orden war ein Re¬ formorden der zur Erneuerung des Glaubenseifers anspornte und so den nach dem Worte Gottes begierigen Steprern eiwünscht war. Eder I, S 54, weist darauf hin daß Sterr es auch als Mangel empfunden haben mag, im Gegensatz zu Linz, Wels und Enns, kein Mendikantenkloster zu besitzen. 10

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