Steyr und die Glaubenskämpfe

9 des katholischen Landes. Damit ist auch die landeskirchliche Idee in seiner Beschützer¬ rolle verankert. Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott was Gottes ist: doch Abgaben flossen auf allen möglichen Wegen nach Rom und nach Dassaund wurden dem Lande entzogen; eine Tatsache, die sowohl dem Herrscher als auchdem Volke seit jeher ein Dorn im Auge war. Der Glaubenskampf bot die Gelegenheitdem Schutzherrn der Kirche in kirchlichen Landesfragen eine Position zu erkämpfen, die dem Fürsten des Landes zur Stärkung seiner Herrenrechte verhelfen konnte. Darum mußte er auch allein handeln und dem kirchlichen Mitkämpfer seinen Platz anweisen. Mit ihm, ja, aber als sein Führer, und für die alte christkatholische Religion, aber vor allem als Landesherr. Don ihm gingen die Mandate aus auf Reichstagen wurde in Religionssochen entschieden, in Landtagen gegen und für sie gekämpft und Politik be¬ stimmte ihren Verlauf. Die Türkenkriege, die ewige Gefahr für das Reich, ließen die Waage der Entscheidung schwanken, bald für, bald gegen die Sache Luthers denn zog die Gefahr näher, mußte der Kaiser rüsten. Rüsten aber kostete Geld und Geld hatte er nie; so bekameen die Landtage die Forderungen zugestellt. Bei aller Liebe zum Vater¬ land, dem sie in seiner Not immer wieder halfen, und die ihre im gleichen Maße war. gestatteten sie sich jedoch demütigst auch bescheidene Bitten für ihre Sache und baten sich ihre Gewährung aus. Und war die Gefahr groß, so blieb dem Landesfürsten augen¬ blicklich nichts anderes übrig als zu versprechen und zu vertrösten. War die Gefahr wieder für einige Zeit gebannt, so wurde verhandelt und je nach Einstellung des Für¬ sten verboten und abgelehnt oder gestattet und versprochen. Der genaue Ablauf dieses Kampfes kann nicht Sache einer Einleitung sein, die nur das Hineinspringen in die Materie erleichtern soll und den Aufsprungspunkt fixieren. Am Beispiel Stepr das als reichste Stadt des Landes eine kirchliche Situation unter einer in Glaubenssachen äußerst regen Bevölkerung aller Schichten veranschaulicht, soll der Verlauf des Re¬ ligionskampfes in seiner letzten Konsequenz verfolgt werden. Eingewoben in die Vor¬ gänge des Landes bestimmte und durchpflügt er das mittelalterliche Leben der Klein¬ stadt, sein Ausgang vernichtete deren Blüte. Der Einbruch des Luthertums war nötig gewesen zum Aufrütteln zum Dorwärtstreiben der Regeneration des kirchlichen Be¬ wußtseins des Volkes. Die allgemein bekemnten und mißbilligten Mißstände in der katholischen Kirche hatten eine Differenz zwischen seiner inneren Glaubensbereitschaft und dem Zugehörigkeitsgefühl zur Kirche und ihren Einrichtungen geschaffen die eine breite Angriffsfläche für die neue, gereinigte und von begeisterten Dredigern verkündete Lehre bot. Ihre Einführung verschmolz Glaubensfreudigkeit und Liebe zur kirchlichen Einrichtung, doch war diese von weltlichen Kräften, wie Adel und Stadtrat, abhängig und nicht mehr rein geistlicher Natur. Den wenig schwärmerisch veranlagten Bürgern war diese Kontrolle sehr sompathisch, der mehr sich ins geistliche Denken Flüchtende, weil politisch und wirtschaftlich Abhängige, berauschte sich am Gedanken, das reine Wort Gottes, das hl. Evangelium verkündet zu bekommen. Jeder Umsturz hat Blut im Gefolge jeder Kampf kosten Opfer und so ist auch im Ringen der Reformationszeit viel kostbares Blut geflossen und viel Gut unter Trümmern begraben worden. Sterr blieb vom Kriege verschont. Das Ende seines Kampfes signierte nicht rauchende Häuser und erschlagene Soldaten sondernleere Häuser, eine arm gewordene Stadt und langsam verfallende Ruinen. Was vom alten Stepr am Leben geblieben war, was der Fleiß seiner Bürger zäh wieder zum Leben erweckt hat, ist noch zu sehen und formt das Bild der heutigen Stadt. Daß die neue Zeit daraus erwachsen ist, zeigt das Bild der heutigen Stadt durch deren mittelalter¬ liche Straßen das moderne Auto fährt und deren Elektrizitätswerk neben der Mühle in Zwischenbrücken steht, die für Katholiken und Ketzer das Korn mahlte und schon 1287 bestand. Damit sei Stepr aus dem allgemeinen Geschick des Landes gehoben und zum Mittelpunkt der folgenden Arbeit gemacht die wiederum als Beitrag zur Landes¬ geschichte zeigen soll, wie das, was man beschloß, in seiner letzten Konsequenz aussah.

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