durch den Landesfürsten erschwerte die Maßnahmen Passaus an und für sich, besonders aber zur Zeit des Adnänistrators Herzog Ernsts und gab den Ständen ein Vertei¬ digungsmittel in die Hand, das sie nach Kräften für ihre Zwecke gebrauchten. Und sie gebrauchten es gerne, denn das Hochstift Dassau mit seinem großen Grundbesitz im Lande war nicht nur in Religionssachen, sondern auch als mächtiger Grundherr und Einleger im ständischen Giltbuch ein lästiger Rivale. Zweifellos aber war der Einfluß des Bischof auf die kirchliche Lage im Lande am meisten dadurch geschwächt, daß ihr Schwerpunkt in den Klöstern lagt), was die Wirksamkeit bischöflicher Anordnungen von der Willfährigkeit der Prälaten abhängig machte, die als vierter Stand der Land¬ schaft auch politische Interessen berücksichtigen mußten und sich im übrigen mehr ihrem Orden als dem weltlichen Klerus verbunden fühlten. Die Gründung der Mendikanten¬ klöster?) mit strenger Disziplin und mönchischem Leben zeigt, daß innerhalb der Kloster¬ geistlichkeit die Notwendigkeit einer Klosterreform ebenso gefühlt wurde wie unter den Gläubigen, doch änderte sich dadurch nichts am kirchlichen Grundcharakter. Gänzlich dem bischöflichen Einfluß entzogen waren im Ernstfalle die Schloßkapellen und ihre Geist¬ lichen, die völlig in der Gewalt des Adels waren.s) Ueber sie fanden dann auch Luthers Drediger Eingang zu den Zu= und Nebenkirchen sowie den Pfarren des Landes und sie blieben Rückgrat und letzte Verteidigungsstellung der Protestanten dank der adeligen Dogteirechte.4) Dasselbe gilt für die Kuriatbenefizien mit dem Unterschied daßhier das Bürgertum, das dem Adel nicht nachstehen wollte in der Bestellung eigener An¬ dachtsstätten und der sie versorgenden Geistlichen, soviel Einfluß in kirchlichenAn¬ gelegenheiten gewann, daß es dem Protestantismus Tür und Tor öffnen konnte.5 Aber auch der Landesfürst hatte im Lande o. d. E. eine schwere Stellung.Es war das erste österreichische Land das von der Welle der Reformation erfaßt werden mußte: es stand in regem wirtschaftlichen und kulturellen Austauschverkehr mit deren Ursprungslande und besaß keine feste Residenz des Landesfürsten, der es nur auf der Durchfahrt zur Erbhuldigung oder zu kurzen Besuchen betrat. Die großen Linzer Märkte im Frühjahr und Herbst jedes Jahres setzten Flugblätter Traktate und Ideen aus und förderten die Mißstimmung über die reformbedürftigen kirchlichen Zustände. Das ver¬ kehrsmäßig erschlossene Land (Nord=Süd=Achse Steyr—Freistadt und die Ost=West¬ Achse längs der Donau), in dem die sieben landesfürstlichen Städte als fast gleich mächtige politische Einheiten das Skelett des Landes darstellten, das die Macht der großen Adelsgeschlechter als Substanz erfüllte, sog ungehindert Luthers Lehren,seiner s Anhänger Jubel und die Berichte vom Erfolg seiner Bewegung ein. Die Folgen davon werden an Hand der Ereignisse in der volk= und verbindungsreichsten Handelsstadt des Landes, Sterr, demonstriert werden. Die Nächtigsten im Lande die Adelsherren, wandten sich als erste der neuen Lehre zu und konnten es sich auch leisten mit ihrer praktischen Einführung den Anfang zu machen. Aus ihren Reihen aber kamen die Landeshauptleute, ihre Meinung war im Landtag entscheidend. Der Landtag wieder repräsentierte die Landschaft und diese stand als geschlossener Block dem Landesfürsten gegenüber, in Ehrfurcht und Bescheidenheit natürlich, wie es den Formen der Zeit entsprach, doch zäh und mit großer Gewandtheit ihre Pläne verfolgend, die ebenfalls der Zeit entsprachen. Zwei Obrigkeiten, die weltliche und die geistliche, kämpften mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln um das Land, das als es die neuen Ideen aufnahm sich religiös von der alten Kirche abzutrennen begonnen hatte, vorerst ohne deren Auto¬ rität abzulehnen. Der Landesfürst kämpfte, als Stellvertreter des Kaisers, mit den Mitteln seiner landesherrlichen Gewalt für die katholische Kirche, deren Schutzherr er war. Schutzherr jedoch besagt, daß er Schutz zu bieten hatte als katholischer Herr 1) Eder I, S. 57—81: Don 181 Pfarren waren jag geistliche Lehenschaft u. zw.: 56 bischöflich, 1o1 inkorporierte Klosterpfarren, 7 werden von Pfarrern präsentiert. 2)Eder a. a. O.: Sterr Dominikaner (1472), Dupping Franziskaner (1478), Mauthausen Karmeliter (140a), Obertalhein Paulaner (1497). 3) Eder a. a. O.: Don insgesomt 54 Schloßkapellen waren 52 in der Hand des Adels, 1 in der des Landesfürsten (Sterr) und 1 in der des Hochstiftes Passau (Mars¬ bach) 4) Eder a. a. O.: Disitation 154g: 106 Pfarren davon 54½ vom Adel bevogtet 15½ vom Kaiser II vom Londesfürsten 10 vom Bischof, 15 von Klöstern. Für mehr als die Hälfte bestimmte der Adel die Pfarrherren. 5)Eder a. a. O.: 115 alte und 28 neue Benefizien: 0 landesfürstliche, 20½ geistliche, 96½ weltliche (Bürger und Adel), 15 ohne verläßliche Zuteilung. 8
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