Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Dezember 1951

Dort der Schule in Steyrdorf. Im Jahre 1601 kaufte er ein Grundstück, erbaute ein Jahr später eine kleine Zweckschmiede und erwarb das Bürgerrecht.") Mit seinem Bruder Daniel verstand er sich nicht gut, ja es hat den Anschein, als ob ihn dieser von seiner Stelle verdrängen wollte.") 1619 kündigte ihm der Rat die Wohnung auf dem „Thor" (Neutor) und ernannte im folgenden Jahre Daniel Thierfelder zum Schulmeister,") der aber bisher nicht immer als Lehrer tätig war. Seine Hauptbeschäftigung bildete das „Prokuriern und Schriftenstellen". So lange er den Schuldienst versah, war ihm diese Betätigung von der Stadtbehörde strengstens untersagt. Es ist anzunehmen, daß er bis zum Ende des Jahres 1624 als Schulmeister am Neutor wirkte, denn 1622 wurde sein Ansuchen um Verleihung einer Prokuratorstelle abgelehnt. Die Ratsprotokolle erwähnen ihn letztmalig im Jänner 1625 anläßlich einer Vergütung für eine „Traidausraitung".") Sein Nachfolger wurde der katholische Schulmeister Tobias Pannagl aus Mondsee.") Der Unterricht in Steyrdorf und Aichek. In der Vorstadt Steyrdorf bestand bis zum Jahre 1590 keine eigene Schule.") Zu Anfang der Siebzigerjahre dieses Jahrhunderts erteilte im Spital der alte Schulhalter Christoph Fraidler Katechismus-Unterricht, wofür er vom Rat aus dem Mautgefälle 15 Gulden erhielt.") Die seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts sich in diesem Stadtviertel stark ausbreitende Kleineisenindustrie verursachte eine beträchtliche Zunahme der Bevölkerung, so daß hier um 1580 die Errichtung einer Schule wohl notwendig gewesen wäre. Viele Eltern schickten wegen des weiten Schulweges, der zudem über die Steyrbrücke führte, ihre Kinder nur ungern in eine der beiden Stadlschulen. Diese Umstände begünstigten die Entstehung der Winkelschulen. Kaspar Thierfelder und Ullman beschwerten sich daher 1578 bei der Stadtobrigkeit über das Schulhalten der „Kautzhammerin beim Linzerbecken im Steierdorfs" und über die gleiche Betätigung des Zuckermachers in „Eigicht" (Aichet), weil diese Personen die „guten Künste" nicht gelernt hätten.") Während erstere in späteren Archivalien nicht mehr genannt wird, ist vom „Zugkher Pacher", er heißt Stephan Hager, noch oft die Rede. Der 1583 vom Rate gefaßte Beschluß, ihn aus der Stadt hinwegzuschaffen, wurde nicht verwirklicht. Es dürfte die Stadtbehörde seine unterrichtliche Tätigkeit bis 1589 stillschweigend gebilligt haben. Ende Juni dieses Jahres sollte er jedoch seinen Winkelschulbetrieb endgültig einstellen, nur drei Wochen durfte er noch unterrichten, um von den Kindern das Quatembergeld eintreiben zu können. Hager hingegen hielt sich nicht an diese Verfügung. Im Oktober beschloß daher der Rat neuerdings feine Ausweisung, da auch die fünf Steyrdorfer Viertelmeister die Anstellung eines deutschen Schulmeisters verlangten.") Dieser Bitte wurde am 15. Nov. stattgegeben.") Ursprünglich sollte diese Stelle, um die sich bereits im August der Schulhalter Gaschin beworben hatte, Christoph Ullman von der Schule im „Gemeinen Kasten" bekommen.") Doch Basilius Thierfelder, der seinen Vater schon durch mehrere Jahre im Schuldienst unterstützt hatte, wurde im August 1590 zum Schulmeister ernannt. Er bekam den Auftrag, auch den Katechismus zu lehren und wurde ermahnt, der Jugend „in seinem Leben und Wandel" ein gutes Beispiel zu geben.59) Obwohl die, Schülerzahl in diesem Stadtteil ungefähr so groß war wie in den beiden Stadtschulen zusammen, verweigerte der Rat die Uebernahme der Schulkosten mit dem Hinweis, daß er ohnehin zwei Schulmeister in der Stadt zu unterhalten habe und daher die „Steyrdorfer Gmain", für diese Auslagen selbst aufkommen müsse?") 15

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2