Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Dezember 1951

Die deutschen Schulen der Stadt Steyr zur Zeit der Glaubensspaltung Von Josef Ofner, Die bedeutenden Entdeckungen und Erfindungen am Ausgang des Mittelalters steigerten das Bildungsbedürfnis breiter Volksschichten, Die Verbreitung von Druckwerken, vor allem religiöser Bücher, der erweiterte Handelsverkehr sowie die Reformation drängten in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zur Einführung eines besonderen Volksunterrichtes, der, losgelöst von Fremdsprachen, neben religiösen Unterweisungen die elementaren Kenntnisse des Lesens, Schreibens und Rechnens vermitteln sollte. So vollzog sich denn auch in Steyr um 1530 eine Umgestaltung des Schulwesens, und zwar in der Weise, daß neben der evangelischen Lateinschule, die aus der mittelalterlichen Stadtschule heroorging, sagenannte „teutsche Schulen" errichtet wurden. Erstmalig berichtet hierüber das im Stadtarchiv verwahrte älteste Steuerbuch aus dem Jahre 1543, das außer Andreas Khuttner, dem ersten Rektor der Lateinschule, auch die ersten deutschen Schulmeister Christoph Fraydler u. Wolfgang Perger als Deutschschreiber („teut- schreiber"st) verzeichnet. Zur Eröffnung von zwei deutschen Schulen kam es zuerst in der inneren stadt. Sie waren im „Gemeinen Kasten", im uralten Stadtschulgebäude am Berg und im Neutor untergebracht. Das Jahr ihrer Errichtung ist nicht genau feststellbar. In der Vorstadt Steyrdorf wurde der Unterrichtsbetrieb erst 1590 ausgenommen, aber schon nach sechs Jahren wieder aufgegeben. Wie die Lateinschule standen auch diese Unterrichtsanstalten völlig unter protestantischem Einfluß. Im Zuge der Gegenreformation des Jahves 1599 wurde die Lateinschule geschlossen, doch weilte Rektor Mauritius noch im Jänner 1600 in Steyr.") Auch die deutschen Schulen sollten eingestellt werden?) Die Befolgung dieser Anordnung wurde jedoch bis zum Jahre 1604 hinausgeschoben. Im Juni 1602 erinnerte der Stadtschreiber den Rat an den Befehl des Landeshauptmanns, die unkatholischen deutschen Schulmeister abzuschaffen und deren Stellen mit katholischen „qualifizierten" Personen zu besetzen, da es offenbar geworden sei, „daß diese unkatholischen deutschen Schulmeister sich gar des unkatholischen Religions Exercity und an den sonn- und Feiertagen gar Kinderlehr mit häufigem Zulauf der gemeinen Bürger und Handwerksleut zu halten unterstehen". Der Rar aber war der Ansicht, daß sich dieser Befehl nur auf die lateinische schule beziehen könne?) Als nun kurz darauf, und zwar Ende September, eine neuerliche Verfügung die Abschaffung der unkatholischen Schulmeister forderte, beschloß die Stadtbehörde, dem Landeshauptmann zu berichten, daß sie bereit sei, katholische deutsche Schulmeister anzustellen, wenn sich solche zum Schuldienst melden mürben?) Es kam auch in diesem Jahre noch zur Schließung der Schule am Berg, doch holte man die mit dem Abte zu Garsten im 15. Jahrhundert geschlossenen Verträge „wegen Ersetzung der hierigen Pfarr mit Pfarrern, schulmeistern und Kirchendienern" wieder hervor/), suchte in der Registratur die „Special Gravamina" und beauftragte den Stadtschreiber und 9

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