Häuserchronik der Altstadt Steyr - 1. Teil

Von der übrigen Einrichtung möchte ich nur noch zwei schöne Schmiedeisenarbeiten aus der gotischen Zeit nennen: Das Sakramentshäuschen ist eine ganz selten dastehende Arbeit. Das Gitter ist durch Bänder, welche mit Paneelwerken in gleicher Technik versehen sind, in sechs Felder geteilt, die mit verschiedenartigen Maßwerken geschmückt sind. Das Häuschen ist sehr sorgfältig in Mattgold ausgeführt, der Untergrund beim Paneelwerk jedoch zinnoberrot. Bei einer der Frai:lzoseninvasionen wurde das Gitter von einem Soldaten geraubt und an einen 'rrödler verkauft. Von ihm erwarb es später ein Färber, der es als Funkenfänger in seinen Rauchfang hängte, dann ein Schlosser. Bei der Rückgotisierung erinnerte man sich des schönen Stückes, kundschaftete seinen Verbleib aus - es paßte noch genau. Die zweite gotische Arbeit ist die Sakr isteitür, von eisernen Schienen ist sie in rautenförmige Felder geteilt, die die Wappen von Oberösterreich, Tirol und Kärnten zeigen. 1 ) Das übrige ist modern: Das große Kruzifix ist eine Grödner Arbeit aus dem vorigen J ahrhundert, das gotische Orgelgehäuse und die Chorbrüstung wurden 1893 geschaffen, das Pflaster 1898 gelegt.19 ) Die alten Grabsteine im Friedhof r und um die Kirche wurden zum Großteil erst im Jahre 1886 an ihren jetzigen Ort gebracht. Vorher waren sie teils an den Innenwänden tjer Kirche an den verschiedenen Kapellen eingemauert, t eils dienten sie als Pflaster, wodurch einige so abgeschliffen wurden, daß sie kaum mehr leserlich sind. Damit, daß man sie an die Außenwände der Kirche, der Margaretenkapelle und die alte Kirchenmauer versetzte, suchte man das alte Bild des Friedhofes, wie es tatsächlich jahrhundertelang bestanden hat, wiederherzustellen. In den Anfängen der Siedlung und Stadt Steyr wurden die Toten , w ie üblich , in der Mutterkirche, in diesem Falle zuerst in Sierning,20 ) dann, nachdem Steyr dem Klost er Garsten incorporiert wurde, in Garsten begraben , ausgenommen (zumindest schon im 13. Jahrhundert) die „Spitaller", von denen es in dem schon zitierten Revers des Jahres 1305 heißt: ,,daz man niemen in dem vreithof dacz dem spital bestaten so!, danne der darinne stirbet". Doch bald schon suchten begreiflicherweise die Steyrer ihre Toten bei sich in der Stadt zu behalten; der Abt erlaubte fa llweise die Bestattung im Friedhof bei der P(arrkirche, doch als die Bürger ein Recht daraus machten, entstand ein Streit, den Herzog Albrecht II. im Jahre 1437 in dem .Sinne vermittelte, daß der Abt von Garsten das Begräbnis in Steyr weiterhin erlaubte unter der Bedingung, daß die Bürger darin kein Recht, sondern nur eine Gnade des Abtes sahen. Damit war der Form genüge getan. 1_541 hörten die allgemeinen Begräbnisse in diesem Friedhof aus Mangel an Platz auf, er blieb besonders angesehenen oder verdienten Personen vorbehalten. Die übrigen Toten (Festzeiten!) kamen in den neuen Gottesacker an der Rückseite des Bruderhauses, auch Weichselgarten genannt. Erst als ein Teil dieses auch wieder überfüllten Friedhofes in die Steyr abstürzte, legte man den Gottesacker am Tabor (1562) an.21 ) Die Grabsteine im Pfarrkirchenfriedhof, eine Fundgrube für Familiengeschichte, sind bei Preuenhuber zum Teil, von Pantz und Wussin beschrieben. 1 ) Preuenhuber, S. 95. 2 ) Siehe H. 22. 3 ) 0.-ö. UB IV/478. 4 ) Eder, Glaubensspaltung, S. 5 ]' 0.-ö. UB V/122: ,, . . . daz mein vater her Chvnrat von Volchenstorf hat gehabt ein widern ze Steyr bei der chirichen von dem gotshaws datz Gesten von gnaden vnd dar vber ·weder prief noch hantfes gehabt hat; di selben vorgenanten widern han ich ledichleichen auf gegeben dem vor genanten gotshaws ze Gesten, wand ich chain reht dar an het noch gehaben macht." 6 ) 0.-ö. UB VII/722. 7 ) Preuenhuber, S. 95. 48

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