bei der Kirche zu Steyr vom Kloster Garsten in seine Hand zu bringen, verschweigen die Quellen; aber schon sein Sohn Dietrich hat es im Jahre 1314 wieder an das Kloster Garsten zurückgegeben.5 ) Schon in dem nich t mehr erhaltenen Ablaßbrief des Jahres 1287 scheint (zumindest kann man die Stelle bei Preuenhuber so auslegen) der Name der Kirche auf; weiters, und von Historikern allgemein als erstes bewiesenes Auftreten der Bezeichnung „Sankt-Gilgen-Kirche" anerkannt, ·im Testament des Jakob Kündler aus. dem Jahre 1360, darin er der Kirche ein Gut im Mühlbachgraben vermacht.6 ) Unterm Jahr 1443 erzählt Preuenhuber: ,,Demnach sich von vielen Jaren her die Burgerschafft bey der Stadt Steyer an Vermügen und an Zahl fast gemehret, daß daher wegen volkreicher Anzahl der Leute die a lte Pfarr-Kirchen zu enge geworden; haben s ich Rat und Gemein vereint, ein ander größere Kirchen auf ihre Kos ten zu erbauen; anfangs 1443 an dem Ort, wo die vorig alte Kirchen gestanden, die zu Ehren der Beichtiger und Martyrer Aegidii & Colomanni geweiht gewest, daher solch neu erweitert Kirchen-Gebäu den Namen dieser beiden_Patronen beibehalten".7 ) Der Bau der gotischen Kirche wurde noch im selben Jahre begonnen, nach Plänen Hans Puchsbaums, Baumeisters am Stephansdom; nach seinem Tod 1454 übernahm Martin Kronschach (auch Kranschach) die Leitung des Baues, doch mußte er wegen verschiedener Betrügereien 1482 entlassen werden. Ihm folgte der Steinmetzmeister Wolfgang Tenck, dessen Grabstein zu den besterhaltenen in der Stadtpfarrkirche gehört (gestorben 1513). Die Vollendung führte Hans Schwedchorer herbei.8 ) Schon im Jahre 1479 hatte, nach Preuenhuber, eine Feuersbrunst das vollendete, mit hohem, schönem Turm gekrönte Werk drei.er Jahrzehnte arg mitgenommen,0 ) nun, nach weiteren drei Jahrzehnten emsigen Bauens machte der große Stadtbrand des Jahres 1522 die Opfer einer zweiten Generation zum Teil zunichte. Daß man dennoch den Mut nicht sinken ließ, beweist eine Notiz bei Preuenhuber, der zufolge schon im Jahre 1527 in der Stadtpfarrkirche eine Kapelle zu Ehren des Erasmus, Christoph und der - Anna geweiht wurde. 10 ) Trotz der veränderten Glaubenslage war das Interesse der Bürgerschaft an einer schönen, großen Kirche nicht erlahmt, man mußte jedoch vorderhand von der Einwölbung der Kirchenruine Abstand nehmen, da Sachverständige erklärt hatten, die Pfeiler seien für ein neues Gewölbe · nicht mehr tragfähig. Dafür wurde 1454 das Portal der Vorhalle neben dem Pfarrhof geschaffen, das allerdings schon Merkmale verfallener Gotik zeigt; aus dem Jahre 1559 stammt das schöne, aus Glockenspeise gegossene, mit Zinnreliefs auf dem trichterförmigen, später aufgesetzten Deckel verzierte Taufbecken.11 ) Während der Reformationszeit war die Kirche eine der heißest umtobten Stätten des religiösen Kampfes. Selbst die alte Tradition des Benediktinerklosters Garsten war kein Garant für die Predigt einer rein katholischen Lehre ohne Neuerungen von der Kanzel der ihm anvertrauten Stadtpfarrkirche herab. Und so kam es, daß nach dem in Steyr sehr raschen und sch rankenlosen Durchbruch der Reformation auch in der Stadtpfarrkirche (von 1545 bis 1621) 12 ) evangelischer Gottesdienst gehalten wurde und Bilder und Statuen daraus verschwanden. Nur einem gütigen Geschick beim Brand von 1522 und einem Versehen der bilderstürmerischen Protestanten haben wir die Erhaltung der drei schönen gotischen Statuen am Nordportal zu verdanken: Apostel Jakob major, hl. Elisabeth und Märtyrerin Agnes, schlanke Plastiken, deren weicher und einfacher F luß der Gewandung und vor allem deren seelischer Ausdruck (besonders bei Agnes) nach Harters Meinung noch auf die erste Zeit der Kirche (also vor 1443) hinweisen. 1900 hat sie Franz Christoph Erler, ein Meister gotischer Bildhauerkunst, restauriert und die vierte Statue (Evangelist Johannes) ersetzt.13 ) Auch das bekannte Relief „Maria End" am Nordportal feierte damals unter Erlers Meisterhänden eine Wiedergeburt. Nach dem Sieg der Gegenreformation versuchte man, auch die alte gotische Pfarrkirche dem neuen Geschmack anzupassen. Das Schiff wurde nun endlich im Jahre 1628 (unter Abt Anton II von Garsten) barock ein46
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2