Häuserchronik der Altstadt Steyr - 1. Teil

Renaissance zuweisen, z. B. die Zwei-Achsigkeit (zwei Giebel) 11 ). Unterstrichen wird dieses nichtitalienische Element noch durch einen erzenen Wasserspeier zwischen den Doppelgiebeln, der nach einem Entwurf aus der Meisterhand Blümelhubers zu Beginn des 20. Jh. von Herrn Tobiska, Altgesellen der Schlosserei Schartinger, ausgeführt wurde 12 ) . Mit seinen drei mächtigen gequaderten Toren fügt sich das Gebäude harmonisch den beide·n anderen durch das Neutor gebildeten Seiten ein und verleiht dem Platz jene Geschlossenheit, die ihn so reizvoll macht. Die breite Fassade ist reich mit Ornamentbändern in Sgraffito verziert 13 ) . Dieser in der Renaissance beliebte Schmuck der Hauswände ist im Gebiet der Innern Stadt des öfteren anzutreffen, (in renoviertem Zustand und an einigen Häusern als Reste), jedoch nirgends in so reicher, wirkungsvoller Entfaltung wie gerade hier. Ueber dem Hauptportal stellt ein Bild nach Harter14) eine Tributleistung an einen König, nach einer anderen, biblisch beeinflußten Version Joseph in Aegypten dar 15 ). Jedenfalls will es hinweisen auf alle jene „Lieferanten", die der IHG vertragsmäßig zur regelmäßigen Lieferung des Getreides verpflichtet waren (z. B. die Stadt Waidhofen, viele Klöster, Herrschaften und Private) . Daß der „Innerberger Stadel" nicht, wie fälschlich allgemein verbreitet ist, der Eisenniederlage, sondern eben der Getreidespeicherung diente 15 a), beweisen nicht nur, wie Harter in seinem 1912 (also noch vor der ein Jahr später vollzogenen Umwandlung in ein Museum) erschienenen Aufsatz bezeugt, die Schüttanlage der einzelnen Stockwerke, welche bassinartig geteilt waren, und die größeren quadratischen Oeffnungen in der Mitte des Bodens eines jeden Stockwerks, durch welche der Aufzug für das Getreide führte, sondern vor allem das Lagerbuch 1788, Bl. 215 „Erster der Gewerckschaft angehöriger Getreidekasten" und das GB 1833, Bg. 107, Nr. 5, in dem es auch ausdrücklich „Der Getreydtkasten im Grimmort" heißt. In das historische Haus ist nach einer gründlichen Renovierung, besonders der Fassade, 1913 das Museum eingezogen; nur durch das energische Einschreiten des kunstsinnigen Ehzg. Ferdinand war der Abbruch des Gebäudes und Bau eines Postgebäudes an seiner Stelle verhindert worden 16 ). Und wahrhaftig hätte kein geeigneterer Ort für die Unterbringung des wirklich sehenswerten städtischen Museums gefunden werden können. Den linken Trakt des Erdgeschosses nimmt das Steyrer Kripperl ein , eines jener Weihnachtspuppenspiele (von Allerheiligen bis Lichtmeß), deren Ursprung in den szenischen · Darstellungen aus dem Leben Jesu (Krippenspiele), die in der Zeit cles Barock vorerst in der Kirche, dann auch außerhalb derselben aufkamen, zu suchen ist. Freilich entfernte sich (zumindest das Steyrer) Kripperl sosehr von seinem ursprünglichen Sinn, daß dieser nur mehr in seinem Namen und einer, jeweils nach dem kirchlichen Fest verschiedenen Szene aus dem Leben Jesu oder Marias fortlebt . Das ganze übrige „Kripperlspiel" bringt Szenen aus dem bürgerlichen Leben Alt-Steyrs, die nicht nur von den Kindern wegen ihrer vielen humorvollen Stellen, sondern auch von den historisch interessierten Erwachsenen immer wieder gerne angesehen werden. In verschiedenen Einkehrgasthäusern untergebracht, übersiedelte es 1913 gleich dem Museum in den Innerberger Stadel. Der Nachtwächter, ein gelungenes Schild, dessen Entwurf wir Herrn Dr. Klunzinger zu verdanken haben, weist den Weg zu unserem alten Kripperl 17 ). 1) RP 1574/371; RP 1575/371-373/28. 3.: Der Grund oder Garten hinter dem Pfarrhof „gegen dem Grimorth werts liegend", der dem Pfarrer oder gegen Garsten gehört, soll mit einer Mauer eingefangen werden. Das „haus nagst darbej", das von Georg Wiser, Seiler, um 25 fl und 2 fl Leihkauf erworben worden war, soll zugerichtet und die Fleischbänke erbaut werden. 2 ) Ebda. - Bausachen Nr. 4480 C: Kaufbrief über den Grund „von vnd aus vnsers gottshauss (nämlich Garsten) incorporirten pfarrhofs zuegehörigen gartten alda zu Steyr negst vnderhalb desselben pfarrhofs 3

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