Veröffentlichungen des Kulturamtes, November 1950

Kripperl" bezeichnet die Stätte, wo sich noch heute jung und alt an bodenständigem Volkstum ergötzt. Ausgesteckte Fähnchen verkünden an Samstagen und Sonntagen einer lustigen Kinderschar, daß eine Vorstellung stattfindet. Mit Freude und Ungeduld eilt die Jugend in diesen Raum und drängt sich voll Erwartung in die schmalen Bänke. Nachdem das ersehnte Glockenzeichen ertönte, erscheint mit Horn und Hellebarde der Nachtwächter und singt fein altes Sieb1). Nun reiht sich ein heiteres Bild an das andere, die uns alle eine Rückschau in die Zeit gewähren, in der das Handwerksleben in den Städten die herrschende Rolle spielte. Anmerkungen: i) Von den vielen Liedern, die zu den einzelnen Szenen gesungen werden, seien hier folgende angeführt: Nachtwächter: Meine Herren und Damen, laßt euch sag'n, Der Hammer, der hat zwölfe g'schlag'n, Gebt's fein acht auf Feuer und Liacht, Daß heut' Nacht kein Unglück g'fchiacht! Hat zwölfe g'schlag'n! Bei Aufführungen in der Weihnachtszeit erscheinen gleich nach dem Nachtwächter drei Hirten und singen, nachdem sie von Engeln mit „Gloria, Gloria, in excelsis Deo!" geweckt wurden, folgendes Krippenlied: Hirten (erwachend): „Was is dös für ä Jubel und für ä Gschroa? Mein Oachl, ös müssen d' Engel sein! Wia viel is's?" Engel: „Zwölfi hat's g'schlag'n, zwölf! hat's g'schlag'n!" Hirten: „Was hat si denn zuatrag'n, wia's zwölfi hat g'schlag'n?" Engel: „Ein kleines Kind geboren ist." Hirten: „Wo?" Engel: „Zu Bethlehem in einem Stall!" Hirten: „Das loben mir all, das loben wir all!" Alle: „Geht's, Buam, seid's munta, erwachet's vom Schlaf! Treibt's z'sammä in d' Hütten all' entere Schaf! Verweil' di nöt lang, kimm bald nacha, Bua Gregä, I han schon a Weisät einpackt in mein' Zögä. Hiatzt geh'n ma halt zuwi, tän's grüaßen all' drei. Da liegt ä kloans Kind mit a Jungfrau dabei! Voll Freuden, o Jesus, erhebt si das Gmüat, Weil du bist gekommen uns Sündern zu Liab. Brich unsere Herzen nach deinem Gefallen, Gib uns deinen Segen und verleihe uns allen Ä glückselig's End' nach der traurig'n Zeit Und schenke uns einstens die himmlische Freud!" 17

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