Veröffentlichungen des Kulturamtes, November 1950

pilgert getan, davon man Inen umb papier, Büecher, Schuech, Item Brot und andere notturfft verhilflich sein soll." Auch am Dreikönigstag wurde von Haus zu Haus gesungen und gesammelt. 3mi Schulhaus bestand auch eine Art Internat, dessen Ausstattung, nach des Rektors Klagen zu schließen, äußerst mangelhaft gewesen sein muß. Am 8. Oktober 1567 bat Brunner um Bettücher, da zwar Betten für die Schulen verordnet worden seien, doch „nichts von lein- geroanb"; auch die Bitte um Holz kehrte immer wieder. Als Unterrichtsgegenstände scheinen in den Schulakten nur Theologie, Latein, Griechisch und Musik auf. Der Lehrkörper bestand, soweit aus Brunners Denkschrift vom 19. März 1567 hervorgeht, aus „drei collegis", die vom Rektor besoldet und verpflegt werden mußten, und dem Kantor, dessen Unterhalt der Pfarrer bestritt. Im Jahre 1609 wurde noch ein Konrektor genannt. Möglicherweise bestand die Lateinschule in Steyr wie die Linzer Landschaftsschule aus fünf Klassen. Die anfangs große Zahl vermögender Schüler scheint sich zur Zeit der Krankheit Brunners um 1567 stark gemindert zu haben"); unter den von ihm noch genannten „anderen Ursachen" dürften die konfessionellen Streitigkeiten zwischen den Predigern und die Mißachtung des gemeinen Mannes für die „gueten und notwendigen Khünfte und Sprachen", von der in derselben Schrift noch die Rede ist, gemeint sein. Auch ein neuerliches Aufflammen der täufe- rifchen Lehre'") gab Anlaß zur Klage, daß der „Marnalukh, toll und Irrig Schwirrner (womit er Haller meint) allhie sein gisst ausgegossen, nicht allein der lieben christlichen Jugend, Sünder auch der gantzen Khirche in gemein großer und Innerlicher schaden und abbruch ist zugefüget worden, und ist nicht die geringste ursach, darumb auch das liebe Almusen, so zur Unterhaltung der Armen aufs der Schuel möchte nach jeder guetwilligkeit gereicht werden, in große Abnehmung khumen ist." Der Rat hat Brunners Abdankungsbitte nicht angenommen und es ging auch mit der Schule wieder aufwärts, nachdem der Rektor die Leute durch Prädikanten hatte ermahnen lassen, ihre Kinder fleißig zur Schule zu schicken"). Aus einem Brief vom 9. März 1569, den Brunner an den Magistrat gerichtet hatte, erfahren wir, daß „sich die Jugent bald widrumb gemehret und von vilen Orten Khnaben hierher geschickt worden." Preuenhuber spricht von einer großen „Frequenz allhie studierender Jugend" im Jahre 1575. Die Besoldung blieb während der ganzen Zeis des Bestehens der Lateinschule ein wunder Punkt im Leben der Schulhalter. Der Ausspruch Daniel Möllers, Brunners provisorischen Nachfolgers, daß oft ein kleines Dorf feinen Schweinehirten stattlicher abfertige als die Steyrer ihren Schulhalter, kennzeichnet die Lage. Mit 100 Gulden Jahresgehalt wurde Brunner als Rektor bestallt und davon mußte er noch seine Kollegen besolden. Auf viele Beschwerden hin wurden ihm nach Jahren noch 100 Gulden bewilligt. Nebeneinkünfte, die Küttner noch besessen hatte, fielen zur Zeit Brunners weg. Küttner war neben dem Lehramt Organist, leitete die Kirchenmusik und versah die „Turne- rey" (Amt eines Türmers). Seit Pfarrer Twengers Tod (1562) mußte auch der Kantor vom Schulmeister versorgt werden. Mit einem wehmütig-zornigen Blick gedenkt Brunner der Zeiten des „laidig Babstumbs", dessen' Jahrtage dem Schulmeister so mancherlei „teglich in die Khuchen getragen" haben. Mir den Erträgnissen der dem Schulmeister zugeteilten Weinberge scheint Küttner einen schwungvollen Handel betrieben zu haben. Rektor Brunner fehlte diese Geschäftstüchtigkeit völlig. Was er besaß, steckte er in die Schule, verwendete er für seine armen Schüler und mußte immer von neuem die geringe „Milde" der Steyrer Bürger beklagen'"). So war Brunner in Schulden geraten und bat den Magistrat kurz vor seinem Tode am 29. Oktober 1571 um ein Darlehen. Der Verkauf seiner Bibliothek'") hat die Schulden des Rektors getilgt und der verbliebene Büchernachlaß die Errichtung einer Bücherei ermöglicht. 14

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