Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Dezember 1949

1611 für „etliche Gsäng" 12 und 1615 für eine „composition" 5 Taler. Dem Schuldirektor zu St. Peter, Balthafar Langing, bewilligte der Rat 1613 für zwei Weihnachtsgesänge, die jedoch zuvor vom Kantor „überfragen" werden mußten, 2 bis 3 Taler, dem Organisten Peurl für gedruckte Kompositionen 10 und 1619 einem gewissen Thusius für zwei Gesänge einen Taler42). Als besondere Pflegestätte der Musik scheint Steyr auch in den Nachbarländern bekannt gewesen zu sein, — vielleicht hat dazu Peurls Schaffen beigetragen, — da sich im Jahre 1606 sogar die beiden Söhne des berühmten Tondichters Orlando di Lasso, Ferdinand und Rudolf, in unserer Stadt einfinden und dem Rate Motetten ihres Vaters, der bekanntlich bei zwölfhundert komponierte, offerieren. „Dieweil des Herrn Orlands de laßo Mu- deten vor diesem in gueter Anzahl vorhanden", werden die „beeden Herrn Orländ" abgewiesen, man gewährte ihnen aber für ihre „gute Afsection" zwei Talers. Die Musik bei allen offiziellen Anlässen der Stadt hatte eine kleine privilegierte Musikkapelle zu stellen. Ihre Entstehung geht wahrscheinlich zurück auf die im 15. Jahrhundert gebildeten Stadtpfeifereien4'). In Steyr und auch in anderen Stäöten18) oblag die Führung dieses Musikerverbandes dem Stadtturnermeister. Die ihm unterstellten Musikanten, im 16. Jahrhundert waren es meist vier, wurden wie im Handwerk als Gesellen bezeichnet^). Neben seinen musikalischen Aufgaben hatte der Turnermeister auch die Wache auf dem Turm der Stadtpfarrkirche zu versehen, wo er von seiner Klause aus das gesamte Stadtgebiet leicht überblicken konnte. Die Bezeichnung „Turner" wird deshalb von dieser Beschäftigung auf dem „Turn", die auch das Choralblasen zu bestimmten Tageszeiten umfaßte, abgeleitet2"). Das Turmgebäude war zu Beginn des 17. Jahrhunderts nicht im besten Zustand. Um 1610 waren Stiege und Klause reparaturbedürftig, 1615 verlangte der Turnermeister Schmidtperger die Behebung von Baugebrechen24). Die Besoldung des Stadtmusikus erfolgte aus den Mauteinnahmen der Stadt. Sie betrug 1577 wöchentlich 3 Taler, das jährliche Holz- und Lichtgeld machte 12 Taler aus22). Wie die Rat- und Gerichtsdiener bekamen auch die Turner alle Jahre einen neuen Anzug. Ende November oder anfangs Dezember ersuchten sie den Rat um die Bekleidung für das kommende Jahr. Man gab ihnen entweder „gemeines Lindisch Tuch" von grüner Farbe oder eine entsprechende Geldsumme, die sich um 1580 und in den folgenden Jahren für fünf Personen auf 70 Gulden belief. Um „gemeiner Stadt Schimpf" zu vermelden, versäumte der Rat auch nicht, den Turnern gelegentlich die Reinhaltung ihrer Uniform einzuschärfen22). Ab und zu verbesserte die Stadtgemeinde das Einkommen der Musizi durch besondere Geld- oder Naturalienspenden. Im Jahre 1575 z. B. bewilligte der Rat für das „Trumeln" bei der Musterung 6 Taler, 1593 dem Turnermeister zur Erhöhung seiner Besoldung 12 Metzen Horn24). Wie die Kantoren am Dreikönigsfest, die deutschen Schulmeister am Gregoritag (12. März), die Lehrer der Lateinschule zu Martini (11. November), so musszierten auch die Turner um milde Gaben zu Weihnachten vor den Häusern der Bürger22). Die instrumentale Ausstattung der Stadtmusik war im 16. Jahrhundert noch recht bescheiden. Man unterschied stille und laute Instrumente. Zu diesen zählten Trommeln und Trompeten, zu jenen Geigen und Zwergpfeifen. Obwohl in den Archivalien erst viel später erwähnt, so ist anzunehmen, daß man um diese Zeit neben den Posaunen auch die Zinken, Holzblasinstrumente mit Grifflöchern und rundem Mundstück, verwendete22). Leider ist die vom Rate dem Turnermeister erteilte „Instruktion" aus dem Jahre 1589 nicht mehr vorhanden2'). Nur vereinzelte Notizen! geben uns Aufschluß über seinen Aufgabenbereich. Außer der oben genannten Wache 5

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