Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Dezember 1949

Was Jahrhunderte vorher als leise Regung vernehmbar mar, ist nunmehr zum vollen Durchbruch gelangt: das Verschmelzen aller Formteile zu einem unlösbaren Ganzen, die Abkehr von der geraden Linie, das Streben nach ausschwingender Bewegung, die Umwandlung gleichberechtigter schöner Einzelwerte in eine Rangordnung, die auf einen Spitzenwert als Ziel hinstrebt. Schildträger und Schildfigur leben nicht mehr aus sich selbst; jener ist Vorbereitung, diese ist Erfüllung geworden. Nicht mehr gelassene Schönheit, sondern tänzerische Anmut beseelt das Spiel der Linie. Diese Umstellung vom Raume auf die Zeit hat eine Vereinheitlichung der Formgebung zur Folge. Bekrönung und Symbole entfallen, und das Mannigfaltige des Inhalts wird nun zu Bereicherung der Grundform. Dieses Beiwerk aber, das die Hauptlinien begleitet und umspielt, verrät noch eine gewisse Willkür und Unsicherheit in Erfindung und Anwendung. Man weiß wohl von der barocken Großform der Architektur her, was man will, man trifft — wie das Bild zeigt — genau den Ton, den diese Architektur angibt, aber man ist noch nicht bis zur völligen Verschmelzung von Gehalt, Form und Inhalt vorgestoßen. Es fehlt noch jene schwerelose Durchgeistigung, die ein wenig später die Innenarchitektur des Rokoko erstrebt und erreicht. Das Grundbuch weist für die Jahre 1736—1752 den Schiffmeister Josef Sellhammer als „Gastgeb" und Besitzer des Hauses Stadtplatz 44 aus. Dieser Mann war demnach an dem Verkehre der Schlepper beteiligt, die ennsaufwärts Lebensmittel für die Knappen des Jnnerberges beförderten. Bei diesem Wirte kehrten die Schiffer ein, worauf der Krebs als Sinnbild deutet, und zu dieser Zeit wird wohl auch das Schild gefertigt worden fein. Zeichnung 4: 24

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