Veröffentlichungen des Kulturamts der Stadt Steyr, März 1949

Burg klar hervor. Fluhseitig schloß ein halbrunder Turm die Ufermauer ab. Gegen den Anger, auf welchem sich heute der Staütplatz befindet, war der Stadtkern durch einen breiten Graben und eine Doppelmauer gesichert. Die vordere niedere Mauer schloß mit der hohen Mauer den einige Meter breiten Zwinger ein. Ueber der Enge stand ein Tor. Woher dies alles bekannt ist? Niemand hat noch über diese Befestigungen geschrieben, die schon vor Hunderten von Jahren teils abgebrochen, teils in die sich ausdehnende Stadt eingebaut wurden. Aus einem gründlichen Studium des Stadtgrundrisses, aus Grundrihaufnahmen der in Betracht kommenden Häuser und verschiedenen Nachrichten, welche die aus den Grundrissen gezogenen Schlüsse zu bestätigen scheinen, ergab sich obige Schilderung der Befestigungen. Ennstor Nach einer Bleistiftzeichnung v. Ing. Bern dt Die Befestigung der Stadt gegen den Anger schloß an die Befestigung der Burg an. Und doch waren Burg und Stadt durch Mauern vollständig getrennte Gebiete. Die Enge und die Kirchengasse waren also Gassen ganz kleiner befestigter Siedlungen, daher recht schmal angelegt. Als nach dem Landtage von Tulln im Jahre 980 die Stadt erweitert wurde, legte man die Befestigungen der einzelnen Bauabschnitte nur provisorisch an. Mit starken Pfählen wurde eine Schutzwand längs der Enns geschlagen. Es besteht die nicht ganz unbegründete Vermutung, daß damals die romanische Kirche mit den dazugehörigen Gebäuden eine Art Befestigung bildete. Man vergleiche nur die Schießscharten in der hohen Schutzmauer am Dachboden des Hauses Berggasse 48, welches als Organistenhaus wie das anschließende Haus — die uralte lateinische Schule — zur Kirchenbefestigung gehörte, mit den Schießscharten im Hause Berggasse 36, welches zur Stadtbefestigung gehörte. Letztere sind augenscheinlich aus späterer Zeit. Es ist bisher noch nicht gelungen, genauere Aufzeichnungen darüber zu finden, was im Jahre 1475 auf Befehl des Kaisers an Befestigungen gebaut wurde. Das gotisch gebaute Pfarrtor wird aber schon 1467 erwähnt und stand damals sicher schon viele Jahre. Es war ein Teil der Kirchenbefestigung, ebenso wie der eckige Turm beim Pfarrhaus. 29

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