Veröffentlichungen des Kulturamts der Stadt Steyr, März 1949

jchastliche Zug unter den Handwerkern in den österreichischen Städten war nicht aufzuhalten. Bereits im 14. Jahrhundert kannte man infolge der vorherrschenden Spezialisierung über hundert Gewerbe. Jedes Handwerk suchte sich die rechtliche Grundlage durch eine von der Obrigkeit verliehene Handwerksordnung zu verschaffen'". Während Steyr aus dem 14. Jahrhundert fast keine urkundlichen Nachrichten über das Zunftwesen besitzt, haben sich in Linz und Freistadt Handwerksordnungen aus dieser Zeit erhalten33. Da unsere Stadt aber irrt Mittelalter zu den vornehmsten Städten Oesterreichs zählte, kann man wohl annehmen, daß auch hiesigen Handwerksoerbänden schon in der zweiten Hälsle dieses Jahrhunderts Privilegien erteilt wurden. Reichlicher fließen die Quellen im 15. Jahrhundert. Sie berichten, daß außer den Messerern schon 1447 die Schneider3?, 1459 die Zimmerer33, 1466 die Klampferer33 ihre Handwerksordnung erhielten. Die Zahl der Innungen dürfte aber größer gewesen sein, da Preuenhuber erzählt, daß im Jahre 1471 zum Empfange Kaiser Friedrichs alle Zechen und Zünfte mit ihren Fahnen aus- riicften30. Wie aus den vorhandenen Zunfturkunden hervorgeht, erhielten gegen Ende des Jahrhunderts, und zwar 1483 die Beutler33, 1486 die Hafner33, 1488 die Klingenschmiede^ und 1495 die Steinmetze ihre Handwerksfreiheiten3^. 1496 lesen wir von den Meistern und Gesellen des Binderhandwerks33. Jedenfalls gehört auch die Handwerksordnung der Tischler noch dem 15. Jahrhundert an, da aus dem Jahre 1536 bereits eine Tischlergesellen-Ordnung vorliegt33. Vielleicht war es bei dem einen oder anderen Handwerk nur eine Erneuerung oder Verbesserung althergebrachter Privilegien. Dies dürfte sicherlich bei einigen Handwerksordnungen zutreffen, die erst im 16. oder gar im 17. Jahrhundert in den Archivalien erwähnt werden. Es kam auch vor, daß Zunftordnungen den Flammen zum Opfer fielen und wieder neu aufgerichtet werden mußten. So ging die Handwerksordnung der Klingenschmiede aus dem Jahre 1488 bei einem Brande in Steyrdorf3?, jene der Lederer beim großen Stadtbrand im August des Jahres 1727 zugrunde33. Im Jahre 1525 stand Steyr mit 22 Zechen und Bruderschaften an der Spitze der oberösterreichischen Städte. Ich nenne hier nur Unser lieben Frauen- und St.-Barbara-Zeche und Bruderschaft der Messerer, die Dreifaltigkeitszeche der Schneider. Unseres Herrn Fronleichnamszeche der Klingenschmiede, Schleifer, Schlosser, Bäcker und Fleischhacker und die St.-Jakobs-Bruderschaft, der die Schuster, Binder, Scherenschmiede, Hafner, Weber, Ahlschmiede und Bürstenbinder angehörten3". Auffallend ist, daß sich in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts die Bestätigungen von Handwerksfreiheiten geradezu häufen. Nad-

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