Veröffentlichungen des Kulturamts der Stadt Steyr, März 1949

Wenden wir uns nun der vermeintlichen Befestigung der Stadt vom Jahre 1475 zu. Das Ennstor wurde 1489 vollendet. Am Ennsuser wurden die halb verfallenen Palissaden weggeräumt und eine starke Mauer aufgeführt, in welche einige Tore und Türen, aber auch eine größere Bastei (dort wo heute das Kreisgericht steht) eingebaut wurden. Wo heute das Neutor steht, wurde eine Bastei und ein Tor errichtet. Durch letzteres gelangte man in die Bindergasse. Ein Brand im Jahre 1522 hat fünf Türme und die Bastei zerstört. Den Zusammenschluß mit der alten Kirchenbefestigung können wir heute noch sehen, wenn wir den Zwinger neben dem Innerberger Stadel betreten. Die in zwei Etagen angelegten Schießscharten der mit Zinnen gekrönten Mauer zeigen schon einen großen Fortschritt an der Kriegsbaukunst. In diese Mauer war auch ein runder Puloerturm eingebaut, welcher später zu dem Hause Vindergasse 6 umgebaut wurde. St.-Gilgen-Tor Nach einem Modell von Ing. Bern dt Wahrscheinlich wurde um 1480 auch das Garstnertor gebaut, welches mit dem Pfarrtor zusammen St.-Gilgen-Tor genannt wurde. Das St.-Gilgen-Tor, eines der größten und merkwürdig gestalteten Tore des alten Steyr, vermittelte den Weg aus der Stadt nach Garsten. In dem runden, im renaissanceähnlichen Stil erbauten Garstnertor befand sich die Wohnung des Maumers. Sein militärischer Zweck war die Flankierung des Grabens, welcher der Stadtmauer bis zum Schloßgraben vorgelegt war, wie auch die Sicherung der Stadtpfarrkirche. Die auffallende Rundung des Brucknerplatzes beim Denkmal des Musikkünstlers ist noch eine Erinnerung an das Garstnertor, da die Gartenmauer auf die runde Außenmauer des Tores aufgebaut ist. Das Holubhaus ist in den Graben des Tores im Jahre 1848 vom Bürgermeister Kompaß gebaut worden. Auch der Brunnen vor der Pfarrkirche steht über dem ehemaligen Torgraben. Das Pfarrtor, ein mehrstockhoher Turm, schloß unmittelbar an die Pfarrkirche an. Es war ein gotischer Bau, dessen Tor feindwärts durch ein Fallgitter verschließbar war. Das St.-Gilgen-Tor ist uns in Plan und Bild erhalten. 1848 wurde der letzte Rest des Torhauses abgetragen. Die neun Meter hohe Verteidigungsmauer vom Pfarrtor bis zum Schloß war am Fuße etwa 1.70 Meter stark. Oberhalb des Durchganges zur Mayrstiege ist noch ein Stück des alten Wehrganges zu sehen. Dieser Mauer vorgelagert und mit ihr den Zwinger bildend, war die niedere Stadtmauer, von welcher beim Gasthof „Deutsches Haus" auf der Promenade wie auch an anderen Stellen noch Teile zu sehen sind. Sie war 1.70 Meter hoch. Der Turm bei der Mädchenschule auf der Promenade bildete den Abschluß der Stadtbefestigung. 30

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