Veröffentlichungen des Kulturamts der Stadt Steyr, März 1949

In besonderem Ansehen muß um diese Zeit die Goldschmiedekunst gestanden sein, denn man findet nicht selten die Namen von Meistern und Gesellen dieses schönen Handwerks in den Ratsprotokollen verzeichnet. Neben Gold- und Silberarbeiten pflegten sie auch den „Stachelschnitt"115 unb mancher von ihnen war in jener Zeit auch Kupferstecher wie 3. B. der Wiener Johann Bloy oder der Nürnberger Hans Hensel448. In Steyr lebte damals der bürgerliche Goldschmied Wolfgang Hauser, dem wir die älteste Stadtansicht aus dem Jahre 1584 verdanken147. Er hat noch später, um 1611, vom Burgfried unserer Stadt Kupferstiche' angefertigt. Für zweihundert Exemplare erhielt er vom Rat 50 Mer118. In Blütezeiten des Handwerks, wie uns eine solche eben in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entgegentritt, spielten die Jahrmärkte eine besondere Rolle. Da sie zumeist für den Handel mit gewerblichen Erzeugnissen bestimmt waren, besaßen sie eine hervorragende Bedeutung für die Stadtwirtschaft442. Man könnte sie als eine Art Gewerbeausstellung in früheren Jahrhunderten bezeichnen. Bor dem 18. Jahrhundert gab es nur einen Jahrmarkt, nämlich den Frühjahrsmarkt' einige Wochen nach Oftern420. Rückte die Marktzeit heran, wurde mit den Vorbereitungsarbeiten begonnen. Der Stadtzimmermeister überwachte die Aufstellung der Hütten auf dem Stadtplatz424, der Stadtwache und dem „Bettlrichter" wurde eingeschärft, auf das „lose Ge- sind" achtzuhaben, damit es nicht haufenweis in die Stadt hereinlaufe122, feuerpolizeiliche Maßnahmen wurden getroffen und die Straßen und Plätze von Unrat und Schmutz gesäubert. Damals gab es noch keine Müllabfuhr. Schutt und Kot warf man auf die Gaffe oder in den Zwinger, in den Häusern hielt man Schweine, Gestank verschlechterte die Luft. Vor dem St.-Gilgen-Tor bei der Stadtpfarrkirche und vor den Stadtmauern, besonders vor jenen in Steyrdorf, häufte sich der Mist derart, daß 1596 sogar die Schießlucken mit Unrat verlegt mctren123. Jedes Jahr traf der Rat Anordnungen, um diese Uebelstände zu beseitigen. Kurz vor Beginn des Marktes besichtigten „Beschaumeister" die Warenlager der „auswendigen" oder Geimeister, wofür sie eine bestimmte Gebühr zu erlegen hatten. Was den strengen Anforderungen des Handwerks nicht entsprach, durfte nicht verkauft merben124. Den Geischneidern z. B. war nur das Feilhalten bestimmtKr Erzeugnisse wie Manns- und Weibskleider aus schlechtem Tuch gestattet, schon nach fünf Tagen mußten sie den Markt wieder verlassen42". Lebzelter aus der Umgebung konnten ihren Met nur in den Hütten ausschenken428. Auswärtige Hafner durften nicht mehr als zwei Fuhren Tonwaren auf den Markt bringen127. Eine Stunde lang, von 11 bis 12 Uhr, wurde am Donnerstag nach Jubilate, das ist der dritte Sonntag nach Ostern, die „Freiung" feierlich eingeläutet428. Noch heute sehen wir im Stadtmuseum einen Arm, der ein Gerichtsschwert hält. Dieses Symbol der „fürstlichen Freiung" wurde am Rathaus angebracht. Der Marktplatz stand nun während der Marktzeit unter einem besonderen „Rechts- und Friedensschutz". Jeder, der hier eine Freveltat beging, wurde vor einem eigenen Marktgericht abgeurteilt. Unter dem Schutz des Landesfürsten standen auch die Marktbesucher außerhalb des Stadtgebietes, ihnen wurde das „freie Geleite" zuteil422. Kauf14 Bild rechts: Die tFarfifreit:eit

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