F.L. Jahn und der Turnverein Steyr

Vom turnerischen Standpunkte aus gesehen ist diese Zeit der Zenit in der Geschichte des Vereins . Es zeigt sich, was ein Turnverein in Steyr leisten kann, wenn er alle turnbegeiste11en Menschen der Stadt und des Umlandes in einem Haus zusammenbringt. Ein schrecklicher Unfall ereignet sich allerdings im Juni 1934. Als einer von 91 Turnern, die für das bevorstehende Schauturnen üben, stürzt Sepp Pöllhuber vom Hoclu·eck. Wenige Tage später wird er von den Turngeschwistern auf seinem letzten Weg begleitet. Mit 1. Juli 1934 wird Dr. Oskar Kaltenegger dienstlich nach Linz versetzt. Mit ihm verliert der Verein den Vorstand, unter dessen Führung die lang ersehnte Turnhalle geschaffen und die turnerische Hochblüte erreicht wird. Für diese seine Verdienste wird Dr. Kaltenegger zum Ehrenmitglied ernannt und Karl Heindl tritt die Nachfolge an. Die Tatsache, dass es in der Zeit des Austrofaschismus zu keinerlei Beanstandungen konunt, zeigt wohl am besten, dass sich der Verein bis zu seiner Auflösung völlig aus der Politik heraushält. Die Märzereignisse des Jahres 1938 haben die Mitglieder des Steyrer Turnvereins, wie die Österreicher überhaupt, zwar mehrheitlich begrüßt, doch die Ernüchterung lässt nicht lange auf sich warten. Kaum ein Monat nach dem Anschluss müssen die Jugendabteilungen aufgelöst werden. Das ist ein schwerer Schlag für den Verein, weil dadurch die Kontinuität verloren geht. Einige Monate später erfolgt die Auflösung des 0TB bzw. seine Eingliederung in den Reichsbund für Leibesübungen, was der Auflösung praktisch gleichkommt. Der Turnbetrieb in Steyr kann zwar dank der Umsicht von Karl Heindl noch eine Zeitlang aufrecht erhalten werden , leidet aber sehr darunter, dass die Halle immer öfter für Parteiveranstaltungen zur Verfügung gestellt werden muss. Das Herz blutet denjenigen, die zusehen müssen, wie der behütete Turnboden, den sie selbst nur mit Turnschuhen hatten betreten dürfen, nw1 unter den Tritten genagelter Stiefel leidet. Zum Kriegsdienst werden 281 Vereinsangehörige, und diesmal auch Turnschwestern, eingezogen, 34 von ihnen kehren nicht mehr zurück. Ein we iteres Kriegsopfer ist Karl Hauk, jalu·zehntelang „Seele" des Vereins. Bei Aufräumarbeiten am Turnplatz nach einem Bombenangriff erleidet Hauk durch den wnstürzenden Fahnenmast einen Schädelbasisbruch und erliegt dieser Verletzung wenige Stunden später. 52

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