F.L. Jahn und der Turnverein Steyr

Der Ruf nach einer Turnhalle will im Verein nämlich nicht mehr verstummen. Uneinig ist man sich allerdings, wo die Halle hinkommen soll. Ein Großteil der Mitglieder will sie natürlich auf dem Turnplatz sehen, andere sind wegen des damals noch schlechten Zugangs mit Rücksicht auf die Kinder und Jugendlichen gegen diese Lösung. Die im Turnrat angestellten Überlegungen und Abwägungen führten schließlich am 6. Dezember 1930 zum Ankauf der Brauhaussäle an der Pachergasse. Der Bauzustand ist zwar nicht erfreulich, der Preis aber schl ießlich maßgebend. Die Spendefreud igkeit der Bevölkerung erlaubt es, sofort nach dem Ankauf an den Umbau zu denken, und dem unermüdlichen Einsatz des von 1921 bis 1938 als Säckelwart tätigen Anton Burner ist zuzuschreiben , dass nicht nur die Raten für den Ankauf, sondern auch die Umbaukosten rasch abgedeckt werden können. Anfang November 1931 findet die Eröffnung der neuen Halle statt. Dank der Bemühungen vonArchitekt Koppelhuber ist daraus ein Schmuckkästchen geworden. Es ist alles da, was eines Turners Herz begehrt. Ein geräumiger Turnsaal, der bei Festveranstaltungen bis zu 800 Personen fassen kann, eine große Bifüne, ein ebensolcherGeräteraw11, zwei Umkleideräume sowie Brausebäder. Zusätzlich ist eine Gastwirtschaft angeschlossen, mit großem Gastgarten, eine Kegelbahn tmd ein geräumiger Keller, der zur Schießstätte ausgebaut wird . Leider kann sich der Verein dieser neuen Errungenschaft nicht allzu lange erfreuen . Die politischen Verhältnisse in Österreich sind äußerst angespannt und schon 1934 kommt es zur Entladung. Die Februar-Ereignisse haben das Verbot des Arbeiter-Turnvereins zw· Folge, und nun zeigt sich, dass das gespannte Verhält11is, welches zwischen diesem und dem DTB-Verein geherrscht hat, nicht unter den Turnern besteht, sondern von außen in die Vereine hineingetragen worden ist. Denn die ausübenden Turner des aufgelösten Vereines suchen großteils beim ehemals „gegnerischen" Verein Unterschlupf und werden dort herz lich aufgenommen. Alle Zeitzeugen berichten von einem turnbrüderlichen Verhältnis, wie es besser gar nicht hätte sein können. Folge davon ist eine neue Blüte des Vereins , der nun eine Städtemannschaft stellt, die sich im Kunstturnen mit Wien, Salzburg, Graz und Linz erfolgreich messen kann 50

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