F.L. Jahn und der Turnverein Steyr
Noch im selben Jahr überlässt die Stadt dem Verein zu Turnzwecken einen Raum des in ihrem Besitz befindlichen ehemaligen Jesuitenklosters am Michaelerplatz (seit 1863 Realschule, heute Realgymnasium) sowie als Sommerturnplatz den anschließenden Zwinger. Dieser aus Klostertagen (nach Franz von Assisi) als „Assisensaal" bezeichnete Raum war bis 1977 der Turnsaal der Schule, der Zwinger ist heute der (noch immer im Eigentum der Gemeinde befindliche) Parkplatz des BRG Steyr. Der Verein geht sofort daran, beide Orte mit nicht unerheblichen Kosten auszugestalten. Als Turnlehrer wirde Herr Karl Petrusch gewonnen , der dann von 1872 bis 1876 auch der erste Turnlehrer der Steyrer Realschule ist. Aus den Berichten dieses Turnlehrers geht hervor, dass von den damals regelmäßig am Turnplatz anwesenden 83 Turnern 44 dem Arbeiterstand angehören und der Rest sich auf alle anderen Berufe ve1ieilt. Von Anfang an ist der Verein auch bestrebt, sich für die Allgemeinheit nützlich zu machen. So übernehmen die Turner im Kriegsjahr 1866 - nach Abzug des Militärs auf den Kriegsschauplatz - die Bewachung der Strafanstalt Garsten. Trotz der schweren Zeiten im Krieg und nach der Niederlage - vielleicht aber gerade deswegen - ninm1t der Verein in diesen Jahren einen steilen Aufschwung und tritt 1867 dem neugegründeten Turngau Oberösterreich-Salzburg bei . Qen wichtigsten gemeinnützigen Beitrag erbringt der Verein aber auf dem Gebiet des Feuerwehrwesens. Im Jahr 1864 wird eine Steigerabteilung gegründet und durch mehr als zehn Jahre obliegt dem Turnverein die Fülmmg, Ausstattung und Ausbildung der Wehr. Die Feuerwehrabteilung entwickelt sich aber so rasch, dass im Hinblick auf die großen Lasten, die dem Verein dadurch erwachsen, im Jahr 1875 die Trennung von Turnverein und Feuerwehr erfolgt, wobei der Verein der Feuerwehr Löschgeräte im Werte von 8.000 Gulden überlässt. Die Leitung des Vereins wird zwischen 1870 und 1900 von den Vorständen Wilhelm Klein (zwölf Jahre) und Dr. Julius Seidl (18 Jahre) walu·genommen, die für den gesellschaftlichen Aufschwung und das äußere Ansehen des Vereins auf das Beste sorgen. Das Hauptverdienst in dieser Zeit gebührt aber August Pichler d. Ä. , einem Mann, der 30 Jahre lang, von 1875 bis 1905 mit Liebe und Tatkraft für die turnerischen Belange verantwortlich zeichnet. 39
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