F.L. Jahn und der Turnverein Steyr

Von der wiedervereinigten „Deutschen Volkspaiiei" spaltet sich 1901 die Schönerer-Gefolgschaft als „Alldeutsche Vereinigung" ab, und 1911 wirde ein loser Gesamtverband aller national -deutsch-liberalen Richtungen namens „Deutscher Nationalverband" mit 104 Abgeordneten sogar zur stärksten Pai1ei im Reichsrat. Dabei spielt Schönerer allerdings kaum noch eine Rolle. Nach dem ersten We ltkrieg ( 1914 -1918) und dem Zusairunenbruch der Donaumonarchie wird deren deutsches Kernland nach dem Diktat der Sieger und gegen den Willen aller politischen Lager zur Republik Österreich. 9 l So bleibt die Verwirklichung der Nationalstaatsidee einem Oberösterreicher namens Adolf Hitler vorbehalten, dessen Weltbild im Wien Luegers und Schönerers geprägt worden ist. Das hat sicher nicht unerheblich zu der Katastrophe beigetragen , in welcher der ,,Traum vom Reich" dann 1945 endgültig untergeht. Anmerkungen: ' ) In Österreich gab es aus ähnlichen Überlegungen wie in Preußen zwa r in den .Jahren 1808 und 1809 einen Reformansatz, doch ging die Aufbruchsstimmung nach der Niederlage bei Deutsch-Wagram und dem Wiener Frieden vom 14. Oktober 1809, der auch das Schicksal des Tiroler Freiheitskampfes besiegelte, rasch wieder verloren. 2 ) Clemens Wenze l Lothar Fürst von Metternich, gebürtiger Rheinländer, österreich ischer Staatskanzler und einflussreichster Politiker seiner Zeit (,,Kutscher Europas"), war ein absoluter Gegner nati onal er und freiheit licher Regungen, weil er darin (zu Recht) e ine große Gefahr für den Vielvölkerstaat Österreich sah. 3 l Einig war s ich die Turner- und Studentenbewegung nur hinsichtlich de r Ab lehnung des Absolutismus, nicht aber der Monarchie. Allerdings gab es in den Burschenschaften auch Verfechter der Republik, z. B. die „schwarzen" Gießener Burschenschafter, die von Anfang an radikaler a ls die Jenenser und bald auch revolutionär auftraten . Ihr wesent li chster Vertreter, Kar l Folien , war 18[8 als Privatdozent in Jena Lehrer des Kotzebue-Mörders Karl Ludwig Sand. 4 ) Schwarz-Rot-Gold, die Farben der Urburschenschaft, wurden bereits 1848 in der Paulskirche zu „deutschen Farben" erklärt. Tm Deutschen Reich ( 187 1 - 191 8) und in der NS-Zeit ( 1933 - 1945) gab man allerdings Schwa rz-We iß-Rot (Kombinat ion der preußischen Farben mit denen der Hansestädte) den Vorzug. Erst die Weimarer Republik (1919- 1933) und nach 1945 die Bundesrepublik (sowie auch die DDR) kamen auf Schwarz-Rot-Gold zurück. In Österreich haben sich diese Farben im Staatswappen erhalten . 35

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