F.L. Jahn und der Turnverein Steyr
So bedarfe es der Ermordung des erfolgreichen Lustspieldichters August Friedrich Ferdinand von Kotzebue durch den Jenenser Burschenschafter Karl Ludwig Sand am 23. März 1819 in Mannheim, um der Geschichte eine entscheidende Wendung zu geben . Kotzebue ist ein (recht oberflächlicher) Gesellschaftskritiker und nimmt sich insbesondere als Kritiker der neuen Studentenbewegung kein Blatt vor den Mund. Sand ist ein politischer Wirrkopfund sieht seine Tat, die er schon Monate im Voraus geplant hatte, als Dienst am Vaterland. Im Verhör gibt er an, ausschlaggebend für den Mordplan sei die Erkenntnis gewesen, dass Kotzebue ein gewissenloser Fürstenknecht sei. Nach Einzelaktionen, z. B. in Preußen gegen Jahn und die Turner, und einem weiteren, allerdings missglückten politischen Attentat im Juli beschließt eine deutsche Ministerkonferenz im August 1919 auf Drängen Metternichs in Karlsbad einschneidende Maßnahmen: Verbot der Burschenschaften, Überwachung der Universitäten, Entlassung „revolutionär" gesinnter Lehrkräfte, Pressezensur, Verstärkung aller auf die Erhaltung der überl ieferten Ordnung gerichteten Bestrebungen. Zur Auflösung der Burschenschaften schreibt Daniel August von Binzer (1793 - 1868), Kieler und Jenenser Burschenschaft, den Text des Studentenliedes „Wir hatten gebauet .. .", der auf der nächsten Seite abgedruckt ist, weil darin der naive, über konfessionelle Grenzen hinweggehenden Gottglauben der damaligen Studenten sehr gut zum Ausdruck kommt. Die Auflösung der Burschenschaften treibt diese in den Untergrund. So finden geheime Burschentage 1820 in Dresden, 1821 in Streitberg und 1822 in Bensheim/Odenwald statt. 1827 wird in Bamberg die Allgemeine deutsche Burschenschaft wiedererrichtet. Als eine Folge der Begeisterung für den Freiheitskampf der Polen gegen die Russen verdrängt der modische polnische Schnürrock zunehmend die ,,altdeutsche" Festtracht der jungen Burschenschafter. Seit Anfang 1832 geht dann bei den Burschenschaften, in Turnerkreisen, an den Biertischen und in den Weinschänken ganz Südwestdeutschlands die Aufforderung von Mund zu Mund , zu einem „Manifest der Deutschen" auf dem Krestenberg oberhalb von Neustadt/Haardt zusammenzukommen. 25
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