F.L. Jahn und der Turnverein Steyr

Der zweite Tag des Wartburgfestes verläuft wesentlich ruhiger. Er besteht imWesentlichen aus einem Studentenparlament, bei dem Einlass fordernde preußische Offiziere recht handgreiflich abgewiesen werden, was später in Berlin zu einer Untersuchung gegen die preußischen Festte ilnehmer führt. Die bedeutendste geistige Leistung des Wartburgfestes ist die Rede von Friedrich Wilhelm Carove, Phi losophiestudent bei Hegel, Katholik und Sprecher der frisch gegründeten Heidelberger Burschenschaft. Er verweist darauf, dass es der Geist der Französischen Revolution war, der sich nun in Deutschland entfalte: ,,Er war es, der die Ideen von bürgerlicher Freiheit und von Vorurteilsfreiheit erweckte und die Anerkennung der wahren Menschenwürdeforderte. "Und dass nach 1806 ein weitererAnstoß e1folgt. ,, ... und wieder kam er von Franla·eich. Denn sein Volk überwältigte das unsere und gab unbewusst ihm hierdurch das Gefühl seiner Einheit wieder." Das Fest klingt mit der Verständigung über ganz handfeste studentische Fragen aus, wozu auch die Überwindung der Spannungen zwischen den „alten" Landsmannschaften und den ,jungen" Burschenschaften gehört. Die begeistert aufgenommenen Schlussworte Rödigers bescheren der Feier ein würdiges Ende. 3. Ruhe vor dem Sturm (Vormärz) Das Wartburgfest wird von der Reaktion als Provokation empfunden und als Anlass genützt, schärfer als bisher gegen die Freiheitsbewegung vorzugehen. Besonders Öste1Teichs Kanzler Metternich verstärkt seinen Druck auf jene deutschen Fürsten, die das liberale Treiben zulassen, allen voran den Weimarer Erzherzog Carl August, den „Altburschen", wie er von Metternich spöttisch bezeichnet wird. Metternichs Bemühen ist zunächst wenig Erfo lg beschieden, ganz im Gegenteil: Nach dem Waiiburgfest werden weitere Burschenschaften gegründet, und im Oktober 1818 konstituie1i sich in Jena sogar ein Dachverband. In seiner Verfassungsurkunde heißt es: ,, Die Allgemeine deutsche Burschenschaft ist die fi'eie und natürliche Vereinigung der gesamten wissenschaftlich auf den Hochschulen sich bildenden deutschen Jugend zu einem Ganzen, gegründet aiifdas Verhältnis der deutschen Jugend zur werdenden Einheit des deutschen Volkes. "

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