F.L. Jahn und der Turnverein Steyr
2. Das Wartburgfest Es ist nicht bekannt, wer als Erster auf die Idee gekommen ist, das Jubiläum „300 Jahre Reformation" zusammen mit der Siegesfeier für Leipzig am vierten Jahrestag der Völkerschlacht, also am 18. und 19. Oktober 1817 als großes nationales Studentenfest auf der Wartburg bei Eisenach durchzuführen. Zwei der engsten studentischen Freunde Jahns, Maßmann und Dürre, die von der Berliner Universität nach Jena gewechselt haben, machen sich die Urheberschaft streitig. Sicher ist aber, dass die Initiative von Burschenturnem ausgeht, und es ist zumindest nicht unwahrscheinlich, dass Jahn selbst den Anstoß dazu gegeben hat. Es ist nämlich bekannt, dass Jahn ähnliche patriotische Feste auf der Berliner Hasenheide durchführt und in seiner „Deutschen Turnkunst" nachdrücklich Volksfeste gefordert hat, die der Erinnerung an große Taten der Vergangenheit geweiht sein und dadurch ein Kraftquell für die Gegenwart werden sollen: ,,Es muss der Mensch dahin kommen, dass er fühlt und selbstbewusst wird, was er vermöge; wo er gestimmter fürs Wahre, fahiger fürs Rechte, empfänglicher fürs Gute, lebendiger fürs Schöne, begeisterter fürs Große - auflebt, entbrennt, entglüht; wo der Tat die Fortzeugungskraft mitgeboren wird, eine Pflanzschule künftiger Taten . " Das Wartburgfest wird von der Jenenser Urburschenschaft vorbereitet und gerät zu einer eindrucksvollen Demonstration der Deutschen Freiheitsbewegung und des neuen Burschenschaftertums. Als Fest zum Reformationsjubiläum ergeht die Einladung nur an die Studenten der 13 (zumindest vorwiegend) evangelischen Universitäten in Berlin, Breslau, Erlangen, Gießen, Göttingen, Greifswald, Heidelberg, Kiel, Königsberg, Leipzig, Marburg, Rostock und Tübingen. Die katholischen Hochschulen in Bayern (Würzburg und Landshut) bleiben ebenso unbeachtet wie die Hochschulen der Habsburgermonarchie (Prag, Wien und Graz). Nachdem der Festzug, von Eisenach ausgehend, die Wartburg e1Teicht hat, hält Heinrich Herrmann Riemann, im Befreiungskrieg preußischer Landwehrleutnant und Träger des „E isernen Kreuzes", jetzt Theologiestudent und führender Jenenser Burschenschafter, die Eröffnungsrede. 21
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