F.L. Jahn und der Turnverein Steyr

1840 erfolgt in Preußen ein Thronwechsel und König Friedrich Wilhelm IV. rehabilitiert umgehend die ehemaligen „Demagogen" Jahn und Arndt; 1842 wird auch die „TurnspeITe" aufgehoben. Unbeschadet davon hält sich Jahn weiterhin vom Turnen und von der Politik fern. Das Jalu· 1848 ruft den alten Freiheitskämpfer aber nochmals in die Öffentlichkeit zurück: Er wird zum Abgeordneten der Deutschen Nationalversammlung in Frankfu1t am Main gewählt. Hier gehört er der Freisinnigen Gemäßigten Partei an, stimmt für die Abschaffung der Todesstrafe und tritt für eine konstitutionelle Monarchie unter Führung Preußens ein. Dies bringt ihn in offenen Konflikt mit den republikanisch Gesinnten, wozu auch viele seiner Turnbrüder gehören. Am 18. September 1848 entgeht er in diesem Zusammenhang nur knapp einem Attentat. Daraufhin schreibt er seine „Schwanenrede", die mit folgendem Satz schließt: ,, Deutschlands Einheit war der Traum meines erwachenden Lebens, das Morgenrot meiner Jugend, der Sonnenschein der Manneskraft und istj etzt der Abendstern, der mir zur ewigen Ruhe winkt." Als er den Traum von der Erbkaiserwürde für Preußens König 1849 begraben muss - Friedrich Wilhelm IV. lehnt die ihm angetragene Kaiserkrone ab - zieht sich Jahn wieder völlig aus der Politik und nach Freyburg zurück, wo er am 15. Oktober 1852 nach kurzer Krankheit stirbt. Dieser Lebenslauf zeigt Friedrich Ludwig Jahn als einen Freigeist, der nichtsdestoweniger tradierte Werte hochhält, der sein Vaterland liebt, der seine Verantwortung für Volk und Heimat walu·nimmt und der das, woran er glaubt, auch predigt und vorlebt. Ei nern vor 1885 bei Reclam erschienenen Gedichtband ist z u entnehmen, dass Max von Schenkendorf sein „Wenn alle untreu werden ..." im Juni 1814 dem Turnvater Jahn gewidmet hat (siehe Faksimi le rechts). Man beachte die Unterschiede zum heute gesungenen Text in Zeile zwei und vier: „ Wenn alle untreu werden, so bleib ' ich euch doch treu, dass immer noch auf Erden für euch ein Streiter sei. " Und am Schluss heißt es: „Ich will mein Wort nicht brechen und Buben werden gleich, will predigen und sprechen von Kaiser und von Reich. " 14

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