F.L. Jahn und der Turnverein Steyr

Im Jahr 1802 findet man Jahn an der Universität Greifswald , wo er erstmals auf Ernst Moritz Arndt trifft. Von da an sind die Lebenswege der beiden „Volksmänner" Arndt und Jahn durch zahlreiche Überschneidungen gekennzeichnet. 1803 wird Jahn wegen Misshandlung eines Studenten der Universität verwiesen. In den folgenden Jahren bringt er sich als Hauslehrer in diversen herrschaftlichen Haushalten durch, wobei er rasch die schwärn1erische Zuneigung seiner Zöglinge gewinnt. Daneben arbeitet er schriftstellerisch (z.B. ,,Bereicherung des hochdeutschen Sprachschatzes", Leipzig 1806). Die Niederlage der Preußen bei Jena empfindet er so tief, dass ihm in der Nacht vom 14. auf den 15. Oktober 1806 das Haar ergraut. Die nächste Zeit verbringt Jahn im Elternhaus, bei Freunden oder auf Reisen, geht dann imWinter 1809 nach Berlin,wo er sein ,,Deutsches Volkstum" (Lübeck 1810) fertig stellt. Das Buch wird in den patriotischen Kreisen begeistert aufgenommen. Ab 1810 ist Jahn Lehrer und Aufseher an verschiedenen Berliner Untenichtsanstalten, und 1811 beginnt die praktische Turnarbeit auf der Hasenheide. Das Kriegsjahr 1813 erlebt Jahn beim Lützow'schen Freikorps zusammen mit anderen waffenfähigen Berliner Turnern. Er erhält den Befehl über eine Kompanie, die aber im Hinterland operiert und nur wenig Feind- berühnmg hat. Deswegen und wohl auch aus der Erkenntnis heraus, dass er sieb zum Offizier nicht eigne, bittet Jahn um vorzeitige Entlassung aus dem Freikorps. Daraufhin wird er der „Generalkommission für die deutsche Bewaffnungsangelegenheit" zugewiesen, eine Tätigkeit, die ihn im März 1815 sogar zum Kongress nach Wien bringt. Einige Monate später wird er von Staatskanzler Hardenberg zu den Friedensverhandlungen nach Paris berufen. Der Mann mit dem langen, wallenden Bart und der hohen Stirn, der täglich das Cafe de l'Emope besucht, wird von den schaulustigen Parisern als eine sehr seltsame Persönlichkeit wahrgenomrnen. 6 l Nach Berlin zurückgekelui widmet sich Jahn ganz der Tumerei sowie der Förderung der nationalen Befreiungs- und Einigungsbewegung. So kann er mit Fug und Recht als einer der Gründungsväter der Urburschenschaft in Jena und als Initiator des Wartburgfestes bezeichnet werden. Ende 1817 verleihen ihm die Universitäten Jena und Kiel die Ehrendoktorwürde. 12

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