F.L. Jahn und der Turnverein Steyr

Jahn selbst ist zeitlebens Wassertrinker und bekennt, dass er „ im Biergenuss keine Deutschheit suche". Auf den Turnplätzen solle nur „ trocken Brot gegessen und klares Wasser getrunken werden". Denn nur „der Mensch hat viel, der wenig bedm:f". Das Jahn'sche Turnen greift rasch über Preußen hinaus: In der Hansestadt Hamburg wird bereits 1816 der erste Turnverein gegründet und Anfang 1818 zählte man in deutschen Landen bereits mehr als 60 bedeutende Turnplätze; ja selbst in Paris wird ein solcher errichtet. Vor allem in ihrem Ursprungsland erleidet die Turnbewegung jedoch bald einen Rückschlag: 1820 werden in Preußen alle Turnplätze geschlossen, alle Turngeräte beschlagnahmt und das Turnen damit in die Illegalität gedrängt, was dem (in geschlossenen Räumen ausübbaren) Gerätturnen eine bis heute erhaltene Vorrangstei lung sichert.Nach Aufhebung dieser „Turnsperre" im Jahr 1842 erlebt das Turnen in Schulen und Vereinen dafür einen umso größeren Aufschwung. Zum ersten gesamtdeutschen Turnfest trifft sich die deutsche Turnerschaft im Jalu· 1860 - acht Jahre nach Jahns Tod - in Coburg. 3. Der Polterer Jahn zieht sich durch sein ganzes Leben, bringt ihn oft in Schwierigkeiten und schafft ihm auch viele Feinde. Jahn selbst schreibt von sich: ,,Ich bin ein Gemütsmensch, der gewöhnlich den Verstand nur erst gebraucht, wenn er sich in die Patsche gebracht. Aber zurücknehmen und widerrufen kann ich nicht. " Nach einer ziemlich frei verlebten Kindheit, in der er vom Vater, einem evanglischen Pfarrer, unterrichtet wird, kommt Jahn im Oktober 1791 zuerst an das Gymnasium in Salzwedel und ab 1794 an das Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin. Dort überwirft er sich mit den Lehrern und verlässt im April 1795 die Schule ohne Abmeldung. 1796 beginnt Jahn auf Wunsch des Vaters in Halle ein Theologiestudium, das er aber bald mit einem regellosen Geschichts- und Sprachstudium vertauscht, das ihn zehn verschiedene Universitäten kennenlernen lässt. Sein hitziges Temperament bringt ihn laufend in Schwierigkeiten, zeitweilig muss sich Jahn vor seinen Feinden sogar in einer Felsschlucht bei Giebichenstein an der Saale verstecken. Dort entsteht auch seine erste Schrift „Über die Beförderung des Patriotismus im Preußischen Reiche", die 1800 in Halle unter einem Pseudonym erscheint. 10

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