F.L. Jahn und der Turnverein Steyr

1. Der Patriot Jahn manifestiert sich in se iner, gegen die Franzosenherrschaft gerichteten Erz iehungsarbeit , in seinem auch persönlichen Einsatz während des Befreiungskrieges und in dem anschließenden, bis zu seiner Verhaftung 1819 intensiv geführten Kampf um ein national geeintes und liberal regiertes Deutschland, um einen gesamtdeutschen Verfassungsstaat, was ihm 1848 die späte Genugtuung der Wahl in die Deutsche Nationalversammlung (1848/ 49) einbringt. Jahn ist zwar ein kompromjssloser Feind allen französischen Einflusses auf deutsche Sitten und deutsche Kultur, das Motto der Französischen Revolution „Freiheit - Gleichheit- Brüderlichkeit" hat sein politisches Wollen aber sehr wohl beeinflusst. Als Beispiel für „diesen" Jahn sei ein hochgradig liberal-demokratisches Zitat aus „Merke zum Deutschen Volkstum" angeführt: ,,Die höchste Weisheit einer Regierung besteht immer noch darin, so wenig als möglich zu regieren und dem Volke alles zu überlassen, was es selbst besser zu seinem Besten leitet und waltet." Nichtsdestoweniger ist Jahn zeitlebens Monarchist 2 l und über seinen preußischen König lässt er trotz politischer Verfolgung, Haft und Verbannung nichts kommen. Im übrigen ist der Vorwurf der Volkstümelei, der Jahn schon von Zeitgenossen gemacht wird, wohl berechtigt. Jahn ist davon überzeugt, dass dem „Deutschtum" besonders edle Eigenschaften innewohnen, wodurch die Deutschen anderen Völkern, speziell den „Welschen", vor allem sittlich überlegen sind. Unter den vielen Ausführungen, die das belegen, sei die folgende, aus dem „Deutschen Volkstum" stammende, zitiert: ,,Der Name Deutsch war bis zu den neuesten Unglücksfällen (gemeint ist die Schlacht bei Jena und Auerstedt) ein Beehrungswort. Ein deutscher Mann , das war deutsch gesprochen, ein deutsches Wort, ein deutscher Händedruck, deutsche Treue, deutscher Fleiß - alle diese Ausdrücke zielen auf unser fest begründetes, wenn freilich nicht mit prunkendem Augenschein hervorstechendes Volkstum. Vollkraft, Biederkeit, Gradheit, Abscheu der Winkelzüge, Redlichkeit und das ernst e Gutmeinen waren se it e in paar Jahrtaus enden die Kleinode unseres Volkstums, und wir werden sie auch gewiss durch alle Weltstiirme bis auf die späteste Nachwelt vererben." 6

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