Der Kriegsverbrecherprozeß gegen Otto Perkounig vor dem Volksgericht Innsbruck im Jahre 1953

59 Janku selbst versuchte es sogar als eine Notwendigkeit darzustellen. Die Frauen mußten deshalb nackt arbeiten, weil der Leiter des Zwangsarbeitslagers, Siegmann verboten hatte, die Häftlinge in dieser Abteilung in ihren Häftlingsuniformen arbeiten zu lassen. Statt dessen sollte „ eine entsprechende Arbeitskleidung für diese Leute zur Verfügung gestellt werden. "199 Das Tragen einer Arbeitsschürze kann aber wohl kaum als eine „entsprechende Arbeitskleidung“ verstanden werden.200 Das Leben war für die Frauen in der Schmiede so schrecklich, daß „Auschwitz, wo wir zur Vernichtung hingeschickt worden sind, uns als Paradies erschien. "201 Zwischen fünf und sechs Uhr war die 12-stündige Arbeitszeit für die Frauen vorüber. Danach pflegte Müller dann seine sogenannte „Prügelstunde“ abzuhalten.202 Er rief eine oder mehrere nackte Arbeiterinnen in sein Büro. Sie mußten sich über den Schreibtisch legen mußten und er schlug mit der Peitsche auf die Frauen ein. Manchesmal befahl er 202 ihnen auch, sich breitbeinig hinzustellen und er schlug sie zwischen die Beine. „Einmal rief Müller mich zu sich, befahl mir auf den Stuhl hinzulegen und den Schlüpfer herunterzuziehen. Als ich mich dagegen wehrte, machte er das selbst. Er blieb dann fast eine Stunde stehen und beobachtete mich. "204 Meistens vergewaltigte Müller die Frauen anschließend. „Nach einem Besuch ' bei Müller hatten sie die Brust voller blauer Zeichen "205 und viele mußten auf das Krankenrevier gebracht werden. 198 Zeugenaussage Chlobowska-Stern Estera, 2.3.1947, Verfahren Perkounig, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53. 199 Vernehmung Ing.Franz Janku, 28.7.1947, Verfahren Perkounig, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53. 200 Außerdem kam Siegmann erst 1944 nach Radom, nachdem das Zwangsarbeitslager dem KZ Lublin unterstellt worden war. 201 Zeugenaussage Berensztajn Cutka, 2.3.1947, Verfahren Perkounig, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53. 202 „Nach Arbeitsschluß zwischen 5 und 6 Uhr hatte Müller immer seine Prügelstunde abgehalten“ sagte Lugmeier Heinrich, der unter Müller in derselben Abteilung arbeitete, aus. Zeugenaussage Lugmeier Heinrich, Hauptverhandlung Perkounig, 8.7.1953, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53. 203 Dafür soll er auch vom Werkschutz zurechtgewiesen sein. Zeugenaussage Guschlbauer Edmund, 8.7.1953, Verfahren Perkounig, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53 204 Zeugenaussage Berensztajn Cutka, 2.3.1947, Verfahren Perkounig, TLA LG Ibk, 10 Vr 257/53. 205 Zeugenaussage Frajdas Leon, 3.3.1947, Verfahren Perkounig, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53.

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