Der Kriegsverbrecherprozeß gegen Otto Perkounig vor dem Volksgericht Innsbruck im Jahre 1953

46 daß die Wohnungen „ derartig ausgeplündert, verwahrlost und beschädigt sind, daß ihre Instandsetzung selbst in einfachster Form für die Unterbringung von polnischen Arbeitern Kosten und Materialverbrauch verursachen würden, die dafür nicht gestellt werden können. "131 3. Die Errichtung des Zwangsarbeitslagers der SDP Während tausende Menschen deportiert und getötet wurden, war die SDP-Führung in Radom mit der Bewältigung der steigenden Kriegsanforderungen beschäftigt. Dazu war ein erhöhter Bedarf an Arbeitskräften vonnöten, den die SDP-Leitung zunächst aus dem Arbeitskräftereservoir in den Ghettos auszugleichen versuchte. Der Personalchef der SDP, Konrad Bretterklieber, kam zwei Monate vor der Aussiedlung im August 1942 in das „große“ Ghetto und suchte sich aus, was in der Fabrik an Facharbeiterinnen und Facharbeitern benötigt wurde.132 Die Menschen meldeten sich aber auch freiwillig zum Arbeitseinsatz, „da sie hiedurch mehr oder weniger vor einem Abtransport sicher waren. 1133 Bretterklieber stellte 45 Arbeiterinnen und Arbeiter an, die dann jeden Tag von der SS in die Fabrik und zurück in das Ghetto gebracht wurden. Verpflegt wurden sie vorerst von der Gewehrfabrik.134 Nach den Ghettoräumungen Ende August 1942 war es zunächst unklar, ob die SDP die jüdischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter behalten konnte. Ende 1941 war die Zeit der Blitzkriege vorbei und es zeichnete sich ein langer Krieg ab. Die Waffenfertigung wurde zur Schwerpunktfertigung erklärt und die Waffenproduktion der SDP wurde mit der höchsten Dringlichkeitsstufe versehen.135 Nachdem der Arbeitseinsatz der jüdischen Bevölkerung bereits im Frühjahr 1942 geklärt worden war, gab es im Oktober 1942 zwischen dem SS- und Polizeiführer im Generalgouvernement, 131 KTB Rüko Radom, 24.8.1943, T 77/619/189750. 132 Zeugenaussage Baum Charles, 7.2.1968, Verfahren Weinrich, 147 Js 38/65, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53. 133 Zeugenaussage Mayr Johann, 16.3.1951, Verfahren Perkounig, TLA LG Ibk, 10 Vr 257/53. 134 Zeugenaussage Mayer Johann, 8.7.1953, Hauptverhandlung Perkounig, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53. 135 Perz, Projekt Quarz, S 91.

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